Meme-Aktien sind eindeutig Kinder der 2020er Jahre. Eine klare Definition dieses Begriffs existiert bis heute nicht. Meme-Aktien sind weder Wert- noch Wachstumsaktien. Sie sind einfach, was sie sind.
Scherz beiseite: Meme-Aktien sind Aktien, die drastische Kurssteigerungen verzeichnen, die meist durch Menschen in sozialen Medien (hauptsächlich Reddit, Twitter und Tik Tok) befeuert werden. Die Fundamentaldaten dieser Unternehmen sind kaum für diese Kursanstiege verantwortlich, und oft sind die Aktien sehr volatil. Warum also werden sie gekauft?
Eine der Antworten lässt sich in einem Akronym ausdrücken:FOMO. FOMO steht für „Fear Of Missing Out”, also die Angst, etwas zu verpassen. Der Begriff wurde von Patrick J. McGinnis im Jahr 2004 geprägt und wird häufig von stark vernetzten Gruppen wie Millennials und Gen Y verwendet.
„Diese ‚Angst‘ wird durch die Tatsache beflügelt, dass viele von uns mit Updates über die Aktivitäten unseres sozialen Umfelds überschwemmt werden. Das kann bis zu dem Punkt gehen, dass Personen das Gefühl haben, etwas zu ‚verpassen‘, wenn sie sich nicht aktiv an Gesprächen oder Aktivitäten um sie herum beteiligen. Der Begriff hat im Allgemeinen eine negative Konnotation und trägt manchmal dazu bei, dass jemand unentschlossen ist oder sich zu viele Verpflichtungen auferlegt”, so Ian Tam, Director of Investment Research bei Morningstar Canada.
Das erste prominente Beispiel einer Meme-Aktie im Jahr 2021 war der ins Trudeln geratene Videospielehändler GameStop (GME). Die Aktie notierte zu Jahresbeginn bei 19 US-Dollar pro Aktie, erreichte aber bis zum 28. Januar einen Höchststand von 483 US-Dollar.
Was ist ein Meme?
Der Begriff „Meme” (gesprochen: MIEM) stammt aus der Internetsprache. Social-Media-Nutzer verwenden Memes, um Ideen, Stile, Trends oder Verhaltensweisen schnell zu kommunizieren. Ursprünglich waren Memes eine Kombination aus einem Bild und einem Schlagwort. Ein Beispiel:
Das ursprüngliche Bild stammt aus dem Film „Der Herr der Ringe: Die Gefährten”. In dieser Szene hat Frodo Beutlin das Haus des Halbelben Elrond mit dem Einen Ring erreicht. Elrond beruft einen Rat ein, um zu entscheiden, was mit dem Ring geschehen soll. Da er nur durch die Feuer des Schicksalsbergs zerstört werden kann, besteht die offensichtliche Lösung darin, ihn dorthin zu bringen und in die Flammen zu werfen. An diesem Punkt sagt Boromir, Truchsess von Gondor (und bis zu diesem Punkt kein besonders liebenswerter Charakter): „Man kann nicht einfach nach Mordor spazieren.”
Nun ist anzunehmen, dass die meisten Leute, die dieses Meme - vor allem in den Anfangszeiten - teilen, diese Szene kennen. Sie wissen, dass die Sprache gestelzt und Boromir ein unsympathischer und aufgeblasener Charakter ist. Deshalb macht es Spaß, über ihn zu lachen, und das ist einer der Gründe dafür, dass das Meme abhob.
Dieses spezielle Meme beginnt immer mit den Worten „Man kann nicht einfach...” meist gefolgt von einem humoristischen Nachsatz, der darauf hinweist, dass das Vorhaben des Adressaten komplex oder schlicht nicht realisierbar ist. Wenn Sie zum Beispiel versuchen, ein Ticket für das Hit-Musical Hamilton zu bekommen, könnte Ihnen ein Freund dieses Meme mit dem Text „Man kann nicht einfach Tickets für Hamilton kaufen” senden. Obwohl Memes so entstanden sind, ist der Begriff viel breiter und beinhaltet Gifs, Videos, Challenges und neuerdings auch Aktien.
Soll ich das Meme sofort kaufen?
„Nein. Anleger sollten die Meme-Manie ignorieren. Memes sollten den Daytradern überlassen bleiben, die bereit sind, auf die Dynamik zu spekulieren”, sagt Morningstar-Chef-US-Marktstratege Dave Sekara. „Einer der Gründe, warum Meme-Aktien wie diese überhaupt erst entstanden sind, ist FOMO, also die Angst, etwas zu verpassen. Sie wird durch zu viele Leute angeheizt, die damit prahlen, sich mit diesen Trades eine goldene Nase verdient zu haben.”
Meme-Aktien sind unserer Meinung nach kein Investment, sondern kurzfristige Momentum-Trades. Die Aktienkurse bewegen sich nicht aufgrund des fundamentalen Werts des Unternehmens, sondern aufgrund von technischen Indikatoren.
Sekara fügt hinzu: „Diese Situationen beginnen oft mit einem Short-Squeeze und verwandeln sich dann auf dem Weg nach oben in eine selbsterfüllende Prophezeiung. Aber sobald die Aufwärtsdynamik abebbt, beginnen die Aktien nach unten zu drehen. Jetzt ist höchste Vorsicht geboten. Die Händler versuchen, ihre Positionen so schnell wie möglich und um jeden Preis loszuwerden.”
Anders ausgedrückt, so Sekara, sind Meme-Aktien zwar nicht ganz ein Ponzi-Schema, haben mit diesem aber einiges gemeinsam. „Der Unterschied zwischen den beiden liegt darin, dass ein Ponzi-Schema speziell zu dem ruchlosen Zweck in die Welt gesetzt wird, die Teilnehmer zu betrügen. Bei Meme-Aktien sind keine kriminellen Absichten im Spiel, aber sie locken unbedarfte Anleger an, die die Marktdynamik und die Bewertung möglicherweise nicht vollständig verstehen.
„Die Ähnlichkeit besteht darin, dass bestehende oder neue Investoren gebraucht werden, die laufend einsteigen und die Aktie zu immer höheren Preisen kaufen. Dann gibt es zwar einige, die mit diesen Trades Geld verdienen, aber viele andere haben das Nachsehen und verlieren Geld. Anleger müssen extrem vorsichtig sein, wenn sie sich auf solche spekulativen Trades einlassen”, so Sekara.
Er empfiehlt, vier Punkte zu beachten:
-Jeder Rakete geht irgendwann einmal der Sprit aus, und Sie sollten es unbedingt vermeiden, der letzte Käufer zu sein.
-Um wirklich Geld zu verdienen, müssen Sie einer der Ersten sein, der verkauft, und es ist sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich, den richtigen Zeitpunkt dafür zu finden. ⏲️
-Viele, die diese Aktien handeln, behaupten, sie würden um jeden Preis an ihnen festhalten. Aber sobald der Sinkflug beginnt und sie Verluste zu realisieren beginnen, bleibt von dieser beschworenen Standhaftigkeit meist nicht mehr viel über.
-Man könnte versucht sein, die andere Seite dieses Trades einzunehmen und die Aktie leerzuverkaufen - doch auch das ist extrem gefährlich, da der Aktienkurs keinen Bezug mehr zum langfristigen, fundamentalen Wert des Unternehmens hat. Denken Sie an das alte Handelssprichwort: „Der Markt kann länger irrational bleiben als Sie liquide”.
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