Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März hat meine Mailänder Kollegin Sara Silano eine Umfrage unter Asset Managern weltweit unternommen, um näheres über die Frauenquote in der Vermögensverwaltungs-Industrie zu erfahren. Mit Blick auf die Top-Vermögensverwalter in Deutschland hatte sie ermitttelt, dass bei Union Investment der Anteil der weiblichen Portfoliomanager bei 22% liegt. Dahinter kam Allianz Global Investors mit einem Anteil von 21%, gefolgt von der DWS mit 17%. (Die Zahlen beziehen sich nur auf den Bereich der aktiv verwalteten Fonds.)
Wenige Tage zuvor hatte unsere Londoner Kollegin Holly Black eine systematische Datenbankauswertung zu Fonds aus Frankreich, Spanien, Großbritannien und Italien unternommen und alle verfügbaren Daten zum weiblichen Anteil am Management der Fonds ausgewertet. Dabei kam heraus, dass nur 7,7 Prozent der Fondsmanager der in Großbritannien aufgelegten Fonds weiblichen Geschlechts sind. Für Italien lag die Quote bei nur 3,6 Prozent. Indes werden 21 Prozent der Fonds aus Spanien von Frauen verantwortet.
Um das Bild für die deutschen Asset Manager jenseits von AGI, DWS und Union Investment zu vervollständigen, haben wir unsere Datenbank angeworfen und die Zahlen zum Geschlecht der Portfolioverantwortlichen ausgewertet. Dabei haben wir uns an den Vornamen der Personen orientiert. Bei unklaren Fällen (Namen wie Andrea werden an beide Geschlechter vergeben), haben wir Drittquellen wie LinkedIn herangezogen.
Kommen wir zu den Ergebnissen für Deutschland. In unserer Datenbank haben wir insgesamt knapp 600 Fondsmanager beider Geschlechter ermittelt. Die Verteilung fiel eindeutig einseitig aus: Wir haben gerade einmal 51 weibliche und 548 männliche Fondsmanager ermittelt. Das entspricht einer Frauenquote von gerade einmal 8,5 Prozent.
In den Fondsmanager-Teams sind Frauen nur Beiwerk
Um die Absurdität der Geschlechterverteilung im Asset Management in Deutschland etwas plakativ hervorzuheben: Es gibt mehr Fondsmanager, die auf den Namen „Michael“ (27) und „Thomas“ (25) hören, als es weibliche Fondsmanager bei deutschen Fonds überhaupt gibt. (Die beliebtesten weiblichen Vornamen sind Daniela, von denen es drei gibt, sowie Kerstin und Ulrike, die jeweils zweimal vertreten sind.)
Frauen sind seltener für Fonds verantwortlich
Im zweiten Schritt sind wir nach Verantwortlichkeit vorgegangen. Hier ging es nicht um die Zugehörigkeit zu Fondsmanager-Teams allgemein, sondern um die Position des verantwortlichen Portfoliomanagers bzw. Portfoliomanagerin. Ganze 46 Fonds werden von einer Fondsmanagerin verantwortet; 604 dagegen von Männern. Das entspricht einer Quote von nur 7,6 Prozent.
Und sie verantworten kleinere Fonds als Männer
Die weibliche Quote wird auch in der dritten Teilauswertung nicht besser. Geht man nach dem verwalteten Vermögen in den Fonds, dann ergibt sich folgende Quote: in den 46 Fonds unter weiblicher Leitung steckten per Ende Februar 9,17 Milliarden Euro. Indes waren zu dem Stichtag 320 Milliarden Euro in den Fonds unter männlicher Leitung investiert.
Im Schnitt verantworten Frauen also Fonds mit einem Vermögen von durchschnittlich knapp 200 Millionen Euro, während die männlichen Portfoliomanager Fonds mit einem durchschnittlichen Volumen von 530 Millionen Euro verantworten.
Die Auswertung hätte übrigens repräsentativer ausfallen können, würden die deutschen Fondshäuser transparenter agieren. Leider können wir über das Geschlecht der Fondsmanager von 1044 Fonds (Vermögen per Ende Februar: 175 Milliarden Euro) aus deutschen Landen keine Aussage treffen, weil sich die Fondshäuser nicht in die Karten schauen lassen. Diese Intransparenz wird übrigens nicht nur von kleinen Häusern an den Tag gelegt. Auch Fondsgiganten wie die Deka geben bedauerlicherweise keine Informationen zu ihren Fondsmanagern bekannt.
Fazit
Das Fazit zum weiblichen Anteil der Fondsmanager von Fonds, die in Deutschland aufgelegt sind, lässt sich wie folgt zusammenfassen: Frauen sind in den Portfoliomanagerteams stark unterrepräsentiert, noch weniger handeln an verantwortlicher Stelle, und die wenigen weiblichen Portfoliolenkerinnen verwalten Fonds, die weniger als halb so groß sind wie die ihrer männlichen Kollegen.
Deutschland hat eindeutig ein Problem bei der Gendergerechtigkeit. Auch im Fondsmanagement.
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