Europas Fondsanleger zeigen sich investitionsfreudig und sind zunehmend auch bereit, Risiken einzugehen. Wie die Morningstar Absatzschätzung für Fonds aus Europa (ex ETFs) per Ende April zeigt, verbuchten Aktienfonds Nettozuflüsse in Höhe von gut sechs Milliarden Euro nach leichten Abflüssen im Vormonat. Die mit Abstand höchsten Netto-Neuanlagen konnten jedoch Bond-Fonds mit 25,1 Milliarden Euro verzeichnen. Die Nachfrage nach Mischfonds bliebt mit einem Absatzplus von 10,4 Milliarden Euro ebenfalls solide, und auch alternative Fonds, die Hedgefonds-ähnliche Strategien anwenden sammelten netto 5,1 Milliarden Euro ein. Immobilienfonds verbuchten einen Absatz von gut 600 Millionen Euro. Geldmarktfonds sahen Zuflüsse von netto 9,2 Milliarden Euro.
Tabelle: Mittelflüsse nach Asset Klasse
Dass die hohe Nachfrage nach Bond-Fonds keinesfalls eine Flucht in den sicheren Anlagehafen impliziert, zeigt ein Blick auf die Mittelflüsse nach Fondskategorie. Global anlegende Schwellenländer-Rentenfonds, die auf Hartwährungen (vorwiegend US-Dollar) lauten, verbuchten mit 3,9 Milliarden Euro die höchsten Zuflüsse im April. Dies war auch zugleich das zweithöchste je gemessene Niveau für diese Fonds. Ashmore, Man Group und Templeton profitierten dabei besonders von der hohen Nachfrage. Auch Fonds für Schwellenländer-Bonds mit Schwerpunkt auf lokale Währungen zählten zu den zehn am meisten nachgefragten Kategorien. Hier standen die Produkte von GAM, PIMCO, und, wiederum, Ashmore im Vordergrund.
Auch flexible EUR Mischfonds hatten einen sehr starken Monat. Hier profitierten vor allem die Sparkassentochter La Caixa (Spanien), die Tochter von Intesa San Paolo Eurizon (Italien) und der bankenunabhängige Asset Manager Flossbach von Storch (Köln).
Wer sich auf die Suche nach eher risiko-orientierten Investoren begibt, wird in der unteren Tabelle nur bei einer Kategorie findig: diversifizierte Euro-Kurzläufer-Rentenfonds, die im April eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage sahen. Alternative Long/Short Rentenfonds hatten ebenfalls einen starken Monat, allerdings sind diese Produkte nur eingeschränkt als Risiko reduzierende Produkte zu verstehen und keinesfalls als marktneutral anzusehen: Diese Fonds wenden überwiegend direktionale Strategien an, und häufig war die Performance solcher Produkte in den per Saldo sehr freundlichen Rentenmärkten der vergangenen Jahre unbefriedigend.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Zuflüssen im April
Spiegelbildlich zu den hohen Zuflüssen in riskantere Rentensegmente mussten Fonds, die auf Euro-Staatsanleihen setzen, deutliche Mittelabflüsse hinnehmen. Dies betrifft auch die Kategorie der diversifizierten Euro-Rentenfonds, die einen signifikanten Teil ihrer Assets in Euro-Staatspapiere anlegen.
Die Abflüsse aus Fonds für französische Standardwerte dürfte in erster Linie auf die Risikoaversion von Investoren im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen zurückzuführen sein. Darunter litten insbesondere französische Häuser wie Amundi, Natixis und Moneta. (Es wird interessant zu beobachten sein, ob die Mai-Daten spiegelbildliche Zuflüsse für Frankreich-Aktienfonds aufweisen werden.)
Auffällig war im April auch, dass US-Aktienfondskategorien durch die Bank verkauft wurden. Alle sieben US-Aktienfonds-Kategorien mussten Abflüsse hinnehmen. Wie aus der unteren Tabelle hervorgeht, zählten sowohl Wachstums- wie Value-Fonds dazu. Offenbar haben Anleger zur Kenntnis genommen, dass US-Aktien ihren europäischen Pendants in diesem Jahr deutlich hinterherhinken.
