Wer hat die besten Fonds am deutschen Markt? Die Antwort führt unweigerlich zu den Gewinnern der Morningstar Awards 2019. Am 21. März wurden in Frankfurt die besten Fondsgesellschaften und die besten Fonds mit den „Morningstar Fund Awards Germany 2019“ ausgezeichnet.
Ein Höhepunkt der alljährlichen Morningstar Awards ist die Prämierung der besten Fondsanbieter im Rahmen der Fund House Awards (hier gelangen Sie zu den Category Awards, in denen wir herausragende Fonds prämieren, lesen Sie hier mehr zur Methodologie der Awards-Berechnung). Kommen wir zum Award für die besten Fondshäuser. In diesem Jahr lauten die Gewinner Unigestion und Capital Group.
Tabelle: Die Gewinner der Morningstar Fund House Awards 2019
Best Fund House: Equity
Der Gewinner des Awards „Best Fund House: Equity“ ist Unigestion, ein Asset Manager mit Sitz in Genf. Der französische ETF-Anbieter Ossiam und First State belegten die Plätze zwei und drei. Unigestion befindet sich unverändert im Besitz des Senior Managements. Das Haus verwaltet Private Equity-, Alternative-, Multi Asset-, und Aktienfonds. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Aktienmandaten, in denen die Hälfte des verwalteten Vermögens steckt. Das gilt vor allem für Publikumsfonds. Für die Awards 2019 wurden fünf Aktienfonds des Hauses in die Auswertung einbezogen.
Das Unternehmen zeichnet sich insgesamt durch Stabilität aus und besitzt eine starke Investmentkultur. Zentrales Merkmal aller Strategien ist der Fokus auf einen einheitlichen Risikomanagementprozess. Auch wenn Unigestion in letzter Zeit verstärkt neue Fonds aufgelegt hat, bleibt die Produktpalette auf die Expertise des Unternehmens konzentriert. Das wird auch dadurch gewährleistet, dass das Investmentteam regelmäßig verstärkt wird, wenn neue Fonds aufgelegt werden. Unigestion zeichnet sich auch durch ein positives Arbeitsumfeld aus, in dem die Zusammenarbeit zwischen den Teams gefördert wird.
Die große Rolle der Fondsmanagement-Teams reduziert das Schlüsselpersonen-Risiko. Die Vergütungsstruktur ist zudem dazu angetan, die Interessen der Firma mit denen der Investoren in Einklang zu bringen; die Bonus-Regelung sieht vor, dass Portfoliomanager und Analysten einen Teil ihrer variablen Vergütung in Fondsanteilen erhalten. Auch das fördert prinzipiell die Team-Stabilität, auch wenn es in der jüngsten Vergangenheit Abgänge im Equity-Team zu beobachten war. Schließlich werden die Kapazitätsgrenzen auf Strategie-Ebene definiert, ein weiterer Nachweis, dass Investoren wie langfristige Partner behandelt werden.
Per Ende Februar belief sich das verwaltete Vermögen in europäisch domizilierten Fonds auf gut zehn Milliarden Euro, von denen knapp 90 Prozent in Aktienfonds steckten. Knapp 60 Prozent der Assets stecken in Fonds mit einem Vier- oder Fünf-Sterne-Rating. Überdurchschnittlich gut falle auch die Morningstar Analyst Ratings aus. 40 Prozent der Fonds-Assets befinden sich in Produkten mit einem „Gold“-Rating, 28 Prozent elf Prozent sind in Fonds mit „Silver“- oder „Bronze“-Ratings investiert.
Best Fund House: Fixed-Income
Best Fund House: Overall
Capital Group gelang in diesem Jahr ein beeindruckender Doppelschlag bei den Morningstar Awards: Das US-Haus aus Los Angeles konnte gleich zwei der begehrten Fund House Awards einsammeln: Den Titel des besten Bond-Managers sowie den Titel des besten Allrounders. Auf der Bond-Seite wurden sieben Fonds in die Auswahl einbezogen. Beim All-Rounder-Award flossen sieben Rentenfonds, zehn Aktienfonds sowie zwei Mischfonds in die Kalkulation ein. Diese Aufteilung korrespondiert übrigens mit dem verwalteten Vermögen; sechs Milliarden Euro stecken in Aktienfonds, drei in Rentenfonds sowie zwei in Mischfonds. Fünf Milliarden Euro befinden sich dabei in Fonds mit einem Vier- oder Fünf-Sterne-Rating. Vier Milliarden Euro sind in Fonds investiert, die jünger sind als drei Jahre, womit sie sich noch nicht für ein Sterne-Rating qualifizieren. Das deutet an, dass sie das Haus noch in der Sturm-und-Drang-Phase in Europa befindet.
