Am 21. März haben wir in Frankfurt anlässlich der Morningstar Fund Awards 2019 die besten Fonds und Fondsanbieter am deutschen Markt prämiert. Neben den besten Fondshäusern (lesen Sie hier weiter) wurden bei den Morningstar Category Awards herausragende Leistungen auf Einzelfondsebene ausgezeichnet (hier gelangen Sie zur Methodologie der Morningstar Awards 2019).
Gewonnen haben in diesem Jahr nachfolgende Fonds in sechs Fondskategorien. Unter der Tabelle haben wir ein kurzes Portrait zu den Fonds verfasst. Die Fondsnamen sind mit einem Hyperlink unterlegt, der zum Portrait des jeweiligen Gewinner-Fonds auf unserer Homepage www.morningstar.de führt.
Tabelle: Die Gewinner-Fonds der Morningstar Fund Awards 2019
Der diesjährige Sieger des Awards „Bester Mischfonds“ ist ein defensives Produkt, das von der Berliner Vermögensverwaltung Guliver Anlageberatung GmbH beraten wird. Auch wenn der Fonds nicht gänzlich ungeschoren von der Korrektur 2018 davonkam, so reichte u.a. der Verlust von 1,0 Prozent, um sich vor die anderen Konkurrenten zu schieben. Der von Guliver-Geschäftsführer Guido Lingnau seit Auflage 2007 gesteuerte Fonds profitierte 2018 seinen Investitionen in langlaufende bonitätsstarke Anleihen, Xetra-Gold und einer Wandelanleihe der TAG-Immobilien sowie den stark gewichteten Wohnimmobilien-Aktien Vonovia und TAG Immobilien.
Auch die tiefe Aktienquote von rund 13 Prozent – der Fonds weist traditionell eine deutlich tiefere Aktienquote auf als die meisten anderen defensiven Mischfonds – trug dazu bei, die Verluste im hochvolatilen vierten Quartal 2018 auf unter einen Prozent zu begrenzen. Insgesamt landete der Fonds im dritten Perzentil defensiver EUR-Mischfonds 2018.
Der Ansatz des Fonds ist prognosebasiert, es stehen aber nicht die typischen Konjunkturprognosen im Vordergrund, wenn es darum geht, die Asset Allocation bzw. die Bond-Auswahl zu bestimmen. Da das Management nicht glaubt, dass sich die Konjunkturentwicklung voraussagen lässt, konzentriert es sich auf die Analyse der demografischen Entwicklungen, die ebenfalls auf die langfristigen Zins- und Inflationstendenzen einwirken. Darüber hinaus kommen weitere volkswirtschaftliche Indikatoren bei der Bestimmung der Asset Allocation zum Einsatz. Es gibt eine wichtige Einschränkung: Aus Sicherheitsgründen wird nur in auf Euro-lautende Bonds investiert. Das ist nachvollziehbar, können doch Währungsschwankungen die Bond-Performance deutlich überlagern.
SPDR® Bloomberg Barclays EUR Aggregate Bond ETF
Der Siegeszug von Indexfonds ist Legende. Jahr für Jahr wachsen ETFs und nicht-börsennotierte Indexfonds deutlich stärker als aktiv verwaltete Fonds. Relativ neu ist dagegen der starke Wachstumstrend bei passiven Rentenfonds. 2018 brachen regelrecht die Dämme: Aktiv verwaltete Rentenfonds verzeichneten in Europa 2018 Abflüsse von 32,5 Milliarden Euro, während Index-Rentenfonds Zuflüsse von 30,4 Milliarden Euro erreichten. Es werden vor allem breit aufgestellte Renten-ETFs gekauft, die solche Märkte abbilden, auf denen die Renditen im Null- bzw. Minus-Bereich verharren. Im hiesigen europäischen Zinsumfeld ist für den Investor jeder Basispunkt, den er an Gebühren einspart, wichtig!
