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Euro-Staatsanleihen: Basisbausteine für Euro-Investoren

Klassische Rentenfonds haben wegen der Geldpolitik der EZB heutzutage einen schlechten Ruf. Doch sie bleiben die klassischen Sicherheitsbausteine für Langfristportfolios. Wir stellen vier Euro-Staatsanleihefonds mit positiven Morningstar Analyst Ratings vor.

Ali Masarwah 18.11.2019
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Die Amtszeit von EZB-Chef Mario Draghi ist vor wenigen Wochen zu Ende gegangen. Er vollzog seinen Abgang stilecht mit einem Knalleffekt. Seine letzte Amtshandlung: Auf der letzten von ihm geleiteten Sitzung genehmigte der EZB-Rat eine neue Runde von monatlichen Asset-Käufen, der Einlagenzins wurde von -0,40 Prozent auf -0,50 Prozent gesenkt und die Bedingungen für das LTRO-Programm zur Unterstützung der Bankkreditkanäle wurden erleichtert. In der Eurozone mehren sich seit geraumer Zeit die Anzeichen einer Konjunkturabschwächung, während die Inflation hartnäckig unter dem Preisstabilitätsziel von rund zwei Prozent bleibt. Das zwang die EZB zum Handeln. 

Mit diesen Entscheidungen wurde die lockere Geldpolitik der EZB auf absehbare Zeit verfestigt – auch in der Ära der neuen EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Es erscheint also möglich, dass die Notenbank daran arbeiten wird, dass die Renditen – zwischenzeitliche Kurs-Schwankungen keinesfalls ausgeschlossen - auf niedrigem Niveau „gedeckelt“ bleiben. 

Euro-Staatsanleihen: Performance ist nicht ausgeschlossen

Für Anleger in Euro-Staatsanleihen bieten sich daher durchaus noch Chancen. Denn Staatsanleihen aus Italien bieten noch immer einen Schnaps mehr Rendite als die Länder der nördlichen Eurozone (Niederlande, Deutschland). Auch wenn es möglicherweise Episoden mit politischen Spannungen geben wird und sich die Spreads der Euro-Südländer-Bonds ausweiten würden, erscheint eine Rückkehr von Marktstress-Phasen wie 2011/12 eher unwahrscheinlich.

Auch wenn langfristig höhere Zinsen drohen, sind hohe Kursrisiken heute, auch angesichts der hohen Nachfrage von Investoren, eher unwahrscheinlich. Vorerst ist davon auszugehen, dass der Markt für Euro-Staatsanleihen das tiefste und liquideste Segment des Euro-Bond-Marktes bleibt und somit ein Kernbaustein für Langfristinvestoren darstellt, auch wenn die Performance-Aussichten begrenzt sind. Was Staatsanleihen in jedem Fall bieten: Einen höchst willkommen Diversifikationseffekt für Aktienportfolios!

Infolgedessen sollten Investoren vor allem diversifizierte und kostengünstige Ansätze bevorzugen. Diese Eigenschaften vereinen sich bei Renten-ETFs auf klassische Indizes. Tatsächlich ist die Passivierung in diesem Anlagesegment weit fortgeschritten. Das in der Fondskategorie Euro-Staatsanleihen investierte Vermögen steckt inzwischen zu gut 40 Prozent in Indexprodukten. Vom europaweiten Vermögen von 104 Milliarden Euro sind bereits gut 42 Milliarden Euro in ETFs und nicht-börsennotierten Indexfonds investiert.

Im Folgenden präsentieren wir vier Euro-Staatsanleihe-Fonds mit positiven Morningstar Analyst Ratings. Drei sind Indextracker von iShares, Xtrackers und Lyxor; der aktiv verwaltete Fonds wird von BlueBay gemanagt. Die Tabelle unten auf der Seite verschafft Ihnen eine Übersicht über die wichtigsten Kennzahlen der Fonds. Der Hyperlink hinter dem Fondsnamen führt zum Fondsportrait auf morningstar.de

BlueBay Investment Grade Euro Government Bond Fund

Dieser Fonds verfolgt eine aktive Strategie und bietet keinen lauwarmen Durchschnitt. Anleger in diesem Fonds profitieren von hochkarätigen Managern, die von einem gut ausgestatteten und stabilen Team unterstützt werden. Mark Dowding, seit Mai dieses Jahres Leiter des Investment-Grade-Teams von BlueBay, ist ein erfahrener Manager und verantwortet die Strategie seit ihrer Gründung im Dezember 2010. Allerdings ist sein Co-Manager Russel Matthews nicht mehr dabei. Er wurde von Kaspar Hense ersetzt, der bereits seit 2014 bei BlueBay ist. 

