Nachdem Fonds-Investoren in Europe zunächst zögerlich auf den sogenannten Reflations-Trade reagiert hatten, der seit der US-Präsidentschaftswahl vor allem die Aktienkurse von zyklischen Branchen nach oben geschwemmt hat, sind sie im Januar beherzt ins Risiko gegangen. Langfristfonds, also Publikumsfonds ohne Hinzurechnung von Geldmarktprodukten, verbuchten in Europa im Januar Zuflüsse von 33,2 Milliarden Euro. Das war das höchste Niveau seit Juli 2015. Das ergab die aktuelle Morningstar Fondsabsatzstatistik für in Europa domizilierte Fonds (ohne ETFs).
Die höchsten Zuflüsse verbuchten im Januar Rentenfonds, die eine Nettovertriebsleistung von 16,86 Milliarden verbuchten. Mischfonds sammelten netto 7,29 Milliarden ein. Dies machte den Januar für die Aktien-Rentenfonds zum stärksten Monat ebenfalls seit Juli 2015. Alternative Fonds, die Hegefonds-ähnliche Strategien implementieren, verbuchten solide Zuflüsse von 3,14 Milliarden Euro.
Bemerkenswert waren indes die Zuflüsse in Aktienfonds. Die absolute Höhe von 3,36 Milliarden ist an sich recht unspektakulär; dass das Gros dieser Gelder aktiv verwalteten Aktienfonds zuging kann in heutigen Zeiten, in denen aktiv verwaltete Aktienfonds einen schlechten Leumund haben, indes schon fast als spektakulär bezeichnet werden. Nach dem annus horribilis 2016, als über 86 Milliarden Euro aus aktiv verwalteten Aktienfonds abgezogen wurden, dürfte dies für die Branche eine willkommene Atempause gewesen sein. Zuletzt wurden im Oktober 2015 derart hohe Zuflüsse gesehen. (Hier finden Sie eine Übersicht zu den Top-Sellern unter den aktiv verwalteten Aktienfonds im Januar).
Von den hohen Zuflüssen in Geldmarktfonds in Höhe von 30,54 Milliarden Euro wurden gut 97 Prozent oder 29,78 Milliarden Euro in Produkte mit Domizil Frankreich investiert, was auf einen länderspezifischen Sonderfaktor hindeutet und nicht als generelle Risikoaversion europäischer Investoren gedeutet werden kann.
Tabelle: Mittelflüsse nach Asset Klassen
Auf Ebene der Fondskategorien stachen im Januar zwei Trends heraus: Einmal die verstärkte Nachfrage nach Risiko-Assets: global investierende Hochzinsfonds sammelten 3,44 Milliarden im Januar ein. Global anlegende Schwellenländer-Rentenfonds sahen Zuflüsse von 2,46 Milliarden Euro ein, und global investierende Aktienfonds gingen 1,78 Milliarden Euro zu.
Der zweite Trend betrifft die ungebrochen hohe Nachfrage nach Mischfonds. Gleich drei Mischfondskategorien waren im Januar in den Top zehn Kategorien vertreten. Interessant ist, dass die Vertriebs-Story hier typischerweise ein hochkonzentrierte ist: Stichwort alternative Multi-Strategiefonds: Hier konnten die drei am meisten nachgefragten Fonds, Invesco Perpetual Global Targeted Return, Goldman Sachs Strategic Absolute Returns, und Deutsche Concept Kaldemorgen, über eine Milliarde der Kategoriezuflüsse von 1,7 Milliarden Euro auf sich vereinen. Bei flexiblen Mischfonds gingen der Flossbach von Storch Multiple Opportunity Strategie fast 500 Millionen Euro von 1,39 Milliarden zu.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Zuflüssen
Auch wenn die Kategorien mit den höchsten Abflüssen eine recht heterogene Gruppe ist, finden sich europäische Aktien- und Rentenkategorien häufig unter den Verlierer-Kategorien. Die höchsten Abflüsse mussten EUR Unternehmensanleihen und diversifizierte EUR Rentenfonds hinnehmen, wobei die hohen Abflüsse aus Pioneerfonds-Rentenfonds auf einen Sondereffekt hindeuten: Im Dezember wurde bekannt, dass sich die Unicredit-Tochter sich von Europa-Rentenchef Tanguy Le Saout getrennt hat (lesen Sie hier mehr). Das haben Anleger mit Geldentzug quittiert.
