Moats und Unsicherheits-Ratings: Die Hintergründe

Wettbewerbsvorteile von Unternehmen und die mit ihrem Geschäftsmodell verbundene Unsicherheit sind zwei wichtige Bestandteile unseres Aktien-Ratings. Die Hintergründe. 

Ali Masarwah 09.12.2020
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Der Economic Moat kann als wirtschaftlicher Wettbewerbsvorsprung bezeichnet werden. Er ist ein zentraler Bestandteil unseres Aktien-Researchs. Es handelt sich um ein strukturelles Merkmal, das es einem Unternehmen erlaubt, über einen längeren Zeitraum hinweg Gewinnüberschüsse zu erzielen. Wir definieren wirtschaftlichen Überschussgewinn als eine Rendite auf das investierte Kapital (ROIC), die die von uns geschätzten gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten des Unternehmens (WACC) übersteigt. Die Gewinne von Unternehmen ohne Wettbewerbsvorsprung leichter durch die Konkurrenz unter Druck kommen. Wir haben fünf Moat-Quellen identifiziert: immaterielle Vermögenswerte, Wechselkosten, Netzwerkeffekte, Kostenvorteile und größenbedingte Effizienz. 

Unternehmen mit einem Narrow Moat sind solche, von denen wir annehmen, dass sie mindestens über die nächsten 10 Jahre hinweg normalisierte Überschussrenditen erzielen werden. Unternehmen mit einem Wide Moat sind Firmen, bei denen wir sehr zuversichtlich sind, dass sie über 10 Jahre hinweg Überschussrenditen erzielen werden. Zudem halten wir es bei ihnen für wahrscheinlich, dass Überschussrenditen über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren beibehalten werden. 

Moat Ratings und Moat Trends

Je länger ein Unternehmen wirtschaftliche Gewinne erzielt, desto höher ist auch sein intrinsischer Wert. Wir gehen davon aus, dass sich die normalisierten Renditen von Unternehmen mit niedriger Qualität, die keinen Wettbewerbsvorteil aufweisen, schneller an die jeweiligen Kapitalkosten annähern werden als die von Firmen mit Wettbewerbsvorsprung. 

Um die Tendenz bei den zugrundeliegenden Wettbewerbsvorteilen beurteilen zu können, bewerten unsere Aktienanalysten kontinuierlich den Moat Trend, d.h. den dem Wettbewerbsvorteil zugrunde liegenden Trend. Ein Unternehmen weist einen positiven Moat Trend auf, wenn wir der Ansicht sind, dass sich die Quellen seines Wettbewerbsvorteils verstärken. Wir schätzen den Trend als stabil ein, wenn wir nicht damit rechnen, dass sich die Wettbewerbsvorteile während der nächsten Jahre ändern werden. Wir weisen ein negatives Moat Trend Rating zu, wenn wir Anzeichen auf eine Abschwächung der Wettbewerbslage erkennen. 

Alle Moat Ratings und Moat Trend Ratings werden regelmäßig geprüft. Alle Veränderungen müssen vom Morningstar Economic Moat Committee genehmigt werden, das sich aus unserem Aktien-Research-Team zusammensetzt. 

Der Grad der Unsicherheit entscheidet über die Sicherheitsmarge

Kommen wir nun zum Fair Value Uncertainty Rating. Es drückt unsere Einschätzung zum Geschäftsrisiko eines Unternehmens aus. Betrachtet werden für diese Einschätzung zum einen die Planbarkeit bzw. Vorhersehbarkeit der Umsätze. Darüber hinaus werden Leverage-Faktoren taxiert. Als da wären der operative Leverage, bei dem das Verhältnis zwischen den variablen Kosten und Fixkosten im Mittelpunkt steht. Hier gilt: Je geringer die variablen Kosten, desto höher ist die operative Hebelwirkung. Der finanzielle Leverage wiederum misst den Anteil der Schulden an der Kapitalstruktur des Unternehmens. Je höher der „Hebel“, desto höher ist das finanzielle Risiko. Schlussendlich wird das Exposure eines Unternehmens zu externen Risiken und Ereignissen (Events) eingeschätzt. 

Diese Einschätzungen haben Folgen für die Sicherheitsmarge, die unsere Analysten ansetzen, bevor das Sterne-Rating für Aktien zustande kommt. Es gibt fünf Unsicherheitsstufen: niedrig, mittel, hoch, sehr hoch oder extrem. Je größer der Grad der Unsicherheit, desto größer ist der Abschlag auf den fairen Wert, der erforderlich ist, bevor eine Aktie ein 5 Sterne Rating erhält. Andersherum formuliert: Je größer der Grad der Unsicherheit ist, desto größer ist der Aufschlag auf den fairen Wert, bevor eine Aktie ein 1-Sterne-Rating bekommt. Die Details: 

Niedriges Fair Value Uncertainty Rating: Die Sicherheitsmarge für ein 5-Sterne-Rating entspricht einem Abschlag von 20 Prozent; für ein 1-Sterne-Rating einem Aufschlag um 25 Prozent; 

Mittleres Fair Value Uncertainty Rating: Die Sicherheitsmarge für ein 5-Sterne-Rating entspricht einem Abschlag von 30 Prozent, für ein 1-Sterne-Rating einem Aufschlag von 35 Prozent; 

Hohes Fair Value Uncertainty Rating: Die Sicherheitsmarge für ein 5-Sterne-Rating entspricht einem Abschlag von 40 Prozent, für ein 1-Sterne-Rating einem Aufschlag von 55 Prozent; 

Sehr hohes Fair Value Uncertainty Rating: Die Sicherheitsmarge für ein 5-Sterne-Rating entspricht einem Abschlag von 50 Prozent, für ein 1-Sterne-Rating einem Aufschlag von 75 Prozent; 

Extremes Fair Value Uncertainty Rating: Die Sicherheitsmarge für ein 5-Sterne-Rating entspricht einem Abschlag von 75 Prozent, für ein 1-Sterne-Rating einem Aufschlag von 300 Prozent.

Die Analysen in diesem Artikel basieren auf unserem Tool für professionelle Anleger. Weitere Informationen zu Morningstar Direct erhalten Sie hier

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Über den Autor

Ali Masarwah

Ali Masarwah  Ali Masarwah war von 2011 bis Frühjahr 2021 als Chefredakteur für die deutschsprachigen Anleger Websites von Morningstar verantwortlich