Die Zuflüsse in europäische Langfristfonds sind im freundlichen Börsenmonat Oktober nach einem kurzen Einbruch im August und September wieder gestiegen. Die in Europa domizilierten Fonds verzeichneten Nettomittelzuflüsse von 45,6 Mrd. Euro nach 38,8 Mrd. Euro im September. Die Nachfrage nach alternativen Fonds, die Hedgefonds-Strategien umsetzen, erholte sich am stärksten. Dies geht darauf zurück, dass Anleger vor allem zu Multistrategie- und Long-Short-Rentenfonds verstärkt zeichneten. Im Vormonat trat der Absatz der Produkte dagegen auf der Stelle.
Auch der Absatz von Misch- und Aktienfonds stieg substanziell. Aktienfonds profitierten vor allem vom Comeback aktiv gemanagter Fonds, die mit einem Nettomittelzufluss von 12,5 Mrd. Euro die zweithöchste Vertriebsleistung in einem Monat seit vier Jahren verzeichneten.
Indes markierten die Zuflüsse von 18,1 Mrd. Euro in Rentenfonds ein Zehnmonatstief. Dies ist auf die nachlassende Nachfrage nach globalen Emerging-Markets-Anleihefonds, insbesondere solchen, die in Lokalwährungen investieren, sowie nach globalen und hochverzinslichen Rentenfonds zurückzuführen.
Geldmarktfonds verzeichneten Nettozuflüsse von 18,4 Mrd. EUR, die hauptsächlich Fonds mit Sitz in Frankreich und Luxemburg zugutekamen.
Obwohl das Jahresende noch zwei Monate entfernt ist, zeichnet sich ein Rekordjahr für Publikumsfonds in Europa ab. Ohne Einschluss von Geldmarktfonds flossen Langfristfonds (ex ETFs) 501 Mrd. Euro zu. Damit lag die Wachstumsrate in den ersten zehn Monaten des Jahres bei rund 7,5 Prozent. Rechnet man ETFs hinzu, dann wuchs der europäische Fondsmarkt per Ende Oktober in diesem Jahr um knapp acht Prozent der per Ende 2016 gemessenen Assets.
Tabelle: Mittelflüsse in Fonds (ex ETFs, ex Dachfonds) nach Asset KlasseGlobal anlegende, flexible Rentenfonds waren im vergangenen Monat erneut die absatzstärkste Fondskategorie. Fast 90% der Nettozuflüsse gingen dem PIMCO GIS Income zu. Neben PIMCO waren auch BlackRock und Allianz Global Investors in der Kategorie erfolgreich. Allerdings waren mit Blick auf die absoluten Zahlen deren Produkte mit 630 Millionen Euro bzw. 100 Millionen Euro sehr weit entfernt vom PIMCO-Niveau.
Globale Standardwerte-Aktienfonds verzeichneten Mittelzuflüsse von 2,8 Mrd. EUR. Union Investment, Mercer und Swedbank waren hier die Hauptnutznießer.
Rentenfonds der Kategorie Emerging Markets (Dollar-Schwerpunkt) nahmen netto 2,4 Mrd. Euro ein. Fonds von Franklin Templeton, Neuberger Berman und Northern Trust erfreuten sich der größten Nachfrage.
Während das Comeback alternativer Multistrategie-Fonds einer der Haupttrends im Oktober war, waren die monatlichen Zuflüsse mit 1,5 Mrd. EUR die dritttiefsten in diesem Jahr. AQR, Aviva und BlackRock verbuchten die höchsten Zuflüsse. Interessanterweise mussten die größten Fonds dieser Kategorie entweder hohe Abflüsse hinnehmen (Standard Life Global Absolute Return Strategies) oder sie lagen deutlich unter dem bisherigen Niveau (Invesco Global Targeted Returns und Deutsche Concept Kaldemorgen).
Tabelle: Die Fondskategorien mit der höchsten Nachfrage im Oktober
Fonds der Kategorie EUR-Renten diversifiziert litten im Oktober auf Kategorie-Ebene am stärksten, und dabei hatte vor allem Amundi das Nachsehen. Beim größten Anbieter aktiv verwalteter Fonds in Europa schlug in der Kategorie vor allem der ehemalige Pioneer Euro Aggregate Bond Fonds ins Kontor (Pioneer und Amundi haben die Fusion im Juli dieses Jahres abgeschlossen; der Absatz von Pioneerfonds wird seither unter dem Amundi-Brand notiert). Delta Lloyd und Allianz Global Investors mussten ebenfalls Abflüsse aus ihren Euro-Rentenfonds hinnehmen.
Hinter den Abflüssen aus dem heterogenen Sammelbecken der Kategorie "Sonstige" steckten im Oktober etliche Kurzläufer-Rentenfonds von Amundi, die in Frankreich domiziliert sind.
Die Kategorie Aktien Schweiz Standardwerte erlitten die höchsten Abflüsse in sieben Monaten. Dahinter standen vor allem Indexfonds der UBS, die in der Schweiz vertrieben werden, aber Indexfonds von Credit Suisse, die ebenfalls im Heimatmarkt der Gesellschaft vertrieben werden.
