Es gibt im Englischen die treffende Beschreibung für Nachvollziehbarkeit: „What you see is what you get.“ Sie trifft sehr gut auf den Flossbach von Storch Multiple Opportunities zu. Der flexible Mischfonds, ausgezeichnet mit einem Analyst Rating „Bronze“ und einem Fünf-Sterne-Rating, war im vergangenen Jahr der am häufigsten gesuchte Fonds auf morningstar.de. Leider gilt dieses Lob nicht für alle Fonds, die 2018 im Fokus unserer Leser standen, wie wir weiter unten sehen werden.
Zurück zum FvS Multiple Opportunities. Wie kam der Leser-Favorit durch das turbulente Jahr 2018? Im ersten Quartal lag er „erwartungsgemäß“ hinten, er holte „planmäßig“ in den Quartalen zwei und drei auf, um dann, im vierten Quartal „ordnungsgemäß“ deutlich (aber nicht überdeutlich) zu verlieren. Für das Gesamtjahr wies der Fonds ein „logisches“ Minus von gut fünf Prozent auf. Warum war das alles erwartbar, und warum loben wir gerade einen Fonds, der im vergangenen Jahr eine eher durchwachsene Rendite aufwies?
Warum Berechenbarkeit so wichtig für Anleger ist
Die Antwort ist eigentlich einfach: Weil der Fonds klare Kante zeigt: Er wird gleichermaßen stringent wie sehr aktiv gemanagt, ist langfristig erfolgreich, aktienorientiert, Value-bewusst und hat eine zehnprozentige Goldposition als „Reservewährung“. Weil die Strategie des FvS Multiple Opportunities bekannt ist, ist seine Performance berechenbar. Das ist nicht selbstverständlich.
Und hier kommen wir zum komplizierteren Teil der Antwort: In Zeiten, in denen Mischfonds – immer noch – als eierlegende Wollmilchsäue angepriesen werden, die immer „alles richtig machen“, ist Nachvollziehbarkeit keine Selbstverständlichkeit. Allzu oft werden Mischfonds so vermarktet, als könnten sie in Abschwungzeiten Risiken ausschließen und in Aufwärtsphasen nach oben locker mitschwimmen. Das ist ein Irrglaube, der leider von vielen Fondsanbieter wider besseres Wissen propagiert wird. Ende 2018 wurde wieder einmal klar, dass viele Möchtegern-Kaiser ohne Badehose ins Wasser gegangen waren. Viele Mischfonds waren in der Abschwungphase – wieder einmal – zu taktisch ausgerichtet, etliche sind an den falschen Ecken zu viele Risiken eingegangenen, an den richtigen Märkten dagegen zu wenige. Belastet haben natürlich auch die überwiegend viel zu hohen Kosten der Fonds. Das alles ist nicht neu und fast schon ermüdend zu erwähnen.
In Einzeljahren nur überdurchschnittlich, langfristig top
Aber es gibt – um beim Beispiel des FvS Multiple Opportunities zu bleiben – nicht nur Fondsanalysten, die Konstanz zu schätzen wissen. Anleger investieren unverdrossen in den FvS Multiple Opportunities, der 2018 knapp 500 Millionen Euro an Neugelder verbuchte. 2017 beliefen sich die Mittelzuflüsse auf knappe eine Milliarde Euro, und 2016 waren es sogar rund 2,5 Milliarden Euro. Der Fonds ist auch, wie gesagt, seit Jahren der Top-Favorit unserer Leser. Interessanterweise steht die langfristige Erfolgsbilanz nicht im Wiederspruch zur Tatsache, dass der Fonds in einzelnen Jahren immer wieder mal unspektakulär abschneidet. 2018 lag er im 20. Perzentil der flexiblen Mischfonds, 2017 bloß im 36. Perzentil, und 2016 fand er im 22. Perzentil wieder. Doch weil er konstant überdurchschnittlich ist, war er mittelfristig, etwa nach fünf Jahren, richtig gut. Seit 2014 zählt er zu den fünf Prozent besten Fonds seiner Kategorie.