Die Strategie ist typisch für den Investment-Ansatz von BlueBay und unterscheidet sich entsprechend von vielen anderen Fonds der Kategorie. Der Fonds wird flexibel gemanagt und weicht deutlich von der Benchmark, Barclays Euro Aggregate Treasury Index, ab. Die Manager haben ihre Spielräume in der Vergangenheit effektiv genutzt. Sie stützen sich auf eine Vielzahl von Renditefaktoren - etwa Laufzeitmanagement, Relative Value, direktionale Positionen und Währungsgeschäfte. Angetrieben durch den fundamentalen Ansatz des Teams, der analog zur Analyse von Unternehmensanleihen aufgesetzt ist, war die Länderauswahl in der Vergangenheit der größte Beitrag zur Outperformance.

Seit seiner Auflegung hat der Fonds das Ziel, vor Gebühren 150 Basispunkte über seiner Benchmark zu liegen, mehr als übertroffen. Die solide Performance zeigt sich auch im Vergleich zu anderen Fonds der Kategorie. Die Volatilität ist gegenüber dem Kategoriedurchschnitt erhöht, und die laufenden Kosten sind recht hoch. Wegen seiner Stärken hält der Fonds das Morningstar Analyst Rating „Bronze“.

Xtrackers II Eurozone Government Bond UCITS ETF

Dieser ETF bildet den Index iBoxx EUR Sovereigns Eurozone TR ab, der die Performance von Eurozonen-Staatsanleihen mit Investment-Grade-Rating widerspiegelt. Aufgrund der günstigen Gebühren, der breite des Index und der Qualität der Replikation bzw. den Team-Qualitäten hält der ETF das höchste qualitative Morningstar Analyst Rating „Gold“.

Der Index deckt alle Laufzeitbänder ab einem Jahr ab. Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen Anleihen eine ausstehende Mindestgröße von zwei Milliarden Euro haben. Sie werden entsprechend ihres ausstehenden Betrags gewichtet. Das Investment-Grade-Rating als Kriterium wird vom Indexanbieter Markit als Durchschnittsrating der drei wichtigsten Rating-Agenturen berechnet. Die vier größten Emittenten der Eurozone (Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien) machten bisher rund 80 Prozent des Indexgewichts aus. Die Aufteilung nach Laufzeiten spiegelt das Emissionsverhalten von Staaten im Euroraum wider. Der Index wird monatlich angepasst. Kupon-Zahlungen werden bis zum Rebalancing in bar gehalten und dann wieder angelegt.

Seit September 2016 bildet Xtrackers den Index physisch mit dem so genannten Stratified Sampling-Verfahren ab. So wird der Index in verschiedene Ausschnitte unterteilt, die jeweils wichtige Risikofaktoren wie Duration, Währung, Land, Rating und Branche darstellen. Die Manager wählen solche Anleihen aus, die das Risikoprofil von jedem Abschnitt bestmöglich replizieren. Das entbindet die Manager davon, auch illiquide Anleihen zu kaufen. Zwischen dem Zeitpunkt der Auflegung 2007 bis September 2016 wurde der Index mittels Swaps repliziert. Der Übergang zwischen den Replikationsverfahren hatte keine erkennbaren Auswirkungen auf die Tracking-Fähigkeit des ETF. Obwohl es sich um eine relativ neue Struktur handelt, besteht das von der DWS zusammengestellte Portfoliomanagement-Team zur Verwaltung der Xtrackers ETFs aus Personen mit umfangreicher Branchenerfahrung.

Xtrackers kann bis zum 50 Prozent des Portfolios verleihen. Die Deutsche Bank Agency Securities Lending fungiert hierbei als Vermittler. Alle Transaktionen sind überbesichert, und die als Sicherheit dienenden Wertpapiere sind in der Regel Staatsanleihen mit erstklassiger Bonität und Blue-Chip-Aktien. Die Leiheerträge werden im Verhältnis 70/30 zwischen dem ETF und der Bank aufgeteilt. Xtrackers veröffentlicht die Details zur Wertpapierleihe für diesen ETF auf seiner Website.

