Ohne Bonds geht es nicht! Ungeachtet der tiefen Renditen bei Staatsanleihen sind sie wegen ihrer Diversifikationsvorzüge ein nicht wegzudenkender Bestandteil von Anlegerportfolios. Das Segment der Euro-Staatsanleihen bleibt das tiefste und liquideste Segment des Euro-Bond-Marktes und somit ein Kernbaustein für Langfristinvestoren, auch wenn die Performance-Aussichten begrenzt sind. Doch für Anleger, die einen Schnaps mehr Rendite-Potenzial anstreben, können den Blick auf diversifizierte Euro-Rentenfonds richten, die typischerweise auch höher rentierliche Anlagen enthalten, ohne freilich die konservativen Grundzüge von Bonds infrage zu stellen. Das fordert den Fondsmanagern den Spagat zwischen Diversifikation, Sicherheit und Performance ab.
Diversifizierte Euro Rentenfonds: Ein schrumpfendes Universum
Wir richten daher den Blick auf die Fondskategorie "Renten Euro diversifiziert". Auch wenn das investierte Vermögen in den vergangenen zwei Jahren aufgrund von Mittelabflüssen von 136 Milliarden auf 120 Milliarden Euro zurückging, bleiben diese Fonds die fünftgrößte Bond-Fondskategorie in Europa.
Doch wie auch in vielen anderen Bond-Kategorien lohnt es sich, genauer hinzuschauen: Auch bei diversifizierten Euro-Rentenfonds ist ein klarer Wandel der Anlegerpräferenzen zu konstatieren. Es sind die aktiv verwalteten Produkte, die Abflüsse erleiden. Passive Vehikel, ETFs und nichtbörsennotierte Indexfonds, verbuchen dagegen stetige Zuflüsse. Auch hier setzen Investoren offenbar auf günstiges Beta anstelle von Alpha-Versprechen der aktiven Manager. Allerdings machen Indexfonds in dieser Kategorie nur drei Prozent der Assets aus. Es handelt sich also (noch) um eine Domäne der aktiven Manager.
Wovon ist die Rede, wenn wir vom Markt für diversifizierte Rentenfonds sprechen? Die einfachste Antwort liefert ein Blick auf die Kategorie-Benchmark, die wir diesen Fonds verpasst haben, den Bloomberg Barclays Euro Aggregate Bond Index. Dieser Index bildet die Performance von Euro-denominierten Bonds mit Investment-Grade Rating ab. 50 bis 60 Prozent des Indexgewichts wird von Staatsanleihen bestritten, 15 bis 20 Prozent machen Unternehmensanleihen aus, Covered Bonds (vor allem Pfandbriefe) sind mit zehn bis 15 Prozent gewichtet, und bis zu 15 Prozent entfallen auf quasi-staatliche Emittenten (etwa die KfW).
Das ausstehende Volumen der Emissionen im Bloomberg Barclays Euro Aggregate Bond muss bei mindestens 300 Millionen Euro liegen, und die Mindestrestlaufzeit liegt bei einem Jahr. Die effektive Duration betrug zuletzt gut 6,6 Jahre, und die durchschnittliche Restlaufzeit der Papiere bei etwas unter acht Jahren. Die Kreditqualität liegt im Schnitt bei „A“. Typischerweise sind aktiv verwaltete Fonds sportlicher mit Blick auf die Kreditqualität („BB“) unterwegs, derweil die Duration im Schnitt mit 4,6 Jahren deutlich tiefer ist als beim Index.
