Nachdem europäische Fonds bis Juli in diesem Jahr eine rege Nachfrage erfahren haben, verlangsamten sich die Nettomittelzuflüsse in langfristige Fonds im August deutlich. Offene Fonds (Ex ETFs) verzeichneten mit 37,7 Mrd. Euro an Nettomittelzuflüssen das niedrigste Absatzniveau in einem Monat seit Januar. Die Zuflüsse in die Aktienfonds gingen von 17,7 Mrd. Euro im Juli auf 2,7 Mrd. Euro im August zurück. Mischfonds sammelten im August 8,7 Mrd. Euro ein, ebenfalls das niedrigste Niveau seit Januar, was vor allem an der verlangsamten Nachfrage nach Euro-Mischfonds und Laufzeitfonds lag.
Die Nachfrage nach Rentenfonds blieb im Vergleich zu den anderen großen Kategoriegruppen robust, dennoch waren die Nettomittelzuflüsse mit 21,6 Mrd. Euro im Vergleich zum bisherigen Jahrestrend niedrig.
Aktiv verwaltete Aktienfonds: Rückkehr ins Tal der Tränen?
Bemerkenswert ist, dass aktiv gemanagte Aktienfonds erstmals seit März Abflüsse erlitten. Die Nachfrage nach passiven Aktienfonds ging allerdings auch deutlich auf 3,2 Mrd. Euro zurück, nachdem sie im Juni mit 20,4 Mrd. Euro bzw. 4,5 Mrd. Euro im Juli kräftig im Vertrieb zugelegt hatten. Der Strukturwandel setzt sich also am Fondsmarkt fort, wenn sich die Umschichtungen von aktiven zu passiven Fonds auch nicht im Tempo des Jahres 2016 vollziehen, als 87,5 Mrd. Euro aus aktiv verwalteten Aktienfonds abgezogen wurden.
Passive Aktienfonds wuchsen in diesem Jahr organisch um 10,5% per Ende August gegenüber 1,3% bei aktiv gemanagten Aktienfonds. Ende August hielten passive Aktienfonds (offene und börsengehandelte Fonds) einen Marktanteil von 26,3% des verwalteten Vermögens in Aktienfonds europaweit.
Rentenfonds hingegen bleiben weiterhin eine Domäne aktiver Manager; der Marktanteil passiver Rentenfonds beschränkt sich 6,4% des in Rentenfonds investierten Vermögens. Aber auch hier sind Verschiebungen im Gange; Renten-Indexfonds sind in diesem Jahr organisch um 12,6% gewachsen, verglichen mit einem organischen Wachstum von 8,8% bei aktiv verwalteten Rentenfonds.
Zuflüsse in Geldmarktfonds lagen mit netto 23,8 Mrd. Euro deutlich über dem Niveau der Vormonate. Im bisherigen Jahresverlauf verzeichneten diese kurzfristigen Parkvehikel Nettomittelzuflüsse von 80 Milliarden Euro.
Tabelle: Mittelflüsse nach Asset-Klassen im August
Der starke Nachfragerückgang bei Aktienfonds zeigt sich deutlich am Asset Flow-Ranking nach Kategorien (siehe Tabelle unten). Es findet sich nur eine Aktienkategorie in der Liste der Kategorien; Fonds für globale Aktien - währungsgesichert. Fünf der Top-10-Kategorien waren Anleihekategorien, die sich überwiegend auf die renditestärkeren Marktsegmente festverzinslicher Papiere konzentrieren.
Die am stärksten nachgefragte Kategorie war erneut die Gruppe der global anlegenden flexiblen Rentenfonds. Seit Anfang des Jahres ist dies auf die enorme Nachfrage nach dem PIMCO GIS Income zurückzuführen, der fast das gesamte Nettoneugeld dieser Kategorie auf sich vereinte.
Auch Rentenfonds für Emerging Markets verzeichneten im August einen starken Absatz. Die Hauptnutznießer waren Franklin Templeton, Global Evolution, Neuberger Berman und Man Group.
Alternative Multistrategiefonds zogen beträchtliche Zuflüsse an. Invesco profitierte am meisten von der ungebrochenen Nachfrage nach seiner Global Targeted Returns-Strategie, die in diesem Jahr mehr Neugelder erhalten hat als jede andere alternative Strategie in der Kategorie Alternative Multi-Strategie. (Standard Life Investments verzeichnete dagegen weiterhin starke Abflüsse aus seiner Global Absolute Return Strategie; mehrere Ex SLI-Manager finden sich heute bei Invesco und leiten die oben erwähnte Strategie.)
Die Zuflüsse in Fonds der Kategorie EUR Kurzläufer haben im August an Fahrt gewonnen. Dies sollte im Zusammenhang mit der hohen Nachfrage nach Geldmarktfonds und alternativen Long/Short-Rentenfonds gesehen werden (letztere sind in der untenstehenden Tabelle nicht aufgeführt). Das könnte darauf hindeuten, dass viele Investoren Schutz vor steigenden Anleiherenditen suchen.
Tabelle: Die Fondskategorien mit der höchsten Nachfrage
Nach einer Atempause im Mai und Juli setzten sich die Abflüsse aus europäischen Aktienfonds für Standardwerte fort, die seit Anfang 2016 andauern. Die Hauptlast der Abflüsse trugen im August KBC, Credit Suisse und Fidelity.
"Sonstige" Mischfonds verzeichneten die höchsten Abflüsse in einem Monat seit Start unserer Mittelflussstatistik für Europa 2007. Die Rückgaben betrafen im Wesentlichen die in Italien vertriebene Laufzeitfonds und dabei vor allem Fonds der italienischen Fondshäuser Eurizon, Aletti Gestielle und Anima.
