Wie wir bereits im Überblicks-Artikel zum Rendite-Risiko-Profil von Mischfonds erwähnt haben, sind Mischfonds mit sinkenden Renditen am Rentenmarkt und steigenden Aktienkursen in den vergangenen Jahren immer mehr Risiken eingegangen. Das spiegelt sich auch in der Performance der drei defensiven Mischfonds wider, die wir als empfehlenswert sehen und die gute Morningstar Analyst Ratings aufweisen. Wir stellen den M&G (Lux) Optiman Income, den Invesco Pan European High Income und den DWS Concept Kaldemorgen vor. Alle drei Zwischenüberschriften - zugleich die Fondsnamen - sind mit einem Hyperlink unterlegt, der zu den Fondsportraits auf unserer Website morningstar.de führt.
Eine Anmerkung am Rande: Beim DWS-Fonds handelt es sich formal zwar nicht um einen defensiven Mischfonds. Allerdings zeichnet sich der alternative Fonds durch eine konservative Vorgehensweise aus, sodass er funktional in jedem Fall zu den risikominimierenden Mischfonds gerechnet werden kann.
Der M&G Optimal Income ist die Luxemburger Version des gleichnamigen britischen Mutterfonds, der im September 2018 aufgelegt wurde. Er wurde ins Leben gerufen, damit die Strategie im Fall eines No-Deal-Brexit weiterhin an nicht-britische Anleger vertrieben werden kann. In der Folgezeit wurden auch die Gelder kontinentaleuropäischer Bestands-Investoren vom britischen Fonds hin zur neuen Luxemburger Variante migriert.
Dass es sich um einen neuen Fonds handelt, ist also nicht bedeutsam, da es sich um einen Klon des Stammfonds handelt: Er wird von demselben Team verwaltet, das die identische Anlagestrategie anwendet. Die Wertentwicklung der beiden Vehikel könnte zwar abweichen, da sie verschiedene Basiswährungen haben - die SICAV-Variante lautet auf Euro, und das britische Vehikel lautet auf GBP. Aber diese Performance-Unterschiede werden minimal sein. Beim neuen Luxemburger Vehikel wird auch die Praxis fortgeführt, Wertpapiere, die nicht auf Euro lauten, gegen das Währungsrisiko für Euro-Investoren abzusichern.
Auch die SICAV-Variante hält ein Morningstar Analyst Rating „Silver“. Der Investmentprozess ist bewährt, und die langjährige Erfahrung des Teams hat sich in verschiedenen Phasen des Kreditzyklus bewährt. Das spiegelt sich in der starken Langfrist-Performance des Mutterfonds wider.
Unsere Überzeugung in der Strategie wird von Manager Richard Woolnough getrieben, der vom gut ausgestatteten M&G-Analystenteams unterstützt wird. Woolnough beeindruckt sowohl mit seiner makroökonomischen Analyse als auch seiner Fähigkeit, als Praktiker zwischen den verschiedenen Bond-Bereichen zu allokieren.
Woolnough begann seine Karriere im Jahr 1985. Er kam 2004 zu M&G und leitet seit 2006 die M&G Optimal Income Strategie. Unterstützt wird er vom stellvertretenden Manager Stefan Isaacs und dem (relativ) stabilen M&G-Team für festverzinsliche Produkte, das aus 11 weiteren Fondsmanagern mit eigenen Fachgebieten besteht.
Die Strategie ist die flexibelste, die von Woolnough verwaltet wird und erlaubt Engagements bis zu 100 Prozent der Fondsgelder in Investment-Grade-, Hochzins- und Staatsanleihen und bis zu 20% in Aktien. (Wiederholt hat sich Woolnough als „Tourist“ am Aktienmarkt bezeichnet – damit ist sehr viel über die Anlagestrategie gesagt.)
Die Laufzeit der Papiere im Fonds wird ebenfalls aktiv verwaltet, oft unter Verwendung eines Derivat-Overlays. Der Anlageprozess kombiniert die makroökonomischen Ansichten von Woolnough mit den Bottom-up-Kreditempfehlungen der 38 Kredit-Analysten von M&G. Langfristig hat die Strategie sowohl auf absoluter als auch risikobereinigter Basis die Kategorie der defensiven Mischfonds übertroffen. Auch wenn die Aktienquote per Ende Januar bei unter drei Prozent lag, so waren die Verluste mit knapp sechs Prozent in diesem Jahr (per 10.3.) doch auffällig hoch; hier schlug die hohe Quote riskanterer Spread-Produkte ins Kontor.
Invesco Pan European High Income
Wir sind der Meinung, dass der Invesco Pan European High Income eine gute Wahl für Investoren ist. Der Fonds wird von Paul Read, Paul Causer und Stephanie Butcher verwaltet. Es handelt sich bei ersteren um die Co-Leiter des Anleihe-Bereichs bei Invesco Perpetual. Bei Read und Causer handelt es sich um zwei der erfahrensten Manager für festverzinsliche Wertpapiere in der britischen Fondsindustrie. Sie arbeiten bei Perpetual seit 1995 zusammen und investieren in das gesamte Spektrum der festverzinslichen Wertpapiere.
Die Manager sind bereit, ihre Überzeugungen aggressiv umzusetzen. Das zeigte sich in der Vergangenheit im materiellen Exposure zu risikoreicheren Bereichen wie Nachranganleihen, Hochzinsunternehmen, Hybridanleihen und Wandelanleihen. Read und Causer entscheiden auch über die Asset Allocation des Fonds, also zwischen der Aufteilung der Fondsgelder auf Anleihen und Aktien.