Doch weiten wir nun das Bild auf die Top-zehn-Favoriten unserer Leser im vergangenen Jahr aus. Die untere Liste ist sortiert nach den aktiv verwalteten Fonds auf morningstar.de mit den meisten "Klicks" 2018. Sie finden neben den Fondsdaten (ISIN, Kosten, Fondskategorie) auch das quantitative Sterne-Rating, soweit vorhanden das qualitative Morningstar Analyst Rating sowie einige Performance- und Risikodaten, unter anderem das Perzentil-Ranking, das zeigt, wie sich die Fonds gegenüber Produkten in der identischen Kategorie im abgelaufenen Jahr geschlagen haben. Auf einige ausgewählte Fonds gehen wir weiter unten ein.
Tabelle: Die beliebtesten aktiv verwalteten Fonds auf morningstar.de 2018
DWS Top Dividende: Comeback von „Quality“
Auch der DWS Top Dividende zählt bereits seit langer Zeit zu den beliebtesten Fonds auf morningstar.de. Mit einem Minus von knapp drei Prozent lag er 2018 im besten Fünftel der weltweit anlegenden Dividendenfonds, nachdem er 2017 und 2016 keine gute Phase hatte. Er litt seinerzeit unter der Übergewichtung defensiver Branchen. Der Fonds zählt mit einem Morningstar Analyst Rating „Silver“ unverändert zu den Favoriten unserer Fondsanalysten. Im quantitativen Rating weist er inzwischen wieder ein Vier-Sterne-Rating auf, nachdem er über weite Strecken des vergangenen Jahres auf ein durchschnittliches Drei-Sterne-Rating abgerutscht war. 2018 wirkten die schwachen Jahre jedoch in einem Punkt nach: Investoren zogen knapp 1,4 Milliarden Euro aus dem Fonds ab, was angesichts der guten relativen Performance 2018 übereilt erscheinen könnte. Zumal bekannt ist, dass Fondsmanager Thomas Schüssler ein eher pessimistisches Weltbild hat und im Zweifel zu früh das Performance-Heil in der Defensive sucht.
Auf Platz drei liegt der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Auch wenn der Fonds im vergangenen Jahr insgesamt gut 430 Millionen Euro an Zuflüssen verbuchen konnte, musste er im volatilen vierten Quartal Abflüsse von knapp 100 Millionen Euro hinnehmen. Das dürfte an der durchwachsenen Performance 2018 gelegen haben. Obwohl der Fonds zu Jahresanfang Teile seines Aktien-Exposures abgesichert hatte und Fondsmanager Frank Fischer die Gefahren an den Märkten durchaus zutreffend prognostiziert hatte, landete der Fonds 2018 mit einem Verlust von knapp 13 Prozent nur im 77. Perzentil der flexibel investierenden Mischfonds. In der Vergangenheit hatte der Fonds wegen seiner oft erfolgreichen Hedging-Strategie deutlich mehr aus schwierigen Marktsituationen gemacht. Aber Markt-Timing ist bekanntlich eine tückische Angelegenheit.
Unverändert schwach fiel die Bilanz des Carmignac Patrimoine 2018 aus. Der Fonds landete mit einem Minus von 11,3 Prozent im 93. Performance-Perzentil der ausgewogenen Mischfonds. Die etwas verbesserte Performance-Bilanz im vierten Quartal konnte Anleger nicht besänftigen, die allein im Dezember fast 520 Millionen Euro aus dem ausgewogenen Mischfonds abzogen. In zwölf Monaten beliefen sich die Abflüsse auf gut 5,5 Milliarden Euro. Der einst 30 Milliarden Euro schwere Fonds wies per Ende des Jahres noch 14,3 Milliarden Euro aus. Da nunmehr auch die exzellente Performance des Fonds aus den Zeiten der Finanzkrise aus der Rendite-Bilanz nach und nach verschwindet, ist der Fonds nur noch mit zwei Sternen bewertet. Inzwischen wurde der Fonds „Under Review“ gesetzt; das Analyst Rating wird derzeit überarbeitet. Die taktische Ausrichtung des Fonds macht ihn für Außenstehende schwierig zu taxieren.
