Wir kommen zum zweiten Teil unseres Fondsbarometers. Im ersten Teil haben wir untersucht, in welchen Kategorien aktiv verwaltete Fonds gute Outperformance-Chancen gegenüber Indexfonds haben. Hier widmen wir uns der Frage, welche Rolle die Kosten für den Erfolg von aktiv verwalteten Fonds spielen. Danach führen wir auf, warum es bei Fonds-Erfolgsbilanzen so wichtig ist, die liquidierten Fonds in die Rechnung einzubeziehen.
Die untere Tabelle liefert einen Abgleich zwischen der Outperformance-Bilanz von den günstigsten aktiv verwalteten Fonds und den teuersten aktiv verwalteten Fonds einer Kategorie. Wir haben unter Ausschluss der liquidierten Fonds einen einfachen Performance-Vergleich vorgenommen und die Performance-Erfolge der günstigsten 20 Prozent der aktiv verwalteten Fonds einer Kategorie mit dem Erfolg der 20 Prozent teuersten Fonds einer Kategorie verglichen. Das Fazit ist bereits seit Auflage des Fondsbarometers im Juni 2017 in jedem Quartal identisch: Die Kosten machen einen großen Unterschied bei der Frage, ob ein Fonds seine Indexfondskonkurrenz outperformt.
Tabelle: Zehn-Jahresbilanz der teuersten und günstigsten Fonds
Die obere Tabelle illustriert einmal mehr, dass günstige Fonds eine bessere Performance-Prognose haben als teure Fonds. Wir haben hier einen Zehnjahresvergleich unternommen. Per Ende Dezember 2019 haben in 14 von 15 Kategorien die aktiv verwalteten Fonds im günstigsten Quintil diejenigen im teuersten Quintil outperformt.
Teuer versus günstig ist die entscheidende Frage
Aktienseitig konnten knapp 50 Prozent der günstigsten Fonds ihre Indexfonds-Konkurrenten übertreffen; dies gelang nur 23 Prozent der teuersten Aktienfonds. Bei Rentenfonds lag die Outperformer-Quote der Billigheimer bei hohen 57 Prozent gegenüber nur 25 Prozent Outperformance-Quote bei den teuersten Rentenfonds.
Ein Blick auf die Kategorien im Einzelnen verdeutlicht, dass die Outperformance-Quote der günstigen Fonds besonders hoch in den Kategorien Renten EUR Unternehmensanleihen, Aktien Eurozone, Renten global, Renten Schweiz, Schwellenländer Aktien, Aktien Deutschland und Aktien Schweiz sind.
Null Erfolg bei den teuren USA-Fonds
Der Unterschied zwischen den günstigsten und den teuersten Fonds ist besonders frappierend in den beiden Kategorien „Aktien Standardwerte USA“ und „Aktien Welt“. Während 19 Prozent der günstigsten aktiv verwalteten USA-Fonds ihre Indexfonds-Konkurrenten übertrafen, gelang dies keinem einzigen der 20 Prozent teuersten USA-Fonds. In der Aktien-Welt-Kategorie konnten sogar 24 Prozent der günstigsten Fonds outperformen, während dies auch hier keinem einzigen der teuersten Fonds gelang.
Die einzige Ausnahme ist die Kategorie Aktien Großbritannien. Hier konnten die teuersten Produkte die günstigsten outperformen; 86 Prozent der teuersten Fonds waren besser als ihre Indexfondskonkurrenten während das nur 73 Prozent der günstigsten UK-Fonds gelang. Dies ist ein auf den ersten Blick verwunderlicher Befund. Allerdings gibt es einige Gründe für dieses Phänomen.
Großbritannien-Aktienfonds trotzen der Günstig-ist-gut-Logik
Da ist zum einen das Design dieses Teils der Auswertung. Er umfasst nur die existenten Fonds (da nur diese Performance-Daten aufweisen). Die Zahl der aktiv verwalteten Großbritannien-Fonds, die eine Zehnjahreshistorie aufweisen, ist jedoch recht klein, was an den großen Fondssterben in dieser Kategorie liegt. Nur 107 der 215 aktiv verwalteten UK-Fonds, die es vor zehn Jahren am Markt gab, haben überlebt. Von diesen haben 70 Prozent outperformt. Bezogen auf das gesamte Sample hätte die Outperformer-Quote unter allen gestarteten Fonds nur 34 Prozent betragen. Die Erfolgszahlen werden also stark vom so genannten Survivorship Bias geprägt.
Zum anderen – und das ist die Ironie dieser Kategorie – gibt es in Großbritannien eine lange Indexfonds-Tradition. Nicht weniger als 35 Indexfonds mit einer Historie von über zehn Jahren haben wir ermittelt. Nun muss man wissen, dass ältere Indexfonds, vor allem solche, die nicht an der Börse gehandelt werden, oft hohe Gebühren aufweisen. Die Durchschnittskosten der Großbritannien-Indexfonds liegen bei 0,66 Prozent pro Jahr. Das ist für Indexfonds teuer, aber das verwundert nicht, da die Kosten oft den Stand von vor zehn Jahren widerspiegeln. Seitdem sind die Kosten neuer Indexfonds stark gefallen, jedoch oft nicht die der alten Indexfonds. Daher überrascht die gute Bilanz aktiv verwalteter Großbritannien-Fonds, die im Schnitt nur rund 1,4 Prozent kosten, auf den zweiten Blick nicht mehr so stark.