Der Aktienanteil des Fonds wird von Stephanie Butcher separat geführt. Sie ist seit Februar 2012 für diesen Fonds aktiv und kommt aus dem Bereich für Dividendenstrategien. Ihr Ansatz ist bewertungsbewusst, sodass der Aktienanteil des Fonds eher als Value-geprägt bezeichnet werden kann. Obwohl der Fonds bis zu 30 Prozent des Vermögens in Aktien investieren kann, lag der Anteil maximal bei 22 Prozent (Anfang 2018). Anfang 2019 hatten die Manager nach einer starken Aktienmarktrallye ihr Aktiengewicht leicht gesenkt. Per Ende Januar 2020 lag der Aktienanteil bei gut 18 Prozent.
Obwohl sich der Fonds in der Fondskategorie „EUR Mischfonds defensiv“ befindet, kann er gelegentlich ein aggressiveres Profil aufweisen, gemessen an der Volatilität und dem maximalen Verlust. Diese Aggressivität hat sich langfristig ausgezahlt, aber sie kann in Zeiten wie 2018 und auch aktuell zu Verlusten führen. Im März (per 10.3.) büßte die Privatanleger-Tranche des Fonds gut 3,7 Prozent ein; im laufenden Jahr verlor der Fonds knapp sechs Prozent. Damit zählte er zu den 20 Prozent schwächsten Fonds seiner Kategorie.
Langfristig gesehen gehört der Fonds zu den leistungsstärksten seiner Kategorie und hat Anleger für die eingegangenen Risiken entschädigt. Insgesamt ist der Fonds mit Risiken behaftet, die gelegentlich überhöht sein mögen, aber wir haben eine positive Meinung zum Prozess und dem Team. Wir denken daher, dass der Fonds ein gutes Angebot für langfristig ausgerichtete Investoren ist, welche die Risiken tragen können. Der Fonds hält das Morningstar Analyst Rating „Silver“.
Wir sind nach wie vor von den Fähigkeiten von Fondsmanager Klaus Kaldemorgen und von der Robustheit des Investment-Ansatzes des Fonds überzeugt. Auch wenn er zuletzt angekündigt hat, der DWS auch über das Jahr 2021 hinaus zur Verfügung zu stehen, schätzen wir es, dass er sich frühzeitig um seine Nachfolgeplanung gekümmert hat und ein starkes Team zusammengestellt hat. Der Fonds hält nach wie vor das Morningstar Analyst Rating „Silver“.
Inzwischen hat Kaldemorgen, der lange auf Aktien spezialisiert war (aber seine Karriere 1982 als Rentenfondsmanager startete), eine solide Erfolgsbilanz im Bereich Multi-Asset-Strategien aufgebaut. Der Fonds wurde unter seiner Leitung im Mai 2011 aufgelegt.
In den vergangenen Jahren hat Kaldemorgen ein solides Umfeld geschaffen und nach und nach ein starkes Team aufgebaut, zu dem auch zwei Risikospezialisten gehören. Das Team ist stabil und musste nur einen Abgang seit 2013 hinnehmen, was angesichts der Fluktuationen im Top-Management und der Unsicherheit auf der Firmenebene der DWS bemerkenswert ist. Im Jahr 2019 kamen drei neue Teammitglieder hinzu, die sich mit den Themen festverzinsliche Wertpapiere und Währungen befassen, was die Zusammenarbeit auf der Research-Seite in diesen Bereichen verbessern dürfte.
Im Zuge der der Nachfolgeregelung wurde die Managementverantwortung innerhalb des Teams aufgeteilt und der stellvertretende Manager Henning Potz Tada zum Co-Teamleiter im Jahr 2018 ernannt.
Die Stärke des Teams liegt in der Vermögensaufteilung zwischen den verschiedenen Asset-Klassen, wobei der Schwerpunkt der Strategie auf der Risikokontrolle liegt. Der Fonds hat das Ziel, im Vergleich zu den globalen Aktienmärkten mehr Aufwärts- als Abwärtspartizipation zu bieten. Dabei sollen zweistellige Verluste und eine jährliche Volatilität über 10 Prozent verhindert werden.
Auf der Grundlage von Risiko-/Ertragsüberlegungen setzt Kaldemorgen Aktien, Anleihen, Bargeld (einschließlich Fremdwährungen) und Gold flexibel ein. Der Ansatz hat Anlegern bisher gut gedient, was anhand Risiko-adjustierter Maße, wie etwa der Sharpe Ratio, im Vergleich zu ähnlich strukturierten Mischfonds deutlich wird. Im Laufe dieses Jahres hat der Fonds per 10.3. einen Verlust von 6,6 Prozent verzeichnet. Im März lag das Minus bisher bie 3,2 Prozent.
Der Fonds hat in den vergangenen Jahre sehr hohe Zuflüsse erfahren und ist Ende Februar 2020 auf über elf Milliarden Euro angewachsen. Der Top-Down-Ansatz, bei dem die taktische Allokation weitgehend über liquide Derivate erfolgt, und die langfristige Denkweise des Managers mildern unsere Bedenken hinsichtlich der Skalierbarkeit der Strategie ab. Unschön ist, dass der Fonds trotz seiner inzwischen beachtlichen Größe überdurchschnittlich hohe Gebühren aufweist. Wir sind der Meinung, dass es Raum dafür gibt, die Investoren durch Gebührensenkungen an den Skaleneffekten zu beteiligen.
Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier.
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