EZB-Chef Mario Draghi gilt in vielen Quartieren im Anlegerland Deutschland als der Mann, der den Zins abgeschafft hat. Etliche Sparer sind deshalb nicht so gut auf ihn zu sprechen. (Andere feiern ihn wiederum als Retter der Eurozone, aber das ist ein anderes Thema.) Wir haben bereits, ungeachtet des Niedrigzinsniveaus, eine Lanze für klassische Bond-Investments gebrochen, wollen nun etwas näher auf den Markt für Euro-Staatsanleihen eingehen bevor wir dann einige Produkte vorstellen, die diesen Markt abdecken und positive Morningstar Analyst Ratings halten.
Der geldpolitische Kurs der Europäischen Zentralbank war in den vergangenen Jahren von ihrem Ziel geprägt, das Überleben des Euro zu sichern. Das hat zu einer starken Kompression der Spreads von Peripherie-Anleihen geführt - und zu einer erfreulichen Minimierung der Volatilität von Euro-Staatspapieren generell. Anleger, die einfach nur die Renditekurve „heruntergerollt“ sind, haben seit 2012 eine wirklich gute Zeit mit Euroanleihen gehabt!
Der Aufschwung der Eurozone dürfte Zinsanstiege bringen
Die Herausforderung für die Eurozone (hier ist die Politik gemeint, nicht „Mario, der Zauberer“!) besteht nunmehr darin, den Aufschwung zu stabilisieren und mit Reformen und Investitionen gleichermaßen zu flankieren. Tatsächlich wächst die Wirtschaft der Eurozone wieder, und die EZB ist entsprechend dabei, den Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik zu organisieren. Noch steht der Null-Zins - der Einlagensatz liegt sogar bei minus 0,4 Prozent -, doch die EZB hat mit dem Ausstieg aus ihrem 2015 aufgelegten Anleihekaufprogramm begonnen. Der monatlichen Anlagebetrag wurde schrittweise auf derzeit 30 Milliarden Euro reduziert, und das Programm wird im Dezember 2018 beendet. (Wobei die Kupons und die auslaufenden Bonds reinvestiert werden.)
Im nächsten Schritt werden die Zinsen steigen. Allerdings wird dies planmäßig erst ab dem dritten Quartal 2019 passieren. Mittel- bis langfristig müssen Anleger also ein Szenario mit höheren Zinsen einkalkulieren, was den Preis von festverzinslichen Anlagen, insbesondere solchen mit längeren Laufzeiten, unter Druck setzen dürfte. In der Zwischenzeit ist davon auszugehen, dass der Raum für die weitere Spread-Einengungen begrenzt ist. Allenfalls könnten sich aufgrund zwischenzeitlicher Volatilität die Spreads von Peripherieanleihen (Spanien, Italien, Griechenland, Portugal) ausweiten, was für risikobereite Investoren Einstiegschancen bietet. Sie können darauf spekulieren, dass die EZB bei einer Rückkehr von Marktspannungen gegen die neue Eurokrise mit geldpolitischen Instrumentarien vorgehen wird, die ihr immer noch zur Verfügung stehen.
Vorerst könnte man also folgender Konstellation ausgehen: Der Markt für Euro-Staatsanleihen bleibt das tiefste und liquideste Segment des Euro-Bond-Marktes und somit ein Kernbaustein für Langfristinvestoren, auch wenn die Performance-Aussichten begrenzt sind. Infolgedessen sollten Investoren vor allem diversifizierte und kostengünstige Ansätze bevorzugen. Diese Eigenschaften vereinen sich bei Renten-ETFs auf klassische Indizes. Tatsächlich ist die Passivierung in diesem Anlagesegment weit fortgeschritten. Das in der Fondskategorie Euro-Staatsanleihen investierte Vermögen steckt inzwischen zu gut 40 Prozent in Indexprodukten. Vom europaweiten Vermögen von 83 Milliarden Euro sind bereits gut 33 Milliarden Euro in ETFs und nicht-börsennotierten Indexfonds investiert.