DWS Deutschlandfonds in unruhigem Fahrwasser
Die beiden Deutschland-Flaggschiffe der DWS, DWS Aktien Strategie Deutschland und der DWS Deutschland, blicken zurück auf ein turbulentes Jahr 2018. Wurde Anfang September nach dem verkündeten Abgang von Tim Albrecht das Morningstar Analyst Rating „Silver“ des DWS Deutschland ausgesetzt, so führte Albrechts „Rücktritt vom Rücktritt“ zur umgehenden Wiedereinsetzung des Ratings. Insgesamt musste der Fonds im vergangenen Jahr jedoch Abflüsse in Höhe von knapp 700 Millionen Euro hinnehmen. (Der DWS Aktien Strategie Deutschland, der seit dem Abgang des langjährigen Managers, Henning Gebhardt, wiederholt abgestuft wurde und derzeit auf „Neutral“ steht, konnte indes 2018 Mittelzuflüsse von knapp 500 Millionen Euro verbuchen.).
Doch nicht nur auf der Management-Ebene ging es bei der DWS hoch her. Auch die Performance der Deutschland-Fonds verlief 2018 ruppig. Besonders hart traf es den DWS Deutschland, der mit einem Minus von über 24 Prozent zu den schwächsten zehn Prozent der Deutschlandfonds zählte. Der DWS Aktien Strategie Deutschland büßte im vergangenen Jahr 22 Prozent ein und fand sich im 74. Perzentil der Vergleichsfonds wieder. Doch wer die DWS-Fonds kennt, weiß, was er von ihnen erwarten kann: Überdurchschnittlich hohe Verluste in Abschwungphasen und häufig eine deutliche Outperformance in Aufwärtsphasen. Langfristig hat sich ein Investment in die Fonds ausgezahlt. Das macht sie berechenbar. Auch hier gilt also das Motto: What you see is what you get.
Performance des Templeton Growth macht ratlos
Unschön ist indes die Entwicklung des Templeton Growth (Euro), der aufgrund seiner Value-Ausrichtung sehr gut durch die Tech-Krise 2000-2003 kam. Doch das ist inzwischen Schnee von gestern. Weder in der Finanzkrise machte der Fonds eine besonders überzeugende Figur, noch konnte er seit 2009 an vergangene Erfolge anknüpfen. In den vergangenen fünf Kalenderjahren lag er in jedem Jahr hinter seinem Index, egal, ob man eine Value-Benchmark oder einen marktbreiten Index zum Maßstab nimmt. (Seit 2017 ist der MSCI ACWI, der auch Schwellenländer enthält, die offizielle Fondsbenchmark.) Inzwischen hält er nur noch ein Zwei-Sterne-Rating. Auch wenn die deutliche Untergewichtung der USA in den vergangenen Jahren nicht hilfreich für die Performance war, so hinterlässt die fortlaufende Underperformance des Fonds bei so manchen Beobachtern eine gewisse Ratlosigkeit.
Neu zur Favoritenliste kam im vergangenen Jahr der ausgewogene Mischfonds Acatis Gané Value Event Fonds hinzu. Er zählte im vergangenen Jahr zum zweiten Perzentil vergleichbarer ausgewogener Mischfonds, was eine hervorragende Platzierung ist. Im turbulenten vierten Quartal verlor der Fonds indes knapp 6,5 Prozent. Der Acatis-Fonds wird von Henrik Muhle und Uwe Rathausky von der Gané AG beraten. Sie setzen auf qualitativ hochwertige Unternehmen, haben jedoch auch das Ziel, in Zeiten von Stressphasen an den Märkten das Risiko zu reduzieren, was jedoch immer im Kontext der Kategorie zu betrachten ist.
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