Vor diesem Hintergrund ist es nicht erstaunlich, dass ein ETF den Award für den besten Rentenfonds in Deutschland gewinnt. Der SPDR® Bloomberg Barclays EUR Aggregate Bond ETF gewann 2018 0,3 Prozent und konnte damit den Durchschnitt der Kategorie der diversifizierten Euro-Rentenfonds um zwei Prozentpunkte übertreffen. Typischerweise investieren aktiv verwaltete Fonds dieser Kategorie stärker in Spread-Papiere und weisen eine unterdurchschnittliche Duration auf, was im vergangenen Jahr beides per Saldo nicht hilfreich war.
Der Barclays Capital Euro Aggregate Bond Index bietet einen guten Zugang zum breiten Euro-Rentenmarkt für Investment-Grade-Anleihen. Denn er enthält nicht nur Staatsanleihen (der klare Schwerpunkt), sondern auch Unternehmensanleihen, Anleihen staatlicher Stellen und besicherte Anleihen. Ein ETF auf diesen Index ist insofern ein praktischer „One-Stop-Shop“. Und wie es sich für einen ETF gehört, ist er mit laufenden Gebühren von 0,17 Prozent sehr günstig.
Der MFS European Value ist alles andere als eine Eintagsfliege. Bereits 2012 und 2018 konnte der Fonds den Award des besten Europa-Aktienfonds für Standardwerte (Blend) gewinnen. Der Fonds wird seit Ende 2008 von Benjamin Stone verantwortet, der die besten Ideen des europäischen Analystenteams von MFS nutzt, aber auch eigene Überzeugungen einbringt.
Allerdings werden Stone und Co-Manager Pablo de la Mata die Verantwortung für den Fonds im September 2019 an Florence Taj abgeben, um sich auf ihre globalen Mandate (MFS International Value, MFS Global Intrinsic Value) zu konzentrieren. Taj ist seit September 2018 Co-Managerin und war zuvor langjährig als Analystin für den Fonds tätig. Wir schätzen MFS für seine langfristig orientierte Nachfolgeplanung. Der Anlageprozess soll unverändert weitergeführt werden.
Die Aktienauswahl orientiert sich an Qualität der Unternehmen und an deren Bewertungen. Das Fondsmanagement achtet auf die Risikobegrenzung. Das klappte im vergangenen volatilen Jahr sehr gut, und der Fonds begrenzte den Verlust auf 5,5 Prozent, was satte sieben Punkte besser war als der durchschnittliche Europa-Aktienfonds und knapp fünf Prozentpunkte über dem MSCI Europe. Auch langfristig spiegelt sich dieser risikokontrollierte Ansatz in unterdurchschnittlichen Risikokennzahlen wider.
Aktuell sind Standardwerte mit gut 66 Prozent des Fondsvermögens am höchsten gewichtet, mittelgroße Titel machen einen Anteil von gut 32 Prozent aus. Branchenseitig sind nichtzyklische Konsumgüter absolut am höchsten gewichtet und sind auch deutlich stärker vertreten als bei durchschnittlichen Europa-Standardwertefonds. Das gilt erst recht für Technologieaktien und Immobilientitel. Bei diesen Positionierungen handelt es sich um sehr langfristige Wetten und verdeutlichen die Stetigkeit des Ansatzes. Die Top-Titel waren per Ende Januar Nestlé (6,7 Prozent), Deutsche Wohnen (4,5 Prozent) und Givaudan SA (3,9 Prozent).
Der Fidelity Germany konnte bereits 2016 und 2014 den Award des besten Deutschland-Aktienfonds für Standardwerte gewinnen. Der Fonds wird seit 2011 von Christian von Engelbrechten verantwortet. Von Engelbrechten ist seit 2008 in das Management des Fonds eingebunden.
In einem Jahr, in dem der DAX um gut 18 Prozent verlor, ist ein Minus von 14,7 Prozent eine sehr gute Leistung. (Sie ist es wirklich, auch wenn viele Anleger Verluste prinzipiell nicht goutieren!). Und zumal die Fund Awards auf der Basis eines Vergleichs mit Fonds der identischen Kategorie berechnet werden, war die Outperformance des Fidelity Germany umso beachtlicher: Der Fonds übertraf den durchschnittlichen Deutschland-Fonds um 5,3 Punkte.
