Wir sind bisher in unserer Mischfonds-Seria auf das starke Wachstum dieser Fonds-Gattung eingegangen. Doch dass Mischfonds ein wichtiges Wachstumssegment am Fondsmarkt darstellen, ist das eine. Das andere ist, dass das Wachstum höchst ungleich verteilt ist. In unserer Datenbank finden sich nicht weniger als 45 verschiedene Mischfondskategorie für Fonds aus Europa. Insgesamt gibt es knapp 29.000 verschiedene Mischfonds-Tranchen in Europa, die zu 12.500 genuinen Fonds gehören. Rechnet man Dachfonds heraus (um Doppelzählungen zu vermeiden), waren per Ende Januar 1.534 Milliarden, also gut 1,5 Billionen, Euro in Mischfonds in Europa investiert.
Dieser abstrakte Zahlenwust muss natürlich so heruntergebrochen werden, damit er erfassbar wird. Zunächst einmal gibt es Kategorien, die keinerlei Relevanz für Investoren in Deutschland haben. Etwa die Kategorien, die auf türkische Lira, südafrikanischen Rand oder israelischen Schekel lauten, hinter denen Fonds stecken, die als „Exportgüter“ für Länder außerhalb der Eurozone fungieren. Oder die zahlreichen, auf Britisches Pfund lautenden Fonds, die vereinzelt im Vertrieb in Deutschland vertreten waren, aber nunmehr nach dem Brexit keine Rolle mehr hierzulande spielen.
Die untere Tabelle umfasst die größten 15 Kategorien für europäische Mischfonds, von denen elf von Relevanz für Anleger hierzulande sind. So lesen Sie die Tabelle, die nach dem verwalteten Vermögen sortiert ist: Die linke Spalte neben dem Namen der Kategorie umfasst das Fondsvermögen per Ende 2019 (in Millionen Euro), rechts daneben finden Sie die prozentuale Veränderung des Fondsvermögens gegenüber Ende 2010. Weiter rechts daneben finden sich die kumulierten Mittelflüsse der vergangenen zehn Jahre. Die rechte Spalte enthält die Mittelflüsse im Jahr 2019. Die Spalte, die das Wachstum umfasst, ist farblich unterlegt. Je grüner die unterlegte Zelle, desto stärker das Wachstum. Die Signalfarbe rot deutet an, dass es sich um eine weniger stark wachsende Kategorie handelt.
Tabelle: Die wichtigsten Mischfonds-Kategorien in Europa
Wie aus der oberen Tabelle hervorgeht, sind ausgewogene („moderate“) Mischfonds, die auf Euro lauten und global investieren, mit einem Vermögen von über 206 Milliarden Euro die größte Kategorie in Europa. Ausgewogene Mischfonds haben einen Aktienanteil von zwischen 35 und 65 Prozent. Diese weite Bandbreite verdeutlicht, dass aktive Fondsmanager hier viel Spielraum haben, ihre Strategien anzuwenden. Der Vergleichsindex der Kategorie setzt sich hälftig aus dem Aktienindex FTSE World TR und den Rentenindex Barclays Euro Aggregate Total Return Bond zusammen. Während die Aktienkomponente die globalen Märkte widerspiegelt, lautet die Renten-Benchmark auf Euro-Bonds. Auf der Anleihenseite gibt es also kein Währungsrisiko für Investoren aus Deutschland.
Die herausragende Bedeutung der Kategorie spiegelt die fortdauernde Beliebtheit dieser Produkte in der Eurozone wider. Auch Ende 2010 waren ausgewogene Euro-Mischfonds mit globaler Ausrichtung die größte aller Mischfondskategorien in Europa. Das Vermögens-Wachstum belief sich seit Ende 2010 zwar auf 195 Prozent. Die tiefgelbe Kolorierung deutet jedoch an, dass diese Kategorie eher mäßig stark gewachsen ist im Vergleich zu den anderen 14 Kategorien der Tabelle. Die Mittelzuflüsse in ausgewogene Euro-Mischfonds summierten sich in den vergangenen zehn Jahren auf stattliche 102 Milliarden Euro, immerhin die zweithöchsten Zuflüsse aller 15 großen europäischen Mischfondskategorien.
