Nachdem börsengehandelte Indexfonds in den ersten drei Monaten hohen Zuspruch erfahren hatten, haben sich Europas Indexfondsanleger in fast allen Asset-Klassen im April in Zurückhaltung geübt. Obwohl in allen großen Asset-Klassen Zuflüsse gesehen wurden, war das Niveau im Vergleich zu den ersten drei Monaten deutlich reduziert – bis auf Geldmarkt-ETFs, die überdurchschnittliche Zuflüsse verbuchten, wie aus unseren ETF-Absatzschätzungen hervorgeht. Angesichts des Zinsniveaus deutet die Nachfrage nach Geldmarktprodukten auf eine gestiegene Risikoaversion mancher Investoren hin, die im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Frankreich das Anlagerisiko reduzieren wollten.
Aktienfonds sahen im April Zuflüsse in Höhe von 2,2 Milliarden Euro nach 6,1 Milliarden im März. Die Zuflüsse in Renten-ETFs sackten auf 760 Millionen Euro ab nach 2,8 Milliarden Euro im Vormonat. Alternative ETFs, einschließlich Hebelprodukte, sahen Zuflüsse von 460 Millionen Euro (März: 170 Millionen Euro), und Rohstoffprodukte verbuchten Zuflüsse in Höhe von 420 Millionen Euro (1,3 Milliarden Euro). Geldmarkt-ETFs sammelten netto 240 Millionen Euro ein (180 Millionen).
Tabelle: ETF-Mittelflüsse im April nach Asset Klasse
Der Blick auf die Zuflüsse nach Fondskategorie ergibt kein einheitliches Bild: Einerseits wurden Eurozonen-ETFs stark gekauft. Das entspricht der Fortsetzung des bisherigen Jahrestrends. ETFs dieser Kategorie haben in diesem Jahr eine organische Wachstumsrate von 8,3 Prozent verbucht. Im März profitierten vor allem iShares und – mit großem Abstand - db X-trackers und UBS von der Nachfrage nach Eurozonen-ETFs.
Zugleich wurden etliche andere europäische Regionen- und Länder-ETFs stark verkauft, so etwa ETFs der europäischen Standardwertekategorien Blend und Value, sowie ETFs auf deutsche und Schweizer Large-Caps. Besonders stark verkauft wurden USA-Standardwerte-ETFs, typischerweise ETFs auf den S&P 500, was den bisherigen Jahres-Trend auf den Kopf stellt. Die Abflüsse von 1,4 Milliarden markierten den schwächsten Monat für Standardwerte-USA-ETFs seit März 2015. Besonders hoch waren die Abflüsse bei iShares und Vanguard.
Ein bemerkenswerter Trend des laufenden Jahres, der sich im April eindrucksvoll verstetigt hat, ist die hohe Nachfrage nach Schwellenländer-Indexprodukten. Schwellenländer-Aktien-ETFs sahen Zuflüsse von gut 750 Millionen Euro, und die beiden Schwellenländer-Rentenkategorien, Hartwährungs-ETFs und ETFs für lokale Währungen, waren ebenfalls stark nachgefragt. Offenbar sehen Anleger nach wie vor mehr Chancen als Risiken in Schwellenländern, ungeachtet der Tatsache, dass die Richtung der US-Handelspolitik nicht unbedingt Anlass zu Optimismus für die wirtschaftliche Entwicklung der Emerging Markets gibt.
Eine interessante Fußnote sind die konträren Wetten auf französische Aktien: Einerseits waren Frankreich-Aktienfonds gefragt. Aber auch Short-Produkte, die auf Eurozonen-Aktienindizes lauten, einschließlich solche auf den CAC 40, zählten zu den Anlegerfavoriten im April. Die bereits erwähnten Zuflüsse in Geldmarktprodukte vervollständigen dieses eher diffuse Investment-Bild.
Tabelle: Absatzbilanz im April nach Fondskategorien
Ein ungewohntes Bild zeichnete sich im April ab. Marktführer iShares musste erstmals seit Mai 2015 Mittelabflüsse hinnehmen. Die knapp 700 Millionen Euro an Anteilsscheinrückgaben gingen vor allem auf Abflüsse aus Aktien-ETFs zurück, wobei auch Renten-ETFs des Marktführers leichte Abflüsse hinnehmen mussten.
Bei den großen drei europäischen Anbietern gab es erstmals seit langer Zeit Bewegung. Im April profitierte die Societe Generale-Tochter Lyxor von starken Zuflüssen, unter anderem bei Hebel- und Aktienprodukten – interessanterweise standen bei Ersteren vor allem Short-ETFs auf den Euro Stoxx 50, den Bund Future und den CAC 40 im Vordergrund. Damit überholte Lyxor erstmals db X-trackers mit Blick auf das verwaltete Vermögen. (Allerdings sind hier weder ETCs der Deutschen Bank berücksichtigt noch ETFs der Label SG Issuer und Societe Generale, die wir getrennt führen).
Absolut gesehen konnten Amundi und UBS ETF die höchsten Zuflüsse unter den ETF-Anbietern in Europa im April verbuchen. Amundi verzeichnete hohe Zuflüsse in Aktien-ETFs, vor allem in Emerging Markets-, US- und Frankreich-Standardwerte Produkten. Auch die UBS profitierte von der hohen Nachfrage nach Aktien-ETFs. Hier standen globale und Eurozonen-Standardwerte im Fokus von Anlegern.
Tabelle: Absatzbilanz der größten zehn ETF-Anbieter im April
Im April wurden vor allem Standard-ETFs gekauft. Sie verbuchten Zuflüsse von 3,8 Milliarden Euro. Strategic Beta ETFs, also Produkte, die den Anspruch haben, kapitalisierungsgewichtete Indizes zu übertreffen, sahen dagegen nach wie vor eine eher gedämpfte Nachfrage. Am besten schlugen sich im Vertrieb Rendite-orientierte Strategien, während Risiko-orientierte ETFs auf der Stelle traten. Verglichen mit den hohen Abflüssen aus diesen Produkten im vierten Quartal 2016 stellt das allerdings bereits eine Stabilisierung dar. Insgesamt verharrt der Marktanteil von Strategic Beta ETFs bei unter acht Prozent des europäischen ETF-Markts.
Tabelle: Absatzbilanz von Strategic Beta ETFs
Ein letzter Blick auf die Absatzbilanz nach Einzel-ETFs illustriert überwiegend die oben skizzierte Absatztendenz nach Fondskategorie – Eurozonen-Aktien-ETFs waren gefragt, wie auch global investierende Schwellenländer-ETFs sowie Standardwerte-Produkte. Die hohen Abflüsse aus iShares-Produkten illustrieren die Hintergründe der negativen Absatzbilanz des Marktführers. Eine interessante Fußnote sind die hohen Zuflüsse in den DAX ETF der Deka, was gegen den negativen Trend bei deutschen Standardwerte-ETFs ging.
Tabelle: Top- und Flop-Mittelflüsse nach ETF
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