Bei Themenfonds verhält es sich wie mit einem Windhundrennen: Die Gewinner machen eine verdammt gute Figur und fliegen regelrecht durch die Zielmarke. Auf die, die mit großem Abstand folgen, und davon gibt es etliche, achten die begeisterten Zuschauer dagegen weniger. Die Analogie wird deutlich anhand der Performance der Themen-Aktienfonds im laufenden Jahr.
Nachdem wir in der vergangenen Woche Themen-ETFs analysiert haben, präsentieren wir heute die Tops und Flops bei aktiv verwalteten Fonds. Wir haben die Themenfonds mit Vertriebszulassung im deutschsprachigen Raum ausgewählt und dabei die besten und schwächsten Performer im laufenden Jahr in der unteren Tabelle in absteigender Reihenfolge sortiert.
Mit E-Commerce Unternehmen von der Konsolidierung im Handel profitieren
Kommen wir zunächst zu den Themen, die in diesem schwierigen Börsenjahr die beste Performance geliefert haben. Die Liste der Top-Fonds wird angeführt vom Global Online Retail, ein Fonds, der bis zum 23. Mai in diesem Jahr um knapp 32 Prozent zulegen konnte. Die Korrekturzeit zwischen dem 19. Februar und dem 20. März überstand der Fonds recht gut; er gab zwar um 22 Prozent nach, aber ein globales Aktienportfolio, hier vertreten durch den Index MSCI World, verlor über 30 Prozent in diesem Zeitraum. Seit Beginn der Aufholjagd an den Börsen ab dem 23. März konnte der Fonds um 58 Prozent steigen, während der MSCI World knapp 24 Prozent gewann. (Alle Performance-Angaben sind in EUR.)
Der Fonds konzentriert sich auf E-Commerce Unternehmen. Diese Branche wächst derzeit vor allem auf Kosten des klassischen Einzelhandels. Der während der Coronakrise verhängte Shutdown, der den stationären Handel lahmlegte, gab der Branche einen weiteren Schub.
Der von der KVG Hansainvest aufgelegte Global Online Retail wird von Jochen Krisch und Sven Rittau beraten. Letzterer ist ein E-Commerce Entrepreneur und war 1999 Mitbegründer der zooplus AG. Per Ende März war die Aktie von zooplus mit knapp zehn Prozent am höchsten gewichtet, gefolgt von Amazon (neun Prozent), Alibaba (7,9 Prozent) und Zalando (6,9 Prozent). Im Gegensatz zu vielen anderen Themenfonds hat der Fonds bereits eine Dreijahreshistorie. Mit einem Plus von gut 13,5 Prozent pro Jahr liegt er meilenweit vor dem MSCI World Index, weist aber auch deutlich höhere Risiken auf.
Mit Kosten von nur 0,99 Prozent ist er dabei günstiger als die allermeisten aktiv verwalteten Themenfonds. Allerdings ist hier zu beachten, dass es sich hier nicht um einen lupenreinen aktiv verwalteten Fonds handelt, sondern um ein Portfolio, das auf einem eng gefassten Index, dem Glore25, basiert.
Künstliche Intelligenz: Die Entwickler und die Anwender
Ein weiteres Thema, das in diesem Jahr Performance geliefert hat, ist künstliche Intelligenz (KI). Hier sticht der Echiquier Artificial Intelligence hervor. Er setzt sowohl auf Unternehmen, die künstliche Intelligenz-Systeme entwickeln, als auch auf solche, die vom Thema KI profitieren. Letzterer Punkt erweitert den Fokus und erklärt, warum sich neben Nebenwerten wie Appian Corp und Blue Prism auch Aktien wie Tencent, Microsoft oder Amazon im Portfolio befinden.
Der Fonds legte um knapp 30 Prozent in diesem Jahr zu, verlor aber auf dem Höhepunkt der Coronakrise gut 30 Prozent, was in etwa den Verlusten des breiten Marktes entspricht. Zwischen Ende März und Ende Mai ging der Fonds dann regelrecht durch die Decke und hängte den MSCI World um Längen ab. Ungeachtet der geringen Fondshistorie von knapp zwei Jahren lässt sich also sagen, dass es sich hier um ein ziemlich sportliches Produkt handelt, das reichlich Chancen bietet, aber spiegelbildlich auch große Risiken beherbergt.
