„Aktivität ist der Feind des Investors!“ Natürlich ist der legendäre Gründer des Indexfondshauses Vanguard, John C. Bogle, immer für markige Sprüche gut, und angesichts seiner langen Historie als Verfechter des Indexierungsgedankens und Erschaffer des ersten offenen, wohlgemerkt nichtbörsennotierten, Indexfonds im Jahr 1975, kommt Bogle als glaubwürdig bei Anlegern an. Unbestreitbar zählte jedenfalls sein Interview mit Scott Cooley, Director Policy Research bei Morningstar, zu den Highlights unserer diesjährigen institutionellen Konferenz in Amsterdam in der vergangenen Woche.
Was hatte Bogle noch in petto für Investoren? Etliche Bonmots bzw. Weisheiten, die Investoren freilich in ihrer täglichen Arbeit nicht immer berücksichtigen: „Kurs halten und nicht das Geld zu oft hin und her schieben“, so Bogle in der per Videokonferenz übertragenen Fragerunde weiter.
Naturgemäß stehen für Bogle auch heute niedrige Kosten als das A und O der Kapitalanlage fest, und um den Punkt zu machen, ging er nicht nur aktive Manager an. Wer in Indexfonds investiert, so Bogle, sollte allenfalls fünf Basispunkte bezahlen. Faktisch fielen jedoch bei vielen passiven Investments Kosten von 15 oder 20 Basispunkten an. In diesem Zusammenhang kommt auch sein Seitenhieb auf börsengelistete Asset Manager. Fondshäuser, so Bogle, sollten dafür sorgen, dass Fonds die Cash Cow der Investoren seien und nicht die Unternehmens-Aktionäre reich machten. Vanguard zeichnet sich durch eine seltene Eigentümerstruktur aus: Die Gruppe befindet sich im Besitz der (amerikanischen) Anleger in Vanguard-Produkten. Als Fondsanleger legen sie indirekt die in der Regel tiefen Gebühren der Vanguard-Fonds selber fest.
In der Vergangenheit hatte Bogle wiederholt heftige Kritik an Exchange Traded Funds (ETFs) geäußert, was auf den ersten Blick erstaunen mag. Tatsächlich wird Bogles Kritik dann verständlich, wenn man sich den häufig falschen Gebrauch von ETFs vergegenwärtigt. Er vertritt den Standpunkt, dass ETFs aufgrund ihrer Börsenkotierung Anleger zum häufigen Handeln verleiten, was er, siehe seine obigen Ausführungen, nicht für erfolgversprechend hält.
Dass sich der Vanguard-Gründer auf Nachfrage wenig gnädig mit Blick auf Smart bzw. Strategic Beta Indexprodukten zeigt, versteht sich fast schon von selbst. „Was macht bei solchen Produkten das Beta aus? Das Momentum? Der Small Cap Faktor? Zu versuchen, cleverer zu sein als der Markt ist riskant, und solche Risiken brauchen wir nicht“, so Bogle und fügte hinzu: „Ich kenne nur zwei Smart Beta Ansätze, die ihren Index übertroffen haben: den von Rob Arnott mit Rafi and Jeremy Siegel mit Wisdom Tree. Aber auch hier handelt es sich nicht um wirklich erprobte Konzepte“.
Nur Ketzer werden sich nun vergegenwärtigen, dass Bogles Baby Vanguard schon längst zu den Schwergewichten im ETF-Geschäft zählt und auch jüngst mit der Einführung einer Reihe von Strategic Beta ETFs für Aufsehen sorgte. Es steht zu vermuten, dass Bogle nicht erfreut darüber sein dürfte, dass sich Vanguard von seinen puristischen Visionen des Index-Investierens längst gelöst hat.
Umso lieber schwingt Bogle die Keule gegen aktive Manager. Die hohen Kosten aktiv verwalteter Fonds würden ethische Probleme aufwerfen. Die Fondsindustrie habe den Fondsinvestor vom Fahrersitz verdrängt und würde seine Interessen nicht den eigenen vorziehen, wie es die fiduziarische Natur des Investmentfonds vorsehe. „Früher waren Fondsmanager noch mit ihrem eigenen Geld im Risiko“, so Bogle. Er bemängelte, dass große Fondsanbieter Anleger nur selten an den Skaleneffekten teilhaben ließen. „Die Fondskosten müssen runterkommen, das macht zwar heute keiner, aber sobald es der erste vormacht, werden die anderen folgen“.
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