Dass zwei Aktien-Wachstumskategorien (USA und Europa Standardwerte) überwiegend verkauft wurden, dürfte indes hauptsächlich mit der aktuellen Stil-Rotation zusammenhängen: Value-Fonds werden im Zuge der Nachfrage nach Zyklikern verstärkt nachgefragt, während die lange Zeit favorisierten Wachstumstitel eher abgestoßen werden.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen
Mit Blick auf die Anbieter mit den höchsten Mittelzuflüssen stachen im Januar Amundi und PIMCO heraus. Bei Amundi waren vor allem Kurzläufer-Rentenfonds sowie Kapitalschutzfonds nachgefragt, bei PIMCO stand erneut der PIMCO GIS Income Fonds im Vordergrund, der 1,2 Milliarden der 2,1 Milliarden Euro an Nettoflüssen auf sich vereinen konnte. Bei Credit Suisse und Eurizon, der Tochter der italienischen Bank Intesa Sanpaolo, standen Laufzeitfonds im Vertriebsfokus.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Zuflüssen
Bei den drei Anbietern mit den höchsten Abflüssen stehen vor allem lokal in den Heimatmärkten vertriebene Produkte im Vordergrund. Delta Lloyd litt unter hohen Anteilsscheinrückgaben beim Delta Lloyd Equity Sustainable Global, einem global anlegenden Nachhaltigkeitsfonds, der in den Niederlanden vertrieben wird. Bei dem in Dänemark aktiven Anbieter Laegernes Invest gaben Anleger Hochzinsfonds zurück, und Aletti Gestielle aus Italien musste Abflüsse aus Target Date Fonds und anderen Mischfonds hinnehmen.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Abflüssen
Bei den Fonds mit den höchsten Abflüssen ragte die erneut sehr hohe Nachfrage nach dem oben bereits erwähnten PIMCO GIS Income Fund heraus. Dieser Rentenfonds, der im Gegensatz zu den typischen PIMCO-Produkten nicht überwiegend von makroökonomischen Szenarien geleitet wird, zielt auf bestimmte Sektoren ab, die hohes Einkommen versprechen. So standen in den vergangenen Jahren strukturierte MBS-Papiere im Vordergrund. Im Zuge der sehr ordentlichen Performance ist die Nachfrage nach diesem Produkt kontinuierlich gestiegen. Nicht zuletzt die hohen Zuflüsse trugen dazu bei, das Fondsvermögen in den vergangenen drei Jahren von 3,8 Milliarden Euro im Februar 2014 auf aktuell 21,3 Milliarden Euro aufzublähen.
Der von Thomas Schüssler verantwortete DWS Top Dividende wurde ebenfalls unverändert stark nachgefragt, auch wenn der Fonds im vergangenen Jahr eher unterdurchschnittliche Erträge erzielte. Langfristig zählt der Fonds zu den besten global anlegenden Dividenden-Aktienfonds.
Nach einer sehr langen Durststrecke sammelte der M&G Optimal Income Fund im Januar gut 459 Millionen EUR ein. Der Fonds wurde vom kontinuierlichen Rendite-Rückgang auf dem falschen Fuß erwischt und musste in den vergangenen zwei Jahren hohe Abflüsse hinnehmen. Die guten Ergebnisse der vergangenen Monate, in denen der Fonds von seiner sehr Nahe-Null-Duration profitierte, haben Anleger zumindest in jüngster Zeit für die längere Performance-Durststrecke ein wenig entschädigt.
Hohe Abflüsse musste indes die in Großbritannien domizilierte Variante des Standard Life Global Absolute Return Strategies hinnehmen, aus der Anleger 670 Millionen Euro abzogen. Dies war erst der zweite Monat mit hohen Abflüssen. Dass das Fondsvermögen in EUR in den vergangenen Monaten stark abgeschmolzen ist, liegt indes nicht an Preisabschlägen, sondern an der Abwertung des britischen Pfund, das sich in unserer EUR-Statistik stark niederschlägt, wovon die britischen Pfund-Anleger nicht betroffen waren. Indes waren viele Anleger von den Preisabschlägen 2016 im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich (je nach Fondstranche) offenbar „not amused“, wie die hohen Abflüsse zeigen. Eher unspektakulär kommen dagegen die Abflüsse aus dem Nordea Stable Return daher: Da der Fonds unverändert einem Vertriebsstopp unterliegt, überrascht nicht, dass die Summe der Abflüsse die (kaum vorhandenen) Zuflüsse übersteigt.
Tabelle: Die Vertriebsbilanz der größten Publikumsfonds (ex Geldmarkt)
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.