Die Fondsgesellschaft Capital Group kommt in Europa recht unspektakulär daher. Rund elf Milliarden Euro verwaltet der Asset Manager aus den USA in europäisch domizilierten Fonds. Doch dahinter verbirgt sich eine der größten und auch renommiertesten amerikanischen Fondsgesellschaften, die auf ihrem Heimatmarkt unter einem anderen Namen bekannt ist: American Funds. Dass es sich um einen veritablen Player handelt, deutet sich bei der Verteilung der Morningstar Analyst Ratings an. Gut drei Milliarden Euro oder 32 Prozent der Assets in Europe befinden sich in Fonds mit einem Morningstar Analyst Rating „Gold“. (Dahinter stecken die drei Aktienfonds: Capital Group New Perspectives Fund, Capital Group New World Fund und Capital Group AMCAP Fund. Hier handelt es sich um Strategien, die auf ihrem Heimatmarkt bereits etabliert sind.
Wie kein anderer Fonds-„Brand“ steht American Funds für den Aufstieg – und zeitweilig – den Fall des aktiven Fondsmanagements in den USA. Seinen Ruf erarbeitete sich das Haus während der Dot-Com-Krise. Die aktiven Aktienfonds von American Funds vermieden die schlimmsten Tech-Sünden und steuerten dadurch das Vermögen der Anleger recht erfolgreich durch die stürmische See zu Beginn des Jahrtausends.
Doch im Zuge der großen Finanzkrise geriet American Funds ins Schlingern. Das lag nicht an einer unterirdischen Performance, sondern eher an den überzogenen Erwartungen vieler Anleger. Man glaubte, dass American Funds das Kunststück von 2000-2002 werde wiederholen können und war enttäuscht, als die Fonds nur durchschnittlich performten. Zudem begann nach der Finanzkrise der gigantische Run auf Indexfonds, worunter Capital International alias American Funds fast schon stellvertretend für aktive Manager besonders zu leiden hatte. Zwischen 2009 und 2016 flossen sage und schreibe gut 230 Milliarden Dollar aus den Fonds ab. Dass in der Zeit das Fondsvermögen von 914 Milliarden Dollar auf 1,255 Billionen Dollar stieg, lag an der Erholung der Aktienmärkte.
Bemerkenswert war, dass American Funds trotz der mehr als siebenjährigen Misere unverändert Kurs hielt und nach wie vor nur für aktives Asset Management steht, derweil andere aktive Häuser wie Fidelity oder Franklin Templeton den Einstieg bei Indexfonds suchten. Die Rechnung scheint aufzugehen: 2017 und 2018 konnte American Funds in den USA Zuflüsse von 16,6 Milliarden bzw. 12,7 Milliarden Dollar verbuchen. Heute verwaltetet die Gesellschaft dort 1,56 Billionen Dollar, zwar weit abgeschlagen hinter Vanguard (4,37 Billionen Dollar), aber noch vor Fidelity mit 1,51 Billionen Dollar. Zweiter zu sein muss also kein schlimmes Los bedeuten, zumal in den USA Indexfonds nach wie vor den „Aktiven“ unverändert den Rang ablaufen.
Vor dem Hintergrund des Debakels am Heimatmarkt ist die Expansion von Capital Group nach Europa umso nachvollziehbarer. Allerdings muss sich das Haus hier gegen Konkurrenten behaupten, die bereits ungleich länger am Ball sind als die Kalifornier. Allerdings ist die Qualität der Fondspalette ein Pfund, mit dem Capital Group wuchern kann. Per Ende Dezember lagen die Amerikaner in der Morningstar Rating Analyse für Fonds auf Platz 18 der kleineren Fondsanbieter mit einem durchschnittlichen (ungewichteten) Sterne-Rating von 3,8 Sternen.
Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.