Im Folgenden präsentieren wir drei EUR-Staatsanleihe-Fonds mit positiven Morningstar Analyst Ratings. Zwei sind Indextracker von iShares und Xtrackers; der aktiv verwaltete Fonds wird von BlueBay gemanagt. In der unteren Tabelle haben wir die Fonds und den wesentlichen Kennzahlen aufgeführt. Der Hyperlink hinter dem Fondsnamen führt zum Fondsportrait auf morningstar.de
Tabelle: Drei Bond-Fonds mit positiven Morningstar Analyst Ratings
BlueBay Investment Grade Euro Government Bond Fund
Dieser Fonds fährt einen High-Conviction-Ansatz und profitiert von hochkarätigen Managern, die von einem gut ausgestatteten und stabilen Team unterstützt werden. Mark Dowding, Co-Leiter des Investment-Grade-Teams von BlueBay, ist ein sehr erfahrener Manager und verantwortet die Strategie seit ihrer Einführung im Dezember 2010. Ebenfalls zur Aufstellung gehört der Russel Matthews, der 2010 von Invesco kam, wo er bereits mit Dowding zusammenarbeitete und zuletzt Co-Leiter des globalen (ex-US) Makroteams war. Wir glauben, dass die Manager wertvolle makroökonomische Expertise und Markterfahrung einbringen.
Die Strategie ist typisch für die Alpha-Philosophie von BlueBay und unterscheidet sich entsprechend von vielen anderen Fonds der Kategorie. Der Ansatz ist flexibel und weicht in der Praxis von der Benchmark, Barclays Euro Aggregate Treasury Index, ab. Die Manager haben ihre Spielräume in der Vergangenheit effektiv genutzt. Sie stützen sich auf eine Vielzahl von Renditefaktoren - etwa Laufzeitmanagement, Relative Value, direktionale Positionen und aktive Währungsgeschäfte. Angetrieben durch den starken fundamentalen Ansatz des Teams, der analog zur Analyse von Unternehmensanleihen aufgesetzt ist, war die Länderauswahl in der Vergangenheit der größte Beitrag zur Outperformance.
Seit seiner Auflegung hat der Fonds das Ziel, vor Gebühren 150 Basispunkte über seiner Benchmark zu liegen, mehr als übertroffen. Die solide Performance zeigt sich auch im Vergleich zu anderen Fonds der Kategorie. Die Volatilität ist gegenüber dem Kategoriedurchschnitt erhöht, und die laufenden Kosten sind recht hoch. Wegen seiner bestechenden Stärken hält der Fonds dennoch das Morningstar Analyst Rating „Bronze“.
Xtrackers II Eurozone Government Bond UCITS ETF
Dieser ETF bildet den Index iBoxx EUR Sovereigns Eurozone TR ab, der die Performance von Eurozonen-Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating widerspiegelt. Aufgrund der günstigen Gebühren, der Indexbreite und der Qualität der Replikation bzw. den Team-Qualitäten hält der ETF das höchste qualitative Morningstar Analyst Rating „Gold“.
Der Index deckt alle Laufzeitbänder ab einem Jahr ab. Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen Anleihen eine ausstehende Mindestgröße von zwei Milliarden Euro haben. Sie werden entsprechend ihrem ausstehenden Betrag gewichtet.
Investment-Grade-Rating als Kriterium wird vom Indexanbieter Markit als Durchschnittsrating der drei wichtigsten Rating-Agenturen berechnet. Die vier größten Emittenten der Eurozone (Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien) machten bisher rund 80 Prozent des Indexgewichts aus. Die Aufteilung nach Laufzeiten spiegelt das Emissionsverhalten von Staatsanleihen im gesamten Euroraum wider. Der Index wird monatlich angepasst. Coupon-Zahlungen werden bis zum Rebalancing in bar gehalten und dann wieder angelegt.