Der Ansatz basiert, wie für Fidelity üblich, auf fundamentalen Unternehmensanalysen. Im Fonds landen Unternehmen, die sich durch überdurchschnittliche Profitabilität auszeichnen. Zudem sollte das Wachstum dieser Firmen von struktureller Natur sein und nicht vom Auf und Ab der Konjunktur abhängen. Wie bei vielen Deutschland-Standardwertefonds üblich werden auch hier Nebenwerte beigemischt, deren Quote sich bisher zwischen 20 und 40 Prozent bewegte. Der Fonds wurde inzwischen im Morningstar Analyst Rating von „Bronze“ auf „Silver“ heraufgestuft.
Der im Jahr 2005 aufgelegte DWS German Small/Mid Caps konnte mit einem Minus von 17,5 Prozent im Jahr 2018 den Award für den besten deutschen Nebenwertefonds gewinnen. Mit dieser Performance lag er im Schnitt um 2,7 Punkte vor seinen Konkurrenten, und er übertraf den MSCI Germany Small Cap NR um 2,2 Punkte. Seit 2013 wird der Fonds von Philipp Schweneke und Valerie Schueler verantwortet (von der Auflage bis 2013 war Raik Hoffmann, heute Vorstand bei der Frankfurter Performance Management, für den Fonds verantwortlich).
Aktuell ist der Fonds im Vergleich zur Kategorie bei Industrietiteln, Versorgern, und Healthcare übergewichtet. Indes sind Telekom-Titel, Rohstoff-Aktien und Luxuskonsumgüter untergewichtet. Mit Blick auf die Style Box findet sich der Fonds eher im Bereich Mid Caps wieder und macht tendenziell einen Schwenk hin zu Wachstumstiteln. Der durchschnittliche Deutschland Nebenwertefonds ist deutlich weniger stark bei Mid Caps dabei und weist mehr Exposure zu Small und Microcaps auf. Insgesamt ist das Risiko des Fonds langfristig hoch, die Performance allerdings auch, wie das Fünf-Sterne-Rating unterstreicht.
iShares Edge MSCI World Minimum Volatility ETF
Dass sich im vergangenen volatilen Börsenjahr eine Aktienstrategie durchsetzt, die eine Minimum-Volatility Strategie fährt, kommt nicht überraschend. Dass der Gewinner des besten global Anlegenden Aktienfonds ein ETF ist, dann vielleicht doch. Längst beschränken sich ETFs nicht mehr auf die Replikation von Standard-Indizes a la MSCI World oder S&P 500; die zunehmende wissenschaftliche Erschließung der Welt der Investment-Faktoren hat zur Folge, dass ETFs immer mehr die verschiedensten Strategie-Indizes replizieren und damit massiv in den Gefilden aktiver Fondsmanager wildern – und wegen der sehr tiefen Gebühren dabei einen Performance-Vorsprung haben.
Die 2018-er Performance von 2,0 Prozent war ein hervorragendes Ergebnis, bedenkt man, dass der durchschnittliche global investierende Aktienfonds gut acht Prozent verlor und der MSCI World um gut vier Prozent nachgab. Ein Blick auf die Strategie zeigt, dass es sich hier um einen komplexen Ansatz handelt. Denn der Index, den der ETF abbildet, vereint nicht bloß die am wenigsten schwankenden Aktien, sondern zielt auf die Konstruktion eines diversifizierten Portfolios ab, in dem möglichst wenige Transaktionen stattfinden und das im Ergebnis eine niedrige Volatilität erreicht werden soll.
In den vergangenen Jahren war die Performance dieses ETFs überdurchschnittlich, und das Risiko niedrig – immerhin lag die Volatilität um 20 Prozent niedriger als beim MSCI World, also dem Mutterindex des MSCI World Minimum Volatility. Auf Branchenebene waren zuletzt Immobilien, Versorger und Telekom-Werte die höchsten Übergewichte gegenüber dem Durchschnitt der global investierenden Aktienfonds, die aktiven wie die passiven. Die niedrigen Kosten von jährlich 0,3 Prozent verdeutlichen, dass Strategic Beta ETFs wie dieser für aktiv verwaltete Fonds eine veritable Herausforderung darstellen.
Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.
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