Es ist eine Binsenweisheit, dass auch die besten aktiv verwalteten Fonds früher oder später eine Schwächephase erleiden werden, ja: müssen. Denn wer das Geld von Investoren anders managt als der Vergleichsindex gewichtet ist, der wird zwangsläufig von der Index-Performance abweichen. Idealerweise häufiger nach oben als nach unten.
Doch darüber hinaus gibt es für Fans des aktiven Managements noch eine weitere schlechte Nachricht: Befindet sich auch ein sehr solide gemanagter Fonds auf einem Markt, der partout nicht laufen will, dann wird auch er nicht auf Wasser wandeln können, geschweige denn Wasser zu Wein umwandeln. Derweil können vollkommen mediokre Fonds in einem Boom-Markt eine mehr als nur ordentliche Performance erwirtschaften. (Es wäre also besser, mit einem miesen Fonds in einem tollen Markt unterwegs zu sein als mit einem guten Fonds in einem miesen Markt, aber Vorsicht: Das ist eine so genannte Hindsight-Weisheit!)
In die oben angedeutete Situation gerieten auch etliche Fonds-Favoriten unserer Leser im abgelaufenen Jahr. Nur wenige Manager der beliebten Fonds am Markt konnten das Ausmaß der Krise, die im letzten Februar-Drittel 2020 über die Märkte einbrach, antizipieren, und kaum einer konnte sich rasch genug auf eine Erholung einstellen, die bereits einen Monat später ihren Anfang nahm. Ende Dezember blickten viele Anleger auf ein insgesamt zufriedenstellendes Aktienjahr zurück. Ob das auch für die Anleger der am meisten gesuchten Fonds auf morningstar.de gilt, werden wir heute untersuchen.
Unser heutiger Bericht folgt einer längeren Tradition. Zu Beginn jedes Jahres blicken wir auf die aktiv verwalteten Fonds, deren Portraits die User unserer Website am häufigsten im Vorjahr aufgesucht haben und ziehen Bilanz. Die untere Fonds-Liste ist in absteigender Reihenfolge nach den Fonds mit den meisten "Klicks" zwischen Januar und Dezember 2020 auf morningstar.de sortiert.
Sie finden neben den Fondsdaten (ISIN, Kosten, Fondskategorie) auch das quantitative Sterne-Rating sowie einige Performance-Daten, unter anderem das Perzentil-Ranking, das zeigt, wie sich die Fonds gegenüber Produkten in der identischen Kategorie geschlagen haben. Bei der Erstnennung der Fonds im Text haben wir die Namen der Produkte mit einem Hyperlink versehen, der Sie auf das Portrait des Fonds auf unserer Website führt.
Tabelle: Bilanz der beliebtesten Fonds auf morningstar.de 2020
FvS SICAV Multiple Opportunities
Machen wir den Anfang mit dem beliebtesten Fonds auf morningstar.de. Der FvS SICAV Multiple Opportunities liegt unverändert auf Rang eins der Liste der beliebtesten aktiv verwalteten Fonds unserer Leser. Das ist schon seit Jahren so. Zu Recht, denn bei diesem Fonds handelt es sich um ein Ausnahmeprodukt unter vielen bestenfalls mittelmäßigen Produkten, die in Aktien, Renten und andere Instrumente investieren. Doch das Jahr 2020 dürfte Anlegern in Deutschlands größter Mischfondsstrategie (den Flossbach von Storch Multiple Opportunities gibt es in zwei Versionen, die zusammen über 33 Milliarden Euro auf die Waage bringen) nicht uneingeschränkt positiv in Erinnerung bleiben.
Zwar konnte die heute gut 21 Milliarden Euro schwere SICAV-Variante des flexiblen Mischfonds im ersten Quartal 2020 die Verluste recht gut begrenzen. Doch Fondsmanager Bert Flossbach schaltete im zweiten Quartal nicht vollumfänglich auf Risiko, sodass der Fonds hinter der Konkurrenz zurückblieb. Einem ordentlichen dritten Quartal folgte dann ein schwaches viertes. Die Gründe sind recht banal: Bei den Favoriten des Fonds lief es nicht rund – so rutschte der Goldpreis, der immerhin rund zehn Prozent des Fondsvermögens ausmacht, in der zweiten Jahreshälfte ab. Auch die klassischen Quality-Aktien hatten mit den Märkten zu kämpfen; Titel wie Nestle, die Top-Position im FvS-Fonds traten auf der Stelle. Dass dann der Kurs der Neuerwerbung Alibaba im vierten Quartal wegen politischer Querelen und regulatorischer Maßnahmen in China deutlich absackte, war schlicht und ergreifend Pech.
Dass es gut bei solchen Unternehmen lief, in denen der Fonds nicht stark vertreten ist, etwa bei Value-Aktien und Nebenwerten, tat das Übrige, und so zählte der FvS Multiple Opportunities im vierten Quartal zu den schwächsten elf Prozent der global anlegenden, flexiblen Mischfonds. Unter dem Strich blieb 2020 eine Performance von knapp vier Prozent, was immerhin die Platzierung im 35. Perzentil der Mischfonds-Kategorie brachte – es handelt sich hier also strenggenommen um ein Luxusproblem.
Gänzlich unbefriedigend war indes die Performance des DWS Top Dividende im vergangenem Jahr. Mit einem Verlust von knapp zehn Prozent landete der Aktienfonds im 82. Perzentil der Gruppe der global anlegenden Dividenden-Fonds. Zwar machte dem Fonds – wie anderen Dividenden-Produkten auch - zu schaffen, dass viele Unternehmen auf dem Höhepunkt der Covid-19-Krise die Ausschüttungen gestrichen bzw. gesenkt hatten. Doch der Fonds zählte 2020 auch innerhalb seiner Kategorie zu den schwächeren Produkten. Den Fonds bremste über längere Strecken auch die Übergewichtung des Energie-Sektors aus – wie auch die recht hohe Cash-Quote, die über weite Strecken bei rund zehn Prozent lag und erst im Dezember merklich abgebaut wurde.
Nicht rund lief es beim Fundsmith Equity, der erst seit dem ersten Quartal des vergangenen Jahres in unserem Ranking vertreten ist. Er musste das schlechteste Jahres-Ergebnis seit Auflage der Strategie 2010 hinnehmen. Der von Terry Smith verantwortete Fonds litt im vierten Quartal unter seiner Fokussierung auf defensive Sektoren wie Pharma und Basiskonsumgüter, die in den letzten Monaten dem breiten Markt hinterher hinkten. Hinzu kommt, dass der Fonds in den Sektoren Technologie gegenüber seinen global anlegenden Pendants untergewichtet ist und Energie- und Versorger-Titel in den konzentrierten Portfolio nicht vertreten sind. Am Ende des Jahres stand eine Underperformance von knapp sieben Punkten gegenüber dem Durchschnitt der Kategorie der global anlegenden Aktienfonds. Der Fundsmith Equity lag auch gut zwölf Punkte hinter dem Kategorie-Index, dem MSCI ACWI.
BIT Global Internet Leaders 30
Doch es gab auch Gewinner. Hatten Fonds wie der FvS Multiple Opportunities, DWS Top Dividende und Fundsmith Equity darunter zu leiden, dass es in ihren Sektoren bzw. bei ihren Themen nicht rund lief, so profitierten andere Fonds, die im Fokus unserer Leser sind, umso mehr – weil sie dort investierten, wo sie nun einmal investieren. Gemeint sind hier der Growth-Stil im Allgemeinen und Technologie-Aktien im Speziellen. Exorbitant gut lief es im Jahr für den sehr konzentrierten Themenfonds BIT Global Internet Leaders 30. Der noch junge Fonds – er wurde erst vor zwei Jahren aufgelegt, legte im vergangenen Jahr um 170 Prozent zu. Der aktiv verwaltete Fonds investiert in globale Unternehmen, die das Thema Digitalisierung vorantreiben.
Gemäß des jüngsten Portfolios per Ende Juni 2020 investiert der Fonds in Unternehmen wie das asiatische Gaming und E-Commerce Unternehmen Sea Ltd, der brasilianische Finanzdienstleister XP oder der US-Telemedizinspezialist Livongo Health, die jeweils mit gut fünf Prozent gewichtet waren. Die Zahl der Aktien des inzwischen 600 Millionen Euro schwere Fonds war zuletzt auf über 40 angestiegen.
Morgan Stanley INVF Global Opportunity
Sehr gut lief es auch für den Morgan Stanley INVF Global Opportunity, der im abgelaufenden Jahr um gut 41 Prozent gewann und damit fast 25 Prozentpunkte (sic) vor dem Durchschnitt der global anlegenden Aktien-Growth-Fonds lag. Der Fonds war genau in den Segmenten vertreten, die 2020 die Lichter ausschossen: Technologie-Aktien sowie Unternehmen, die von der Digitalisierung profitieren bzw. diese vorantreiben. Fondsmanager Kristian Heugh, der Leiter des globalen Opportunity Teams bei Morgan Stanley, managt den Fonds seit Auflage Ende 2010 und war bereits vor seinem Einstieg bei Morgan Stanley im Jahr 2001 als Technologie-Aktienanalyst tätig. Zu den Favoriten des Fondsmanagers zählen Mastercard, Amazon, Uber, ServiceNow und TAL Education.
DWS Aktien Strategie Deutschland
Auch für den DWS Aktien Strategie Deutschland endete das vergangene Jahr mit einer versöhnlichen Note. Der von Hansjörg Pack seit 2018 gemanagte Fonds konnte sich in der Erholungsphase im vergangenen Jahr behaupten. In den dritten und vierten Quartalen konnte der Fonds die hohen Verluste aus den ersten drei Monaten wettmachen und beendete das Jahr mit einem Plus von gut fünf Prozent, was ihn in das beste Quintil vergleichbarer Deutschland-Aktienfonds brachte.
Die Übergewichtung von (zyklischen) Finanztiteln und die Untergewichtung (defensiver) Basiskonsumgüter im vierten Quartal half ebenso wie die erhöhte Investitionsquote von über 110 Prozent sowie die hohe Gewichtung von Nebenwerten, die Ende November ein Gewicht von knapp einem Drittel des Fondsvermögens inne hatten.
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