Aufgrund der großen Bandbreite an Möglichkeiten lohnt der Blick auf einzelne Konzepte. Im Folgenden präsentieren wir fünf Rentenfonds mit positiven Morningstar Analyst Ratings. Eines der fünf Produkte ist ein Indextracker, vier Fonds sind aktiv gemanagt. In der unteren Tabelle haben wir die Fonds und die wesentlichen Kennzahlen aufgeführt. Die Sortierung erfolgt absteigend nach verwaltetem Vermögen. Der Hyperlink hinter dem Fondsnamen führt zum Fondsportrait auf morningstar.de
Tabelle: Fünf diversifizierte EUR-Rentenfonds mit Morningstar Analyst Ratings
Dieser Fonds ist der Favorit unserer Fondsanalysten. Er ist der einzige seiner Kategorie, der das höchste Morningstar Analyst Rating „Gold“ hält. Bei diesem Fonds zeichnet mit Michael Krautzberger ein sehr erfahrener Manager verantwortlich, der einen bewährten Investmentansatz verfolgt. Krautzberger, Leiter des Euro-Rententeams bei BlackRock, verwaltet den Fonds seit Oktober 2005. Seine langjährige Erfahrung ist der Schlüssel zu unserer positiven Einschätzung. Zudem arbeitet er in einem erfahrenen Team und kann auf die umfangreichen Ressourcen und Research-Kapazitäten von BlackRock zurückgreifen.
Der Investmentansatz sieht die Diversifizierung von Risiken vor. Für den Erfolg entscheidend sind auch die zahlreichen Relative-Value-Substrategien, die auf konsistente Erträge abzielen. Auch wenn das Managementteam um Krautzberger die Benchmark im Blick hat und der Tracking Error gegenüber dem Bloomberg Barclays Euro Aggregate Bond Index typischerweise zwischen 0,7 und 2,0 Prozent schwankt, so setzen sie in signifikanter Weise eigene Akzente. Der Fonds ist typischerweise über mehr als 400 Anleihen breit gestreut und setzt jeweils 40 bis 60 Relative-Value-Wetten ein. Seit 2005 hat der Fonds stabile Renditen erzielt, wobei der Fonds seit 2006 in jedem Kalenderjahr in der obersten Hälfte der Morningstar-Kategorie und bis Juni 2018 im obersten Dezil für die Zeiträume von drei, fünf und zehn Jahren rangiert.
Diese Konsistenz hat auch dazu geführt, dass der Fonds seine Benchmark beeindruckend deutlich übertroffen hat. Kritisch anzumerken sind allerdings die Kosten. Obwohl die laufende Gebühr im Einklang mit dem Median der Kategorie steht, glauben wir, dass die Kosten angesichts der Skaleneffekte in dieser großen Strategie niedriger ausfallen könnten.
Seit Anfang 2017 verantwortet Lorenzo Pagani als Lead-Manager den zweitgrößten Fonds unserer Auswahl. Der bisherige, seit 2009 als Fondsmanager agierende Andrew Balls fungiert seitdem als Co-Manager. Bereits seit 2014 wurden die beiden PIMCO-Manager Pagani und Andrew Bosomworth in das Management-Team des Fonds bestellt, um Balls zu unterstützen, der auch als Leiter des globalen Fixed Income Teams von PIMCO und Lead Manager des PIMCO GIS Global Bond fungiert. Obwohl Pagani für die Zeit vor 2014 keinen öffentlichen Track Record für diese Strategie vorweisen kann, hat er in den vergangenen vier Jahren durch seine Rolle als Leiter des europäischen Rates-Teams und als Vorsitzender des europäischen Portfolio-Ausschusses zum Erfolg dieser Strategie beigetragen.
Die Strategie des Fonds basiert auf zahlreichen Performance-Treibern, die in der Vergangenheit zu seinem Erfolg wesentlich beigetragen haben. Die Manager steuern aktiv die Duration des Fonds, die Positionierung auf der Zinskurve, das Engagement in privaten und öffentlichen Anleihen sowie die Allokation auf Länder und Sektoren. Das Team investiert jedoch auch außerhalb des auf Euro lautenden Bond-Universums in Emerging Markets Bonds, Asset-Backed Securities und Währungen und setzt verstärkt Derivate ein. Diese Wetten werden durch einen fixen Tracking-Error-Limit von drei Prozent (gegenüber dem Citi Euro Broad Investment-Grade Bond Index) begrenzt, der allerdings für einen Rentenfonds nach wie vor beträchtlich ist.