Bei Laufzeit-Rentenfonds standen vorzeitige Rückgaben bei drei institutionellen Fonds der Genossenschaftstochter Union Investment im Vordergrund. Fonds von BBVA, Credit Suisse und Aletti Gestielle litten ebenfalls unter Nettoabflüssen.
Die Rückgaben setzten sich bei Fonds für Dollar-Hochzinsanleihen fort. AXA Investment Managers verzeichnete hier nach Anbieter die stärksten Abflüsse. Die Produkte mit kurzer Laufzeit waren die am wenigsten geliebten High Yield-Fonds, was eine Reaktion auf die Folgen der Abwertung des US-Dollars darstellen könnte.
Angesichts der anhaltenden Underperformance des Value-Stil gegenüber Wachstumsaktien sind die Abflüsse aus globalen Value-Standardwertefonds keine Überraschung.
Tabelle: Die höchsten Mittelabflüsse nach Kategorie
Die Größten Zuflüsse nach Fondsanbieter
Die Durchsicht der erfolgreichsten Anbieter förderte für den August die identischen Ergebnisse hervor wie für die Vormonate: PIMCO übernahm erneut die Führung im Ranking der Fondsanbieter aufgrund der immensen Nachfrage für den bereits erwähnten PIMCO GIS Income. Im bisherigen Jahresverlauf vereinte dieser flexible Rentenfonds 75% der Zuflüsse in europäische PIMCO-Fonds aus. Noch extremer war dies im vergangenen Monat, als der Fonds über 90% aller Zuflüsse von PIMCO Europe ausmachte.
Auch für BlackRock verlief es im August ähnlich wie in den Vormonaten. Der größte europäische Fondsanbieter profitiert in diesem Jahr von Indexaktienfonds für institutionelle Anleger aus Großbritannien. Im August gingen diesen Produkten 1,9 Mrd. Euro oder fast 50% aller Zuflüsse in die BlackRock-Fonds in Europa zu. Im bisherigen Jahresverlauf flossen von den insgesamt 47,6 Mrd. Euro in BlackRock-Fonds in Europa insgesamt 31,1 Mrd. Euro in Indexaktienfonds, fast zwei Drittel der gesamten Nettoneugelder. Per Ende August waren 57% des Aktienfondsvermögens von BlackRock in Europa in passiven Fonds investiert (ohne iShares ETFs).
Im August profitierte Amundi vom Absatz kurzlaufender Rentenfonds. So wie auch im bisherigen Jahresverlauf. Dies gilt übrigens auch für Allianz Global Investors und Deutsche Asset Management.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Zuflüssen
KBC verzeichnete starke Abflüsse aus Aktienfonds, wobei der Löwenanteil der Rückgaben auf das Konto von Europa- und Eurozonen-Aktienfonds abgezogen wurde. Auch globale Large-Cap-Value-Fonds verbuchten Abflüsse.
Die Rückgaben bei AXA konzentrierten sich auf Hochzinsanleihenfonds, die auf US-Dollar und Euro lauten, aber auch der Vertrieb von Aktienfonds fiel zurück. Vor allem US-Large-Cap-Fonds und flexible UK-Aktienfonds erlitten Verluste.
Die negative Absatzbilanz bei Credit Suisse ging auf das Konto von Indexaktienfonds, die in der Schweiz vertrieben werden und europäische Large-Cap-Benchmarks abbilden.
Tabelle: Die Anbieter mit den höchsten Abflüssen
Die anhaltend hohen Zuflüsse in den PIMCO GIS Income waren im August das herausragende Merkmal bei Europas größtem offenen Fonds. Der Fonds setzt auf höherrentierliche Bonds und weist mittlerweile das Rekordvermögen von 45,6 Mrd. Euro auf. Europas zweitgrößter Fonds, der schwedische staatliche Pensionsfonds AP7 Aktiefond, bringt knapp 10 Milliarden Euro weniger auf die Waage. Die Tatsache, dass AP7 per Ende Mai noch der größte Fonds Europas war, illustriert die Wachstumsdynamik dieses Fonds, der ein Morningstar Analyst Rating „Silver“ hält.
Die AB Global High Yield („Bronze“-Rating) trotzte dem negativen Trend bei High Yield-Fonds und verzeichnete einen weiteren Monat mit hohen Zuflüssen.
Der Optimal Income Fund von M&G („Silver“-Rating) verzeichnete die stärksten Zuflüsse seit Februar. Trotz der im Vergleich zu anderen defensiven Mischfonds deutlich kürzeren Duration hat sich der rentennahe Fonds aufgrund des Engagements in stärker rentierlichen Bonds recht gut behauptet. (Die ultrakurze bis negative Duration, die der Optimal Income lange Zeit auswies, wurde im Laufe dieses Jahres leicht „verlängert“.)
Die britische Version des Standard Life Investments Global Absolute Return Strategies hatte weiterhin mit Gegenwind zu kämpfen und verzeichnete mit 371 Millionen Euro erneut die höchsten Abflüsse unter den größten Fonds Europas. (Der kleinere luxemburgische GARS-Fondsvariante büßte weitere 133 Millionen Euro ein).
Im August gab es erneut positive Nachrichten für Franklin Templeton. Der Global Total Return Fund verbuchte zum sechsten Mal in Folge einen positiven Absatzmonat. Die Nettomittelzuflüsse stellten mit 207 Mio. Euro das höchste Niveau seit November 2014 dar.
Tabelle: Die Absatzbilanz der größten Fonds in Europa
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