Der turbulente Jahresauftakt 2018 und die steigende Marktvolatilität im vierten Quartal waren offenbar mehr, als viele europäische Fondsanleger ertragen konnten oder wollten. Zwischen Oktober und Dezember gaben Anleger Fondsanteile im Wert von 95 Mrd. EUR zurück. Dies ging vor allem auf Abflüsse im Dezember in Höhe von 46 Mrd. EUR zurück, die nahezu alle Fondsgruppe betrafen. Insgesamt blieben die Mittelflüsse in Fonds 2018 jedoch dank eines freundlichen Jahresauftaktes komfortabel im positiven Bereich. Die europäische Fondsindustrie, einschließlich Indexfonds, verzeichnete Zuflüsse von 152 Mrd. EUR in langfristige Fonds, was allerdings sehr weit von den Rekordwerten des Vorjahres - 774 Mrd. EUR – entfernt war.
Trotz erheblicher Rückgaben von 16,1 Mrd. EUR im vierten Quartal verzeichneten Aktienfonds für das Gesamtjahr Zuflüsse von 76,0 Mrd. EUR, gefolgt von Mischfonds, die Nettozuflüsse von 69,3 Mrd. EUR verbuchten. Die eher unschönen Marktbedingungen spiegelten sich vor allem beim Geschäft mit Rentenfonds, Wandelanleihenfonds und alternativen Fonds wider, die jeweils eine negative Absatzbilanz im vergangenen Jahr verzeichneten.
Geldmarktfonds sind typische Nutznießer turbulenter Zeiten. So auch in diesem Jahr. Die Kurzfristvehikel verzeichneten 2018 Nettomittelzuflüsse von 56 Mrd. EUR, dank massiver Zuflüsse von 64,3 Mrd. EUR im vierten Quartal. Aufgrund der hohen Nachfrage nach physischem Gold sahen Rohstofffonds, hauptsächlich börsengehandelte Produkte, im Berichtsjahr Nettozuflüsse von 4,6 Mrd. EUR. Die große Nachfrage nach offenen Immobilienfonds vor allem deutscher Provenienz waren der Hauptgrund für die stattliche Nachfrage europaweit.
Das in langfristigen Fonds verwaltete Vermögen lag Ende 2018 bei 7,98 Billionen Euro nach 8,30 Billionen Euro im Vorjahr. Geldmarktfonds verwalteten ein Vermögen von 1,19 Billionen Euro, gegenüber 1,15 Billionen Euro Ende 2017.
Tabelle: Mitteflüsse nach Anlageklasse 2018 (einschließlich ETFs)
Indexfonds wachsen seit Jahren stärker als aktiv verwalteten Fonds, und dieser Trend setzte sich 2018 fort. Die größte Divergenz kam im Obligationenbereich zum Tragen. Aktiv verwaltete Rentenfonds verzeichneten 2018 Abflüsse von 32,5 Mrd. EUR, während passiv verwaltete Rentenfonds Zuflüsse von 30,4 Mrd. EUR erreichten. Es gab zwischen aktiv verwalteten Rentenfonds und den Index-Pendants durchaus Gemeinsamkeiten. Fonds für Unternehmensanleihen (einschließlich hochverzinsliche Bonds) waren hüben wie drüben nicht gefragt. Sie verbuchten hohe Abflüsse. Einen großen Unterschied gab es indes bei der Absatzbilanz von Staatsanleihefonds. Hier sahen Indexfonds sehr hohe Zuflüsse, während aktiv verwaltete Fonds Abflüsse hinnehmen mussten. Das deutet darauf hin, dass Anleger bei der Suche nach breit diversifizierten Fonds in Märkten mit niedrigen Renditen zunehmend auf billige, passive Bausteine setzen. Aktiv verwaltete „Plain Vanilla“-Rentenfonds verlieren aufgrund der großen Kostennachteile den Anschluss.
Obwohl passive Aktienfonds im Dezember Abflüsse erlitten - nur der dritte negative Monat seit April 2016 - war die Nachfrage für Index-Tracker 2018 ungeachtet der Marktturbulenzen solide. Die organische Wachstumsrate, die den Anteil des Vermögenszuwachses misst, der auf Mittelflüsse zurückgeht, lag 2018 bei Index-Aktienfonds bei 5,6%. Aktiv verwaltete Aktienfonds hatten 2018 zwar Zuflüsse von EUR 24,4 Mrd., wuchsen aber nur mit einer Rate von 0,9%.
Im vergangenen Jahr beschränkten sich Aktieninvestoren, die auf Indexfonds setzen, nicht nur auf die typischen Standardkategorien wie USA Standardwerte (typischerweise S&P 500-Tracker) oder Europa-Standardwerte (MSCI Europe, Stoxx 600 usw.), sondern investierten auch in Segmenten, die typischerweise aktiven Managern vorbehalten sind, etwa globale Small-Caps, Immobilienfonds und chinesische Aktienfonds. Umgekehrt litten aktiv verwaltete Aktienfonds auf breiter Front unter Abflüssen – u.a. wurden Small- und Mid-Cap-Fonds (Nebenwerte), Dividendenfonds und sonstige Standardwertefonds, die auf der passiven Seite aktiv gesucht wurden, auf aktiver Seite verkauft. Dies deutet darauf hin, dass die Anleger nicht nur auf Marktentwicklungen reagierten, sondern bewusst, ja teilweise systematisch auf Indexfonds umstellen. Inzwischen machen Aktien-Indexfonds gut 27,5 Prozent des Aktienfondsuniversums in Europa aus.
Die Zuflüsse in Mischfonds - eine Domäne von aktiven Managern - haben sich im vergangenen Jahr aufgrund der hohen Rückgaben im letzten Quartal deutlich gegenüber den Vorjahren verlangsamt. Zwischen Oktober und Dezember wurden vor allem EUR-Mischfonds zurückgegeben. Dies manifestierte sich bei Flaggschifffonds wie dem Ethna-Aktiv, Invesco Pan European High Income, Carmignac Patrimoine und M&G Optimal Income.
Alternative Fonds, die Hedge-Fonds-Strategien nachahmen, litten im vierten Quartal unter massiven Abflüssen von 22,3 Mrd. EUR, die für das Gesamtjahr zu einem negativen Ergebnis führten. Die Treiber dieser Entwicklung waren die Hohen Abflüsse aus Multistrategiefonds und Equity Market Neutral Fonds. Auch auf der passiven Seite wurden alternative Fonds zurückgegeben. Allerdings betraf dies in erster Linie Trading-Vehikel, die direktionale Long- oder Short-Strategien verfolgen. (Hedgefonds-Indexstrategien sind auf der passiven Seite sind in Europa praktisch nicht existent.)
Tabelle: Mittelflüsse nach Asset Klasse: aktiv versus passiv
Am kommenden Montag, 28.1.2019 lesen Sie mehr zur Absatzbilanz nach Fondskategorie, Anbieter und auch die Absatzbilanz der größten Fonds in Europa.
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