Die breite Diversifikation des Portfolios stellt sicher, dass keine individuelle Wette einen überproportionalen Einfluss auf die Performance hat. Ausflüge in risikoreichere Marktsegmente haben dazu geführt, dass der Fonds typischerweise volatiler ist als der durchschnittliche Fonds der Kategorie und auch schwankungsintensiver als der Index. Die geschickte Nutzung einer Vielzahl von Performance-Quellen hat jedoch zu einem überlegenen Renditeprofil geführt, das auf risikoadjustierter Basis den Index und den Kategoriedurchschnitt übertrifft. Allerdings sind die Gebühren überhöht, was das Morningstar Analyst Rating auf „Bronze“ begrenzt.
iShares € Aggregate Bond ETF EUR Dist
Der einzige ETF unserer Auswahl bildet den Bloomberg Barclays Euro Aggregate Bond Index ab, der, wie bereits oben erwähnt, den Euro-Bond-Markt in seiner Gänze abbildet und längst nicht nur auf Staatsanleihen setzt. Der ETF besticht durch einen geringen Tracking Error, und die Tracking-Differenz, also der Performance-Unterschied zwischen Fonds und Index, liegt tendenziell unter den laufenden Kosten des ETF von 0,25 Prozent pro Jahr. Dies illustriert den qualitativ hochwertigen passiven Managementprozess von iShares. Die gute Performance gelingt dem weltweiten ETF-Marktführer auch durch Einsparungen bei den Handelskosten.
Interessant ist der Umstand, dass die – notgedrungenermaßen – starre Allokation auf Branchenebene dem ETF nicht zum Nachteil gegenüber aktiv verwalteten Produkten gerierte. Im Vergleich zu aktiven und passiven Fonds, die in der Kategorie enthalten sind, beläuft sich die risikoadjustierte Performance des ETFs im oberen Bereich des ersten Quartils (auf Basis der vergangenen drei und fünf Jahre).
Die laufende Gebühr von 0,25 Prozent ist im Vergleich zur Kategorie sehr wettbewerbsfähig, und, wie bereits erwähnt, sind die tatsächlichen Kosten tendenziell niedriger. Dies ist ein Schlüsselfaktor, der es dem ETF unserer Ansicht nach ermöglichen dürfte, mittel- bis langfristig weiterhin gute Performance-Zahlen gegenüber der – größtenteils aus aktiv verwalteten Fonds bestehenden - Vergleichsgruppe zu liefern. Allerdings ist zu beachten, dass dieser ETF Nachteile gegenüber aktiv verwalteten Produkten in manchen Marktphasen aufweisen kann, etwa bei stark steigenden Renditen. Der Fonds hält das Morningstar Analyst Rating „Silver“.
BNY Mellon Euroland Bond EUR A Acc
Auch wenn der BNY Mellon Euroland Bond im vergangenen Jahr einen seiner Fondsmanager verloren hat, so weist der Fonds dennoch ein erfahrenes und gut ausgestattetes Team auf. Zudem wird der seit langem etablierte Prozess unverändert fortgeführt, was zu einem positiven Morningstar Analyst Rating „Bronze“ führt. Seit Ende 2010 führen Brendan Murphy und Thant Han die Geschäfte des Fonds. Der stellvertretende CIO für festverzinsliche Wertpapiere, Raman Srivastava, war von 2012 bis Juli 2017 stellvertretender Fondsmanager. Er verließ das Unternehmen jedoch im Sommer 2017, was aufgrund seiner Erfahrung ein Verlust ist. Doch Murphy und Han sind erfahrene Manager und sie profitieren von der Unterstützung durch hochqualifizierte globale Manager und Branchenspezialisten.
