Ende August war es so weit: Der schwedische Pensionsfonds AP7 Aktiefond führt seitdem die Liste der größten Anlagefonds in Europa an. Dank der haussierenden Aktienmärkte konnte der Fonds sein Vermögen zuletzt kräftig steigern, sodass er den Rentenfonds Pimco GIS Income auf Platz zwei verweisen konnte. Das verwaltete Vermögen des AP7 Aktiefond stieg von 54,8 Milliarden Euro per Ende Juli auf 57,80 Milliarden Euro per Ende August, ein Tick mehr als das Vermögen des Pimco Income, das per Ende August bei 57,72 Milliarden Euro lag. An die Spitze gebracht hat den Fonds eine Kombination aus zwei Faktoren: Eine fantastische Performance und stetige Mittelzuflüsse.
Wie die Schwedenrente funktioniert
Der Favoritenwechsel dürfte die Diskussion in Deutschland um die Reform der staatlich geförderten Rente anheizen. Denn beim AP7 Aktiefond handelt es sich nicht um irgendeinen Anlagefonds, der aus Zufall, wegen des Könnens oder Glücks eines Fondsmanagers nach oben katapultiert wurde. Es handelt sich bei dem Aktienfonds vielmehr um einen staatlich verwalteten Fonds, der streng systematisch verwaltet wird. Der Fonds ist Teil der sogenannten Premium-Rente, die auch Rentenfonds einschließt. Die Premium-Rente ist wiederum ein wichtiger Bestandteil des schwedischen Pensionssystems.
Man muss wissen, dass sich das schwedische Rentensystem – ähnlich wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz – auf drei Pfeiler stützt: die gesetzliche, staatliche Altersrente, die Betriebsrente, die vom Arbeitgeber gesponsert wird, sowie eine optionale private Vorsorge. Arbeitnehmer in Schweden zahlen 16 Prozent ihres Bruttoeinkommens in die umlagefinanzierte Rente des ersten Pfeilers ein. Die erste Säule enthält jedoch ein zweites Element: Weitere 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens müssen in Vorsorgefonds investiert werden. Neben dem Umlageverfahren kommt hier also ein Kapitaldeckungsverfahren zum Tragen. Diese 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens werden in individuelle Fondslösungen investiert, um einen Kapitalstock aufzubauen, der Arbeitnehmern ab dem Renteneintritt zur Verfügung steht.
Der Clou an der sogenannten Schweden-Renten: Die schwedische Premiumrente. Sie ist kein staatliches Zwangssystem. Arbeitnehmer können sich zwischen Produkten der vielen Anbieter a la Fidelity, Schroders oder BlackRock entscheiden. Die staatlich betriebenen AP7 Fonds sind also weitere Wettbewerber am Fondsmarkt. Allerdings gilt das so genannte Opt-out Prinzip: Wer sich nicht für einen Fidelity-, Templeton- oder Schroders-Fonds entscheidet, landet automatisch bei einem AP7-Fonds. Da sich viele Schweden nicht für privatwirtschaftliche Fonds entscheiden, dominiert AP7 den privaten Teil des ersten Vorsorge-Pfeilers: vier Millionen schwedische Arbeitnehmer haben sich für die staatliche Lösung entschieden.
Das AP7-Prinzip auch für die deutsche Altersversorgung?
Über der Diskussion in Deutschland um die Reform der Riester-Rente wabert stets der Geist der Schwedenrente. Sehr zum Leidwesen der Fonds- und Versicherungsbranchen, die einen staatlichen Mitesser an der Tafel wittern – und den fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Denn gegen die AP7 Fonds sind privatwirtschaftliche Fonds bzw. Policen chancenlos: denn die staatlich verwaltete AP7-Fonds sind extrem günstig.
Entsprechend klar fällt das Votum von Verbraucherzentralen in der aktuellen Debatte in Deutschland aus: sie plädieren für einen „einfachen Zugang zu einer kostengünstigen privaten Altersvorsorge“, der auf ein staatlich organisiertes Standardprodukt hinausläuft. Mit anderen Worten: Es soll die Schweden-Rente 2.0 her. Hierbei geht es nur vordergründig um die Riester-Rente, sondern vielmehr auch darum, dass jegliche Form der kapitalgedeckten Altersvorsorge den Prinzipien der Schwedenrente folgen soll. Gerade deshalb laufen die Fonds- und Versicherungs-Lobbyisten regelmäßig Sturm gegen die Initiativen der Verbraucherschützer.
Die Rendite-Komponente der schwedischen Premium-Rente, der oben erwähnte AP7 Aktiefond, hat alles, was es für einen erfolgreichen Fonds braucht: Mit Gesamtkosten von insgesamt 0,11 Prozent pro Jahr (davon 0,08 Prozent als Verwaltungsgebühr) ist er sehr günstig, günstiger sogar als die meisten ETFs am Markt. Er wird zwar nicht aktiv gemanagt, setzt aber auf Investment-Faktoren wie Value oder Quality, die den prinzipiell passiven Zugang zum weltweiten Aktienmarkt mit einer quasi-aktiven Komponente ergänzen. Hinzu kommt eine Vierprozentige Quote von Private-Equity-Investments. Abgerundet wird dies durch den Einsatz von Derivaten, um die Investment-Quote zu steigern: Typischerweise hat der AP7 Aktiefond eine Investitionsquote von 135 Prozent, was ihn zu einem riskanten Investment macht.
AP7 Aktiefond: Vier Millionen Schweden irren nicht
Das Ergebnis der überzeugte bisher: Der AP7 Aktiefond zählt langfristig zu den besten weltweit anlegenden Aktienfonds am europäischen Fondsmarkt. In Aufwärtsmärkten zählt er regelmäßig zu den besten zehn Prozent der Fonds der Kategorie, und selbst in Abwärtsmärkten lag er bisher noch immer bequem in der besseren Hälfte seiner Kategorie. (Leider ist dieser Fonds – auch über Auslandsorders – nicht für Anleger hierzulande erhältlich, wie ich aus für gewöhnlich gut informierten Kreisen erfahren habe!)
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