Seit September 2016 bildet Xtrackers den Index physisch mit dem so genannten Stratified Sampling-Verfahren ab. So wird der Index in verschiedene Ausschnitte unterteilt, die jeweils wichtige Risikofaktoren wie Duration, Währung, Land, Rating und Branche darstellen. Die Manager wählen dann Anleihen aus, die das Risikoprofil von jedem Abschnitt bestmöglich replizieren. Das entbindet die Manager davon, auch illiquide Anleihen zu kaufen. Zuvor wurde die Performance zwischen Auflegung 2007 bis September 2016 mittels Swaps repliziert. Der Übergang zwischen den Replikationsverfahren hatte keine erkennbaren Auswirkungen auf die Tracking-Fähigkeit des ETF. Obwohl es sich um eine relativ neue Struktur handelt, besteht das von der DWS zusammengestellte Portfoliomanagement-Team zur Verwaltung der Xtrackers ETFs aus Personen mit umfangreicher Branchenerfahrung.
Xtrackers kann bis zum 50 Prozent des Portfolios verleihen. Die Deutsche Bank Agency Securities Lending fungiert hierbei als Vermittler. Alle Transaktionen sind überbesichert, und die als Sicherheit dienenden Wertpapiere sind in der Regel Staatsanleihen mit erstklassiger Bonität und Blue-Chip-Aktien. Die Leiheerträge werden im Verhältnis 70/30 zwischen dem ETF und der Bank aufgeteilt. Xtrackers veröffentlicht die Details zur Wertpapierleihe für diesen ETF auf seiner Website.
Der ETF weist eine laufende Gebühr von 0,15 Prozent auf, was im Vergleich zu aktiven Konkurrenten sehr wettbewerbsfähig ist und sich auch am unteren Ende der typischen Gebührenspanne von 0,15 bis 0,20 Prozent für Indexfonds orientiert.
iShares Core EUR Government Bond ETF
Auch der iShares Core EUR Government Bond ETF hält das höchstmögliche „Gold“-Rating. Der Managementprozess ist robust, und wir schätzen den Erfahrungsschatz des Portfoliomanagement-Teams. Wir sind nach wie vor zuversichtlich, dass dieser passive Ansatz über einen vollständigen Marktzyklus hinweg über dem Durchschnitt der Fondskategorie der Euro-Staatsanleihefonds liegen dürfte.
Der ETF bildet den Bloomberg Barclays Euro Treasury Bond Index ab. Auch dieser Index enthält Eurozonen-Bonds mit Investment-Grade-Rating und deckt – wie auch der Markit-Index - alle Laufzeitbänder von über einem Jahr ab. Allerdings kommen hier Anleihen bereits ab einem Volumen von 300 Millionen Euro infrage. Auch dieser Index ist nach Schuldenkapitalisierung gewichtet, und auch hier ergibt sich das Investment Grade-Rating aus dem mittleren Rating der drei wichtigsten Agenturen. Entsprechend dieser Kriterien machen auch hier die größten Emittenten der Eurozone (Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien) rund 80 Prozent des Indexgewichts aus.
Die Indexwerte werden anhand von Mittelkursen berechnet, die von Barclays Capital Market Makern gegen Ende des Londoner Handels zur Verfügung gestellt werden. Der Index wird monatlich am letzten Kalendertag des Monats angepasst. Kupon-Erträge werden bei einem Rebalancing in den Index reinvestiert.
Auch iShares verwendet für die Portfoliokonstruktion das Stratified-Sampling Verfahren. Allerdings hat sich im Zuge der hohen Nachfrage das Vermögen des ETFs deutlich vergrößert, und nunmehr hält der ETF eine ähnliche Anzahl an Komponenten wie der Index. iShares behält sich vor, das gesamte Portfolio zu verleihen, wobei sich die Leihequote auf 22 Prozent in den zwölf Monaten per Ende Juni 2018 beschränkte. Die Leihe-Aktivitäten erbrachten zuletzt eine annualisierte Rendite von drei Basispunkten. Typischerweise werden die verliehenen Positionen überbesichert; die Quote schwankte historisch zwischen 102,5 und 112 Prozent. Die Leiheerträge werden im Verhältnis 62,5 zu 37,5 zwischen dem ETF und BlackRock aufgeteilt.
Der ETF erhebt eine Gebühr von 0,20 Prozent, was dem oberen Ende der Gebührenspanne für Indexfonds entsprecht. Im Vergleich zu aktiv verwalteten Fonds ist er indes sehr wettbewerbsfähig.
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