Mit der Flexibilität, sektor- und regionenübergreifend zu investieren, wenn es um risikoreichere Marktnischen geht, findet sich dieser Fonds in dem opportunistischen Ende des Spektrums dieser Fondskategorie wider. Mit taktischen Off-Benchmark-Wetten weicht der Fonds mitunter doch recht deutlich von seinen Wettbewerbern und vom Index ab. Mit Exposures von maximal 15 Prozent in Hochzins- und Emerging-Markets-Anleihen und bis zu zehn Prozent in verbrieften Anleihen verfügt dieser Fonds über eine breitere Palette von Möglichkeiten – und Risiken! - als die meisten seiner Mitbewerber. Typischerweise liegt dieses Off-Benchmark-Exposure zwischen null und 25 Prozent der Vermögenswerte. Mindestens 90 Prozent des Währungsrisikos wird abgesichert, so dass Platz für kleine taktische Währungswetten bleibt.
Insgesamt ist der Prozess durch seine Flexibilität, die von durchdachten Leitplanken begrenzt wird, attraktiv, was sich in überzeugenden risikoadjustierten Ergebnissen widerspiegelt. Seitdem die derzeitigen Manager Murphy und Han im Oktober 2010 das Tagesgeschäft dieses Fonds übernommen haben, lag die annualisierte Performance bis Februar 2018 über der von 85 Prozent der Wettbewerber, und der Fonds übertraf auch die Benchmark Bloomberg Barclays Euro Aggregate Bond.
DWS Vermögensbildungsfonds R LD
Eines der Hauptmerkmale des DWS Vermögensbildungsfonds R ist die Stabilität des Managements. Andrea Ueberschär verwaltet den Fonds seit April 1999. Der stellvertretende Fondsmanager, Claus Meyer-Cording, der auch den mit „Bronze“ bewertetem Rating Deutsche Invest I ESG Euro Bonds (Short) verwaltet, arbeitet seit 1999 mit Ueberschär zusammen. Sie sind Teil eines relativ stabilen achtköpfigen Euro-Fixed-Income-Teams; sechs Mitglieder sind seit über einem Jahrzehnt bei der Deutschen Bank. Zusätzliche Unterstützung kommt von den Teams für globale Zinsen, europäische Investment-Grade-Bonds und für Schwellenländer Credit.
Ziel des Fonds ist es, die Fondsbenchmark – seit 2010: Markit iBoxx EUR Overall Index – mit einer Reihe von Relativ-Value-Wetten auf Länder, Sektoren und Zinskurven zu übertreffen. Obwohl sie sich weitgehend an die wichtigsten Marktsegmente der Benchmark hält (Staats-, Agency-, Unternehmensanleihen und Pfandbriefe), investiert Ueberschär auch gelegentlich in Emerging Markets-Anleihen oder Nachranganleihen, wenn sie dort Werthaltigkeit sieht. (Hochzinsanleihen zählen dagegen nicht zum Fondsuniversum.)
Im Laufe der Jahre hat Ueberschär einen starken Track Record aufgebaut. Die Renditen des Fonds über einen Zeitraum von fünf, zehn und 15 Jahren bis März 2018 lagen im oberen Quartil der Morningstar-Kategorie. Die dreijährige Performance war jedoch etwas weniger beeindruckend, vor allem hatte der Fonds im Jahr 2015 zu kämpfen, als die Übergewichtung von Euro-Peripheriebonds und die lange Duration die Performance negativ beeinträchtigten. Auch in den vergangenen sechs Monaten standen Verluste an, welche höher waren als beim Index und der Vergleichsgruppe.
Im Durchschnitt ist der Fonds deshalb volatiler als die Konkurrenten, weil die Managerin den Hang hat, in ungeliebte Segmente zu investieren - so geschehen 2010 bei griechischen und irischen Bonds. Auf risikoadjustierter Basis, gemessen an der Sharpe Ratio und dem Morningstar Risk-Adjusted Return, hat der Fonds jedoch die Konkurrenz übertroffen. Insgesamt verfügt dieser Fonds über ein erfahrenes und stabiles Management, eine vernünftige Strategie und einen überzeugenden Track Record, und die Gebühren sind günstig. Daher hält der Fonds das zweithöchste Morningstar Analyst Rating „Silver“.
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