Wirklich überraschend kommt die Übernahme von Source ETFs durch Invesco nicht. Bereits im Oktober 2016 hatte der Mehrheitseigner von Source, das Private-Equity-Haus Warburg Pincus, angekündigt, seine Anteile verkaufen zu wollen. Was ist von dem Deal zu halten, der im dritten Quartal dieses Jahres final über die Bühne gehen soll?
Invesco dürfte die Übernahme nutzen, um sich wieder in Europa in Erinnerung zu rufen. Die Amerikaner, die auf ihrem Heimatmarkt den Sprung unter die fünf größten Anbieter geschafft haben, bringen es in Europa auf einen Marktanteil von gerade einmal 0,4 Prozent; mit einem verwalteten Vermögen von 2,4 Milliarden Euro kratzen die 16 PowerShares ETF hierzulande also gerade einmal an der Wahrnehmungsgrenze.
Source ETFs dagegen bringt mit seinen 65 ETFs ein Vermögen von 16,3 Milliarden Euro auf die Waage, was einem Marktanteil von 3,8 Prozent entspricht. Das klingt zwar nach wenig, reicht aber für Platz sieben der Anbieter-Rangliste nach verwaltetem Vermögen. Die Realität für mittelgroße Anbieter ist nun mal an einem Markt, in dem die Großen Drei, iShares, db X-trackers und Lyxor, gut zweidrittel der Assets auf sich vereinen, recht trist.
Spannend wird es indes zu sehen, wie Invesco die Übernahme handeln wird. Einerseits könnte die Sache reibungslos über die Bühne gehen, weil die Produktpaletten kaum Überschneidungen zeigen: Sieht man von drei ETFs auf US- und europäische Source-Rafi-Produkte ab, dann ergänzen sich beide Fondsanbieter recht gut.
Dennoch dürften etliche Source-Produkte auf den Prüfstand kommen. Zum einen sind die allermeisten Produkte Swap-basiert. Invesco dagegen wendet bei der Indexabbildung die physische Replikation an. Und da nun mal Invesco die Richtung als übernehmendes Haus bestimmt, stehen die Chancen größer, dass sich etwas bei den Source-ETFs ändern wird als bei den PowerShares-ETF von Invesco. Die Tatsache, dass Anleger seit Jahren eindeutig ETFs bevorzugen, die die Indexbestandteile auch wirklich halten und deren Performance nicht per Derivat abgebildet wird, spricht ebenfalls dafür.
Interessant ist die Übernahme auch deshalb, weil die Produktpaletten sich zwar auf den ersten Blick ergänzen, Source aber – neben einer ganzen Reihe von Plain Vanilla ETFs – einige recht exotische Produkte aufweist, die wenig mit den Value-orientierten RAFI-ETFs von Invesco zu tun haben. Da sind zum einen die optimierten Sektor-ETFs auf europäische STOXX-Indizes, etliche Edelmetall-ETCs, komplexe Faktor-ETFs von Goldman Sachs sowie spezielle Renten-ETFs, die zusammen mit PIMCO aufgelegt wurden.
Zudem geht es um das Selbstverständnis: Während Invesco ein klassischer Asset Manager ist, stehen bei vielen Source-Produkten Drittpartner wie Legal & General, CSOP und PIMCO im Vordergrund als Asset Manager. Der Brand „Source“ in den Namen vieler Produkte ist also am ehesten Ausdruck einer Vertriebsstärke. Vor allem bei den PIMCO-Source Renten-ETFs handelt es sich mit einem kombinierten Vermögen von 6,4 Milliarden Euro keinesfalls um Leichtgewichte.
Es stellt sich also die Frage, ob Invesco die Übernahme von Source als Sprungbrett für einen Neustart als Asset Manager versteht, oder aber das Gemischtwarenkonzept von Source weiterführen will, das eigene Vertriebsstärke mit der Expertise von externen Asset Managern und Indexanbietern kombiniert.
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