Die liquidierten Fonds müssen mitgezählt werden
Der dritte und letzte Teil unseres Fondsbarometers gibt Aufschluss darüber, warum aktiv verwaltete über lange Zeiträume sehr oft nicht erfolgreich sind. Klären wir zunächst, was wir unter "Erfolg" verstehen. Ein Fonds nach unserer Definition dann erfolgreich, wenn er nicht liquidiert wird und besser abschneidet als die Indexfondskonkurrenz. Gerade ersteres ist eine hohe Hürde für aktive Fonds, wie die Tabelle weiter unten zeigt. Dort sind die Details der Erfolgsbilanz aktiv verwalteter Fonds nach 15 Jahren aufgeführt, die wir anhand einiger Beispiele erläutern wollen.
Japan-Fonds wurden besonders oft mangels Erfolg liquidiert
Kommen wir zur Kategorie „Aktien Japan Standardwerte“. In der Spalte auf der linken Seite der Tabelle findet sich die Gesamtzahl der aktiv verwalteten Produkte, die sich vor 15 Jahren in der Kategorie getummelt haben. Insgesamt existierten Anfang 2005 in Europa 344 Aktienfonds für japanische Standardwerte. Per Ende Dezember 2019 waren von diesen Fonds nur 102 Produkte übriggeblieben, wie aus der Spalte weiter rechts hervorgeht. Dies entspricht einer Überlebensquote von nur 30 Prozent.
Von den 102 überlebenden Fonds haben 26 Japan-Fonds ihre Indexfonds-Konkurrenten übertroffen. Misst man nun die Outperformer-Quote anhand der heute überlebenden Fonds, ergibt sich eine Erfolgsquote von 25 Prozent. Doch das ist eine geschönte Sicht der Dinge, da es die gut 240 liquidierten Fonds ignoriert. Gemessen an den 344 Japan-Fonds, die Anfang 2005 am Markt waren, liegt die Erfolgsquote nur bei acht Prozent. Das ist, auf den Punkt gebracht, der Effekt des Survivorship Bias.
Die Nicht-Berücksichtigung liquidierter Fonds führt aus Sicht der Fondsanbieter zu optisch besseren Ergebnissen, spiegelt aber nicht die Erfahrung von Investoren wider, die sich häufig mit der Schließung von Fonds konfrontiert sehen
Die Nicht-Berücksichtigung liquidierter Fonds führt aus Sicht der Fondsanbieter zu optisch besseren Ergebnissen, spiegelt aber nicht die Erfahrung von Investoren wider, die sich häufig mit der Schließung von Fonds konfrontiert sehen. Der typische Mechanismus sieht so aus: Ein Fonds wird aufgelegt, er underperformt und sammelt daher kein Geld ein, bleibt klein und wird - nach einer mehr oder weniger kurzen Karenzzeit - liquidiert. Anleger bleiben dann oft auf Verlusten sitzen. Besonders häufig passierte das im Falle japanischer Aktienfonds.
Auch in den beiden Kategorien „Aktien global Standardwerte“ und „Aktien USA Standardwerte“ fallen die Überlebensquoten nach 15 Jahren niedrig aus. Dass die Erfolgsquoten aktiver Fonds in den beiden Kategorien sowohl mit also auch ohne Survivorship Bias mies sind, liegt sowohl an der geringen Überlebensquote als auch an der schlechten Performance der Fonds. Nur 38 Prozent der global anlegenden Fonds haben nach 15 Jahren überlebt, bei USA-Aktienfonds waren es sogar nur 35 Prozent. Dass die Überlebenden eine schwache Performance-Zeigten, führt dann zu einer Erfolgsquote von sechs Prozent bei global anlegenden Aktienfonds und zu einer Erfolgsquote von vier Prozent bei USA-Aktienfonds. Nicht zufällig greifen Anleger in diesen beiden Kategorien standardmäßig auf Indexfonds zurück.
Deutlich geringer sind die „Todesquoten“ in den Kategorien „Renten Welt“, „Aktien Schwellenländer“ und „Renten EUR Corporate Bonds“. Entsprechend sind auch die Performance-Unterschiede vor und nach der Bereinigung des Survivorship Bias in diesen drei Kategorien relativ gering. Das schaffte bessere Voraussetzungen für die Outperformance, was in den Kategorien „Renten Welt“ und „Aktien Schwellenländern“ leidlich gelang; dass die Überlebenden indes nicht zwingend eine zufrieden stellende Erfolgsquote insgesamt hervorbringt, zeigt die Kategorie Renten EUR. Hier lag die Erfolgsquote bei nur 18 Prozent, wie die untere Tabelle illustriert.
Tabelle: Erfolgsquoten mit und ohne Survivorship Bias (15 Jahre)
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