Ein weiteres Trend-Thema ist im Credit Suisse (Lux) Digital Health Equity vertreten, der um gut 27 Prozent in diesem Jahr zulegte. Der Fonds investiert laut Credit Suisse weltweit in Unternehmen, welche die technologische Revolution im Gesundheitswesen vorantreiben. Das Anlageuniversum umfasst die Segmente Forschung & Entwicklung, Behandlungen und Effizienzsteigerung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Hier wird das Thema "digitale Gesundheit" also relativ eng gefasst.
Nach zwischenzeitlichen Verlusten von gut 25 Prozent legte der Fonds seit Ende März um knapp 50 Prozent zu.
Tabelle: Themenfonds 2020: Die Gewinner und die Verlierer
Doch Themenfonds bieten nicht nur Erfolgsstories. An dieser Stelle werfen wir einen Blick auf die Windhunde, die aus verschiedenen Gründen Anlegern, die – um im Bild zu bleiben - auf sie gewettet hatten, Verluste bescherten. Diese Fonds finden Sie am unteren Ende der oberen Tabelle.
Agrar, Wasser, Tourismus: Themen, die in diesem Jahr nicht zogen
Zu den Verlierern im bisherigen Jahresverlauf zählen vor allem Agrar-Fonds. Sie investieren in Unternehmen, die sich auf den Anbau und Verarbeitung von Agrarrohstoffen konzentrieren. Doch derartige Fonds können auch in die Hersteller von Bewässerungssystemen anlegen oder in die Hersteller landwirtschaftlicher Geräte - bis hin zu Handelsunternehmen sowie Energie-Hersteller und Versorgerunternehmen. Letztere Bereiche erweitern zwar den Fokus von Agrarfonds, haben aber in diesem Jahr die Bilanz der Fonds belastet.
Gleich vier Agrar-Fonds finden sich am Ende der Tabelle. Die höchsten Verluste unter den Agrar-Fonds musste der Barings Global Agriculture hinnehmen, der in diesem Jahr rund 22,5 Prozent verlor. Am Tiefpunkt der Krise verlor der Fonds in etwa so viel wie der MSCI World, aber er konnte sich seit Ende März nicht so deutlich aus der Verlustzone befreien wie der breite Markt. Gleiches gilt für die Fonds von Amundi und Allianz Global Investors. Die Verluste waren hier sogar geringer als am globalen Aktienmarkt in Gestalt des MSCI World, aber die Erholung verläuft seit dem 23. März eher schleppend.
Die schwächste Performance unserer Auswahl zeigt indes der KBC Fund Luxury and Tourism, der bisher in diesem Jahr knapp 25 Prozent verlor. Er befindet sich in der Fonds-Kategorie Konsumgüter, hat jedoch einen klaren Schwerpunkt bei Unternehmen aus den Bereichen Tourismus und Freizeitgestaltung. Diese Ausrichtung hat den Fonds in diesem Jahr nach unten gezogen; knapp 2/3 des Fondsvermögens steckt in zyklischen Konsumgütern, etwa Fluglinien und Hotels, während bei Fonds der Vergleichskategorie diese Quote bei nur einem Drittel liegt. Indes sind defensive Konsumgüter, die sich während der Coronakrise deutlich besser geschlagen haben, nur mit 18,5 Prozent des Fondsvermögens vertreten, rund 22 Punkte weniger als beim Durchschnittsfonds der Kategorie.
Auch Wasserfonds, die typischerweise eine hohe Gewichtung von Versorgerunternehmen aufweisen, haben bisher in diesem Jahr gelitten. Damit hat sich erneut gezeigt, dass in manchen Börsenphasen auch vermeintlich defensive Themen der Performance ganz schön zusetzen können.
Mehr zu den Chancen und Risiken von Themenfonds haben wir in einem Übersichts-Artikel zusammengefasst. Eine Übersicht zu Themen-ETFs finden Sie hier. Eine umfassende Marktübersicht zu Themenfonds weltweit finden Sie in der Studie "Explore the Global Thematic Fund Landscape", die sie kostenlos hier herunterladen können.
Verpassen Sie nichts! Alle Morningstar Analysen können Sie in unseren wöchentlichen Newslettern gratis mitbekommen. Hier anmelden und immer auf dem Laufenden bleiben!
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.