Dass auch europäische Standardwertefonds verkauft wurden, mag nicht in dieses Bild passen, indes zeigt ein genauerer Blick, dass die Abflüsse in erster Linie auf den Abverkauf von prominenten Fonds zurückgeht, etwa vom Fidelity FAST Europe Fund, UBS (Lux) ES European Opportunity Unconstrained und Odey European Focus Fund. Alle diese Fonds hatten im vergangenen Jahr eine enttäuschende Performance abgeliefert, was Anleger auch noch in diesem Jahr mit Anteilsscheinrückgaben quittieren.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen im April
Kommen wir nun zur Anbieterebene. Erneut konnte die Allianz-Tochter PIMCO mit Zuflüssen von netto 4,4 Milliarden Euro die Rangliste anführen. Der Erfolg des prominenten Rentenfondsmanagers basiert in erster Linie auf der extrem hohen Nachfrage nach dem flexiblen US-Dollar-Rentenfonds PIMCO GIS Income, der knapp drei Milliarden Euro im April einsammeln konnte. In den ersten vier Monaten dieses Jahres vereinte der flexible Rentenfonds bereits 70 Prozent des gesamten Geschäfts von PIMCO in Europa auf sich.
Auch BlackRock hatte einen sehr erfolgreichen Monat im April (in dieser Statistik sind nicht die Abflüsse von iShares in Höhe von rund 660 Millionen Euro enthalten). Rund zweidrittel des April-Neugeschäfts steuerte nichtbörsennotierte Indexfonds an, die vor allem in Großbritannien vertrieben werden. Auf Kategorie-Ebene sammelte BlackRock das meiste Geld in GBP Inflationsschutzfonds und GBP Unternehmensanleihefonds ein.
Bei UBS stand im April das Geschäft mit Rentenfonds und – in deutlich geringerem Umfang – Immobilienfonds im Vordergrund. Indes musste UBS-Aktienfonds Abflüsse in Höhe von gut 600 Millionen Euro hinnehmen, das Gros davon wurde aus Indexfonds (ex ETFs) abgezogen.
Bei AGI standen indes Mischfonds im Vordergrund. Besonders hohe Zuflüsse steuerten den Allianz Income and Growth an, der allerdings nicht über ein Morningstar Analyst Rating von „Neutral“ hinauskommt.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Zuflüssen im April
Kommen wir nun zu den Häusern mit den höchsten Nettomittelabflüssen im April. Die höchsten Rückgaben musste Standard Life Investments verkraften. Das britische Haus litt besonders unter den Abflüssen aus der GARS Strategie. Hier standen zwei Fonds im Vordergrund, die zusammen gut 1,1 Milliarden an Nettoabflüssen hinnehmen mussten. Generali sah hohe Abflüsse aus Rentenfonds, und Aberdeen verzeichnete vor allem Abflüsse aus GBP Renten- und Mischfonds.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Abflüssen im April
Abschließend ein Blick auf die Absatzbilanz der größten zehn Publikumsfonds in Europa. Alles überragend waren die bereits oben erwähnten Zuflüsse von knapp drei Milliarden Euro in den PIMCO GIS Income, der sich bereits seit einigen Monaten großer Popularität erfreut. Der Fonds ist inzwischen mit einem Vermögen von gut 31 Milliarden Euro der zweitgrößte Fonds in Europa.
Am anderen Ende der Skala finden wir den drittgrößten Fonds Europas, die britische Variante des Standard Life GARS, der Abflüsse von gut 700 Millionen Euro hinnehmen musste. Grund hierfür wie auch für die vorangegangen schwachen Monate ist die enttäuschende Performance 2016 sowie die Tatsache, dass der Fonds auch in längeren Zeiträumen sein Ziel „Libor plus fünf Prozent“ verfehlt hat.
Ansonsten verzeichneten die meisten anderen Fonds unserer Top zehn-Liste im April Zuflüsse. Besonders erfolgreich waren dabei der AB Global High Yield Portfolio, der unverändert von der hohen Nachfrage nach Hochzinsprodukten profitiert (und dabei zu den besseren Produkten zählt) sowie der JPMorgan Global Income Fund, ein ausgewogener Mischfonds, der ebenfalls aufgrund einer überdurchschnittlichen Performance nun hohe Zuflüsse verbuchen kann.
Tabelle: Die Absatzbilanz der größten Fonds in Europa (ex Geldmarkt) im April
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