Deutlich weniger gefragt waren in den vergangenen Jahren ausgewogene Mischfonds, die auf der Aktienseite nur auf europäische Investments konzentriert sind. Mit einem Vermögen von gut 42 Milliarden Euro findet sich diese Kategorie im Ranking nach Fondsvermögen auf Platz zwölf nach Rang acht per Ende 2010. Das Wachstum von 66 Prozent in zehn Jahren zählte zu den niedrigsten Wachstumsraten bei Mischfonds. Das deutet an, dass Investoren bei ausgewogenen Mischfonds – zumindest auf der Aktienseite – zunehmend global ausgerichtet sind.
Defensive Mischfonds sind im Trend
Die zweitgrößte Mischfonds-Kategorie in Europa sind defensive Mischfonds, die global investieren. Sie bringen 178 Milliarden Euro auf die Waage. Mit einer Steigerung um 291 Prozent beim verwalteten Vermögen seit Ende 2010 ist diese Gruppe recht stark gewachsen, was die Präferenzen von Investoren – vor allem derjenigen in Deutschland – widerspiegelt. Man mag es gerne konservativ. Diese Fonds weisen in der Regel eine maximale Aktienquote von 35 Prozent auf. Die Kategorie-Benchmark umfasst die identischen Indizes wie die global anlegenden ausgewogenen Mischfonds, allerdings in einer anderen Zusammensetzung: der Aktienindex FTSE World TR ist mit 25 Prozent gewichtet, und der Rentenindex Barclays Euro Aggregate Total Return Bond macht 75 Prozent aus. In den vergangenen zehn Jahren sammelten diese Fonds netto 100 Milliarden Euro ein. 2019 beliefen sich die Zuflüsse in defensive Euro-Mischfonds auf gut acht Milliarden Euro.
Spiegelbildlich dazu sind defensive Mischfonds, die sich auf europäische Anlagen beschränken, weniger stark gefragt: Sie finden sich auf Rang sechs mit einem Vermögen von 119 Milliarden Euro wieder. Ihr Wachstum war deutlich geringer als bei global investierenden defensiven Mischfonds, und 2019 fielen sogar Mittelabflüsse an.
Das identische Bild zeigt sich bei flexiblen Euro-Mischfonds: Während global anlegende Fonds mit gut 300 Prozent Asset-Wachstum seit 2010 stark gewachsen sind, waren ihre europäisch investierenden Pendants weniger stark nachgefragt. Gleiches gilt für aktien-orientierte, aggressive Euro-Mischfonds: Auch hier waren die „Globalen“ deutlich stärker nachgefragt als die aktien-orientierten europäischen Produkte.
Regulierte Hedgefonds sind seit 2010 stark gewachsen
Mit am stärksten fiel das Wachstum von alternativen Multistrategie-Fonds in den vergangenen zehn Jahren aus. Diese Kategorie zählt formal nicht zur Obergruppe der Mischfonds, funktional indes schon. Zu dieser Kategorie zählen Fonds, die mehrere Hedgefonds-ähnliche Investmentstrategien anwenden. In der Praxis kommen dabei Strategien in verschiedenen Asset-Klassen zur Anwendung, die häufig, aber nicht immer, auf quantitativen Modellen fußen. Dazu gehört der DWS Concept Kaldemorgen, ein defensiv anlegender Fonds, der allerdings wegen des Einsatzes auch nicht-konventioneller Strategien vom Verhalten typischer „long only“ Mischfonds abweichen kann.
Alternative Multistrategie-Fonds sind die fünftgrößte Mischfonds-Kategorie mit einem Vermögen von 135 Milliarden Euro. Vor zehn Jahren fanden sich diese Fonds noch auf Rang sieben nach verwaltetem Vermögen. Das Wachstum belief sich auf beachtliche 422 Prozent. Unter den großen Kategorien wuchsen seit Ende 2010 nur flexible GBP-Mischfonds (die keine Rolle für Investoren in Deutschland spielen) stärker. Die Mittelzuflüsse seit 2010 beliefen sich kumuliert auf gut 86 Milliarden Euro. Allerdings deuten die hohen Abflüsse von über zwölf Milliarden Euro im vergangenen Jahr, dass nicht alles gut bei diesen Fonds ist. Wir werden darauf noch im Artikel über die Performance der Fonds bzw. Fondskategorien zu sprechen kommen.
Im zweiten Teil dieses Artikels befassen wir uns mit der Frage, welche Fonds im Fokus standen, die auch an Anleger in Deutschland vertrieben werden.
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