Der ETF weist eine laufende Gebühr von 0,15 Prozent auf, was im Vergleich zu aktiven Konkurrenten sehr wettbewerbsfähig ist und sich auch am unteren Ende der typischen Gebührenspanne von 0,15 bis 0,20 Prozent für Indexfonds orientiert.

iShares Core EUR Government Bond ETF

Auch der iShares Core EUR Government Bond ETF hält das höchstmögliche „Gold“-Rating. Der Managementprozess ist robust, und wir schätzen den Erfahrungsschatz des Portfoliomanagement-Teams. Wir sind zuversichtlich, dass dieser passive Ansatz über einen vollständigen Marktzyklus hinweg über dem Durchschnitt der Fondskategorie der Euro-Staatsanleihefonds liegen dürfte. 

Der ETF bildet den Bloomberg Barclays Euro Treasury Bond Index ab. Auch dieser Index enthält Eurozonen-Bonds mit Investment-Grade-Rating und deckt – wie auch der Markit-Index - alle Laufzeitbänder von über einem Jahr ab. Allerdings kommen hier Anleihen bereits ab einem Volumen von 300 Millionen Euro infrage. Auch dieser Index ist nach Schuldenkapitalisierung gewichtet, und auch hier ergibt sich das Investment Grade-Rating aus dem mittleren Rating der drei wichtigsten Agenturen. Entsprechend dieser Kriterien machen auch hier die größten Emittenten der Eurozone (Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien) rund 80 Prozent des Indexgewichts aus. 

Der Index wird monatlich am letzten Kalendertag des Monats angepasst. Kupon-Erträge werden bei einem Rebalancing in den Index reinvestiert. Auch iShares verwendet für die Portfoliokonstruktion das Stratified-Sampling Verfahren. Allerdings hat sich im Zuge der hohen Nachfrage das Vermögen des ETFs deutlich vergrößert, und nunmehr hält der ETF eine ähnliche Anzahl an Komponenten wie der Index. iShares behält sich vor, das gesamte Portfolio zu verleihen, wobei sich die Leihequote auf 18 Prozent in den zwölf Monaten per Ende Juni 2019 beschränkte. Die Leihe-Aktivitäten erbrachten zuletzt eine annualisierte Rendite von drei Basispunkten. Typischerweise werden die verliehenen Positionen überbesichert; die Quote schwankte historisch zwischen 102,5 und 112 Prozent. Die Leiheerträge werden im Verhältnis 62,5 zu 37,5 zwischen dem ETF und BlackRock aufgeteilt.

Der ETF erhebt eine Gebühr von nur noch 0,09 Prozent. Bis Mai 2019 lagen die Gebühren bei 0,20 Prozent, was dem oberen Ende der Gebührenspanne für Indexfonds entsprach. Heute zählt der ETF zu den günstigsten ETFs der Kategorie. 

Lyxor EuroMTS All Maturity Investment Grade (DR) UCITS ETF

Auch der dritte ETF im Bunde weist ein "Gold"-Rating auf. Er bildet den FTSE MTS Investment Grade Eurozone Government Bond (Ex-CNO) All-Maturity Index ab. Der Lyxor-ETF misst damit die Wertentwicklung der größten und liquidesten Staatsanleihen der Eurozone. Der Index enthält Anleihen mit einem Mindestvolumen von zwei Milliarden Euro, die eine Restlaufzeit von mindestens einem Jahr und ein Investment-Grade-Rating von mindestens zwei der drei wichtigsten Ratingagenturen (S&P, Moody's und Fitch) aufweisen müssen.

Die Anleihen werden nach einem statistischen Verfahren gewichtet, um die Größe der gesamten ausstehenden Verbindlichkeiten eines jeden Landes im Verhältnis zum Markt der Eurozone mit Investment-Grade-Rating darzustellen. Der Index wird auf Total-Return-Basis berechnet, wobei die Kupons umgehend reinvestiert werden. Er wird monatlich angepasst.

Lyxor repliziert den Index seit Juni 2013 vollständig physisch. Auch wenn der der ETF alle Komponenten des Referenzindex (unter Beibehaltung der statistischen Gesamtverteilung sowohl nach Ausgabeland als auch nach Laufzeitsegment) hält, können minimale Unterschiede auftreten. Die vier nach Schuldenkapitalisierung größten Emittenten der Eurozone sind Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien und machen typischerweise 80 Prozent des Fondsgewichts aus. Als einziger der hier vorgestellten Euro-Staatsanleihe-ETFs wird keine Wertpapierleihe vorgenommen.

Tabelle: Eine Auswahl gut bewerteter Euro-StaatsanleihefondsEUR Govy bond

Dieser Beitrag ist ein Teil der Themenwoche zu Anleihen und Anleihefonds 2019. Hier kommen Sie zum Übersichtsartikel, der auch auf alle Artikel verlinkt

Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich