Das vierte Quartal war ein Quartal der Superlative für die Fondsbranche: Rekord-Zuflüsse wurden in aktiven Fonds und ETFs verbucht, und die haussierenden Kapitalmärkte, die regelrecht euphorisch auf die Zulassung von Impfstoffen gegen das Coronavirus und den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden bei der US-Präsidentschaftswahl reagierten, sorgten für neue Höchststände beim verwalteten Vermögen in Fonds in Europa. Die Aktienhausse erklärt auch den deutlichen Vermögensanstieg per Ende 2020 gegenüber dem Vorquartalsniveau.
Wir starten unsere Auswertung mit dem Ranking der größten Fondsanbieter in Europa nach Sterne-Ratings. Die untere Tabelle umfasst die größten 20 Anbieter von Publikumsfonds ohne ETFs, die über mindestens ein Ein-Sterne-Rating verfügen. Sortierkriterium ist das bewertete Fondsvermögen per Ende 2020.
Bewertetes Vermögen steigt im vierten Quartal auf neue Höhen
Die Reihenfolge der größten Anbieter nach bewertetem Vermögen in Publikumsfonds (ohne ETFs) änderte sich per Ende 2020 nur unwesentlich gegenüber Ende September. Erneut waren BlackRock, UBS, Amundi, Fidelity und Vanguard auf den Plätzen eins bis fünf. Auch wenn Amundi und UBS hohe Abflüsse von knapp 13 Milliarden bzw 9,3 Milliarden Euro hinnehmen mussten (in dieser Zählung sind die Zuflüsse in ETFs nicht enthalten), so taten die steigenden Aktien- und Rentenkurse das Ihre, um das Vermögen aller Boote anzuheben, sodass unter den Top 5 keine Veränderungen in der Hackenfolge zu beobachten waren.
Auf Rang sechs und sieben tauschten PIMCO und Nordea die Plätze. Nordea profitierte von der stärkeren Aktienorientierung seiner Fondspalette und sammelte in seinen Fonds mit Sterne-Ratings zudem gut 5,2 Milliarden Euro ein - deutlich mehr als die 2,4 Milliarden Euro, die dem Rentenfonds-Anbieter PIMCO zugingen.
Unter den Top zehn tauschten auch Union Investment und Credit Suisse die Plätze. Der deutsche genossenschaftliche Fondsanbieter fiel um einen Platz zurück, ungeachtet der Tatsache, dass den Frankfurtern deutlich höhere Zuflüsse zugute kamen als den Schweizern.
BNP Paribas befindet sich auf Rang 14 nach Platz 16 im Vorquartal. Swedbank und auch Pictet büßten jeweils einen Platz ein. Aberdeen Standard Investments rücktes Dank der hohen Aktienlastigkeit in die Top-20 auf und verdrängte damit AllianceBernstein.
Mit Blick auf die Fondsqualität der größten 20 Anbieter konnte sich Vanguard mit seinem Angebot an offenen Indexfonds durchsetzen. Mit einem Durchschnitts-Rating von 3,59 Sternen war Vanguard der beste unter den größten 20 Anbietern, gefolgt von JPMorgan und BlackRock mit jeweils 3,52 Sternen. PIMCO folgte mit einem Durchschnitts-Rating von 3,47 vor Fidelity (3,44 Sterne) sowie Allianz Global Investors und UBS Asset Management mit jeweils 3,42 Sternen. Eurizon, BNP Paribas und Amundi markierten unter den großen 20 Anbietern mit Ratings von deutlich unter 3,0 Sternen die Schlusslichter mit Blick auf die Qualität der offenen Fonds.
So lesen Sie die Tabellen in dieser Analyse: Neben dem Namen des Anbieters finden Sie das bewertete Fondsvermögen. In der Spalte weiter rechts befindet sich das durchschnittliche Morningstar Sterne Rating ("Equal Weighted Rating"). Hier sind die Fonds-Bewertungen gleichgewichtet. Die fünf Spalten zur rechten Seite zeigen die vermögensgewichtete Bilanz („Asset Weighted Rating“) nach den Asset-Klassen Aktien, Bonds und Mischfonds. Die äußerste rechte Spalte zeigt - wiederum volumengewichtet - den Anteil an Vier- und Fünf-Sterne-Fonds an den bewerteten Fonds eines Anbieters.
Tabelle: Die größten 20 Fondsanbieter per Ende 2020
Bewertetes Vermögen in Mrd EUR, Ratings per 31.12.2020, Quelle: Morningstar
Im zweiten Teil unserer Analyse gehen wir auf die Rating-Bilanz der größten ETF-Anbieter per Ende des vergangenen Jahres ein. Unverändert dominiert die BlackRock-Tochter iShares das Ranking. Das bewertete Vermögen des Marktführers lag bei gut 380 Milliarden Euro. Auch bei den Mittelzuflüssen war iShares 2020 Spitze mit knapp zehn Milliarden Euro in den bewerteten ETFs. Es folgen Xtrackers und HSBC mit den zweit- und dritthöchsten Mittelzuflüssen.
Kommen wir vom Vermögens-Ranking zum Qualitäts-Ranking. Unter den ETF-Anbietern in Europa mit einem Vermögen ab einer Milliarde Euro verdrängte Vanguard BNP Paribas per Ende des vergangenen Jahres von Platz eins. Das Durchschnitts-Rating des US-Indexspezialisten lag bei 3,57 gegenüber 3,46 Sternen beim ehemaligen Platzhirschen BNP Paribas. Unter den größten fünf ETF-Anbietern in Europa hat Vanguard die beste ETF-Palette, gefolgt von Xtrackers und Amundi.
Tabelle: Die größten ETF-Anbieter per Ende 2020
Bewertetes Vermögen in Mrd EUR, Ratings per 31.12.2020, Quelle: Morningstar
Der dritte Teil der Rating-Analyse befasst sich mit der Bilanz der besten großen Anbieter. Zum Jahresende belegte die schottische Gesellschaft Baillie Gifford mit einem Sterne-Rating von 4,4 Sternen den ersten Platz im Durchschnitts-Rating. Das Haus ist aktienseitig, wo die besten Ratings zu finden sind, ein Verfechter des Growth-Stils. Das Haus war beispielsweisei einer der frühen Investoren in den US-Elektroauto-Herstellers Tesla und musste im Verlaufe des Jahres nach den immensen Wertsteigerungen der Aktie den Bestand reduzieren, um nicht die gesetzlichen Limits in seinen Fonds zu überschreiten. Das waren die typischen Luxusprobleme des vergangenen Jahres!
Ungeachtet leichter Vorteile von Value-Aktien im vierten Quartal blieb die Bilanz von Baillie Gifford überaus ordentlich. Die Outperformance des Growth-Stils zeigt sich auch bei den Mittelzuflüssen. Baillie Gifford sammelte 2020 6,2 Milliarden Euro in seinen Fonds mit Sterne Ratings ein.
Flossbach von Storch befindet sich per Ende des Jahres auf Rang zwei. Das Durchschnitts-Rating beläuft sich auf 4,04 Sterne; das ist deutlich unter den 4,3 Sternen per Ende September 2020 und ein Zeichen dafür, dass Quality Growth und ein in Teilen vorsichtiges Vorgehen im vergangenen Jahr - ausgedrückt in einer zeitweiligen Absicherung der Aktienbestände der Fonds und einer Gold-Quote von rund zehn Prozent in den Mischportfolios - nicht immer honoriert wurden. Auf der Vertriebsseite lief es dagegen bombig für die Kölner. Flossbach von Storch sammelte knapp zehn Milliarden Euro in seinen bewerteten Fonds ein, was die immense Beliebtheit vor allem der Mischfonds-Strategie Multiple Opportunities bezeugt.
Unter den 20 besten großen europäischen Fondsanbietern waren noch folgende Asset Manager aus der DACH-Region dabei: Pictet (Rang zehn), Allianz Global Investors (Platz zwölf), UBS (13), Deka (14), Credit Suisse ((16) und Swisscanto (19).
Tabelle: Das Ranking der besten großen Anbieter per Ende 2020
Bewertetes Vermögen in Mrd EUR, Ratings per 31.12.2020, Quelle: Morningstar
Bewegung gab es bei den besten kleinen Anbietern. Infolge einer deutlichen Underperformance im vergangenen Jahr sackte das Rating von Fundsmith von durchschnittlich 5,0 Sterne auf 4,3 Sterne ab. Das britische Haus, das inzwischen auch mit Luxemburger Fonds in Kontinentaleuropa am Start ist, war seit Beginn der Morningstar Rating Analyse im Jahr 2015 ununterbrochen der Top-Anbieter unter den kleineren Häusern. Aus dem Stand bringt es dagegen ein US-Haus auf die Pole Position: Sands Capital, ein hierzulande kaum bekannter Growth-Spezialist aus Arlington in Virginia. Die globalen und Emerging Markets Aktienfonds der Amerikaner halten allesamt die Bestnote von fünf Morningstar Sterne-Ratings. (Die von Firmengründer Frank Sands verwalteten USA-Fonds kommen auf Vier-Sterne-Ratings). Im ungewichteten Durchschnitt kommt Sands Capital auf 4,62 Sterne, im gewichteten Rating sogar auf 4,9 Sterne.
Die Fonds sind im deutschsprachigen Raum allerdings nur in der Schweiz erhältlich. Sonst sind die Amerikaner noch in Spanien und Großbritannien in Europa aktiv.
Troy Asset Management, die seit kurzem ebenfalls auf dem Kontinent mit einer Vertriebseinheit vertreten sind (und Fonds in Deutschland zum Vertrieb zugelasen haben), kommen auf ein durchschnittliches Sterne-Rating von 4,34 Sternen, gefolgt von ACTIAM mit 4,33 Sternen.
Feri Trust kommt auf Rang 14 per Ende 2020 mit einem Durchschnitts-Rating von 3,79 Sterne. Im gewichteten Rating waren es 3,33 Sterne für die Bad Homburger.
Weit abgeschlagen sind dagegen die aus Deutschland stammende Frankfurter Gesellschaft Acatis, die sich auf Rang 30 findet, DJE Kapital auf Rang 44 und Oddo BHF Asset Management, die per Ende Dezember auf Platz 48 lag.
Tabelle: Das Ranking der besten kleinen Anbieter per Ende 2020
Bewertetes Vermögen in Mrd EUR, Ratings per 31.12.2020, Quelle: Morningstar
Der letzte Teil der Morningstar Rating Analyse weicht von der Systematik der ersten vier Teile ab. Er ist der Qualität der Auflagestandorte in Europa gewidmet. Das Länder-Ranking zeichnet sich traditionell durch eine hohe Konstanz aus. Per Ende 2020 gab es gegenüber dem Vorquartal allerdings eine Änderung an der Spitze: Die Schweiz gab den Spitzenplatz im Länder-Ranking ab und befindet sich nunmehr mit einem Durchschnitts-Rating von 3,47 Sternen auf Rang drei. Die Niederlande konnten die Eidgenossen ablösen und liegen mit einem Durchschnitts-Rating von 3,54 Sternen auf Platz eins (nach Rang zwei per Ende September). Fonds aus Finnland verbesserten sich von Rang vier im dritten Quartal auf Platz zwei. Auf Ebene der Asset Klassen halten Mischfonds aus Finnland die besten Ratings.
Dass die obersten Plätze des Rankings eine recht hohe Konstanz aufweisen, ist vor allem den günstigen Fonds-Kosten in diesen Ländern geschuldet. In Ländern wie den Niederlanden sind Vertriebsprovisionen untersagt - wie auch in Großbritannien; in der Schweiz sind Retrozessionen im Zuge der Urteile des Bundesgerichts 2006 und 2012 im Bankenvertrieb immer seltener vorzufinden.
Werden Vertriebskosten von den Produktkosten getrennt, schneiden Fonds naturgemäß besser ab als mit die Bestandsprovisionen belasteten Fonds. Diese sind wiederum besonders häufig – und auch in besonders großer Höhe – in südeuropäischen Ländern anzutreffen. Entsprechend finden sich Fonds aus Italien und vor allem Spanien, die ausschließlich in ihren Heimatmärkten vertrieben werden, mit Durchschnitts-Ratings von deutlich unter 3,0 Sternen am unteren Ende der Tabelle.
Tabelle: Die besten Fondsstandorte (ohne ETFs) in Europa per Ende 2020
Bewertetes Vermögen in Mrd EUR, Ratings per 31.12.2020, Quelle: Morningstar
Sie können die vollständige Analyse hier (in englischer Sprache) herunterladen; hier gelangen Sie zu den Methodik-Erläuterungen.
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