Relativ gesehen wurden die oben genannten Rückgaben von den Abflüssen aus spanischen Aktienfonds in den Schatten gestellt, die im Oktober knapp 6% ihres Vermögens verloren. Die Abflüsse waren mit 580 Mio. EUR die höchsten seit Januar 2008 und dürften eine Folge der politischen Unruhen in der Region Katalonien gewesen sein, die inzwischen der direkten Verwaltung der Zentralregierung in Madrid unterstellt wurde. Die Anleger verkauften hauptsächlich Fonds von La Caixa, aber auch von EDM und Santander.
Tabelle: Die Fondskategorien mit den höchsten Abflüssen im Oktober
PIMCO war erneut der absatzstärkste Fondsanbieter in Europa und erzielte im Oktober einen Nettoabsatz von 4,7 Mrd. EUR. Der größte Teil -- 4,2 Mrd. EUR – wurde in Anteile des PIMCO GIS Income investiert. Von den 45,8 Mrd. Euro Nettomittelzuflüssen, die der Allianz-Tochtergesellschaft in Europa 2017 zugingen, entfielen 35,3 Mrd. Euro auf den gigantischen flexiblen Rentenfonds, der inzwischen der größten Fonds Europas ist und als erster inzwischen die 50-Milliarden Euro-Schwelle überschritt. Die Zahlen verdeutlichen, wie sehr die aktuelle PIMCO-Erfolgsgeschichte vom Schicksal eines einzelnen Fonds abhängt.
Der starke Run auf Fonds von BlackRock setzte sich auch im abgelaufenen Monat fort. Das amerikanische Haus zog die zweithöchsten Mittelzuflüsse europaweit an. Dies geht auf den Vertrieb von aktiv verwalteten Fonds zurück, was deutlich im Gegensatz zum bisherigen Trend steht. Die gegen Jahresmitte ermittelten sehr hohen Zuflüsse in Aktien-Indexfonds prägen die Absatzbilanz von BlackRock. Die meistgesuchten Fonds im Oktober waren der BGF Euro Short Duration Bond und BGF Fixed Income Global Opportunities.
Mercer Global Investments, ein institutioneller Fondsanbieter mit Fokus auf den Offshore-Vertrieb, profitierte vom Verkauf von globalen Standardwerte-Aktienfonds, GBP-Rentenfonds und GBP-Mischfonds.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Zuflüssen im Oktober
Es war erneut ein schlechter Monat für Standard Life. Das schottische Haus litt unter Anteilsrückgaben in allen Anlageklassen. Alternative Fonds erlitten dabei die höchsten Abflüsse. Das Gros der 899 Millionen Euro ging dabei der GARS-Strategie verloren.
Im Oktober erlitt das französische Haus Carmignac die höchsten Abflüsse in einem Monat seit Mai 2014, was vor allem auf die Rückgabe von Rentenfonds zurückging, wobei dem Carmignac Sécurité 780 Mio. Euro abflossen. Auch Mischfonds und alternative Produkte hatten eine negative Absatzbilanz.
Während KBC-Mischfonds weiterhin von einer ordentlichen Nachfrage profitierten, so konnten nicht die hohen Abflüsse aus Bond- und Aktienfonds ausgeglichen werden. Vor allem in Belgien vertriebene Aktienfonds wurden zurückgegeben.
Tabelle: Die Fondsanbieter mit den höchsten Abflüssen im Oktober
Absatzkönig unter Europas Fonds war erneut der PIMCO GIS Income, der das Morningstar Analyst Rating Silver hält. Der Nettoabsatz von 4,2 Mrd. Euro war der dritthöchste Wert seit Auflage des Fonds im Jahr 2012.
Der mit Bronze bewertete JPMorgan Global Income, ein ausgewogener Mischfonds, verzeichnete mit 700 Millionen Euro den besten Monat seit März 2015. Der überwiegende Teil des Netto-Neugeldes wurde in EUR-Anteilsklassen investiert, die auch den Löwenanteil des Fondsvermögens ausmachen. Das zeigt, dass dieser Fonds vor allem in den Staaten der Eurozone vertrieben wird. USD-Aktienklassen, die weltweit vertrieben werden, mussten im Oktober indes leichte Abflüsse hinnehmen.
Ähnlich das Bild beim M&G Optimal Income, der bereits zum elften Monat in Folge hohe Zuflüsse erreichte. Auch hier sind EUR-basierte Anleger für den Erfolg dieses Fonds von entscheidender Bedeutung: EUR-Anteilklassen verbuchten bisher in diesem Jahr Zuflüsse von 4,5 Mrd. Euro von den insgesamt 5,1 Mrd. Euro, die dem defensiven Mischfonds bisher zugingen. Weniger gut konnte sich der Fonds in seinem Heimatmarkt Großbritannien behaupten. GBP-Anteilsklassen erlitten in diesem Jahr bisher 110 Millionen Euro an Abflüssen.
Die britische Version vom Standard Life Investments Global Absolute Return Strategies musste weiter bluten. Der Fonds erlitt die höchsten Abflüsse unter Europas größten langfristigen Fonds. Die Nettoabflüsse beliefen sich auf 650 Mio. EUR und erreichten damit den höchsten Stand seit April dieses Jahres. Dieser Fonds hat im bisherigen Jahresverlauf aufgrund einer enttäuschenden Performance mehr als 17% seines Vermögens verloren. (Die luxemburgische Version büßte im Oktober weitere 190 Mio. Euro ein und verlor proportional ähnlich viel wie der britische „Mutterfonds“.)
Tabelle: Die Absatzbilanz der größten europäischen Langfristfonds im Oktober
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