Vor acht Monaten hat die Europäische Union die erste Phase der EU-Offenlegungsverordnung umgesetzt. Seither verlangt sie von Fondsgesellschaften, ihre Fonds - abhängig vom Nachhaltigkeitsziel des Produkts - nach einer von drei Kategorien zu klassifizieren: Artikel 6, Artikel 8 oder Artikel 9.
Wir haben bereits in unseren Research-reports SFDR: Die ersten 20 Tage und SFDR: Vier Monate nach Einführung darüber berichtet, dass die Fondsgesellschaften die Anforderungen von Artikel 8 und Artikel 9 unterschiedlich interpretieren. Einige haben einen etwas weniger strengen Ansatz gewählt als andere. Die Folge war eine unerwartet hohe Anzahl und große Vielfalt von Produkten, die nach Artikel 8 (hellgrün) und Artikel 9 (dunkelgrün) klassifiziert sind.
Ende September gaben 21,7% der in der EU zum Vertrieb zugelassenen Fonds** an, 'Umwelt- und/oder sozial Aspekte' (Artikel 8) zu berücksichtigen, 2,8% nahmen für sich in Anspruch, 'nachhaltige Ziele' zu verfolgen (Artikel 9). Zusammen machen die beiden Kategorien rund ein Viertel des gesamten Fondsuniversums in der EU aus.
Gemessen an den Vermögenswerten war der Anteil beider Fondsgruppen am Fondsmarkt der EU noch größer: fast 37%. Zusammen verwalten sie Kundengelder in Höhe von 3,32 Billionen Euro. Geldmarkt-, Dach- und Feeder-Fonds sind in dieser Zahl nicht erfasst.
Getrieben durch das wachsende Interesse von Anlegern an Nachhaltigkeitsthemen und die größere Auswahl beschleunigten sich im dritten Quartal 2021 die Zuflüsse in Fonds nach Artikel 8 und Artikel 9. Sie machten fast 57% aller Zuflüsse im untersuchten Fondsuniversums aus. Im Vergleich dazu lag ihr Anteil im zweiten Quartal bei 44%.
Auf den wachsenden Druck von Fondsvertrieben und Fondskäufern hin haben Asset Manager in den letzten drei Monaten ihre Strategien weiter verbessert, Fonds umklassifiziert und neue Fonds aufgelegt, die die Anforderungen nach Artikel 8 oder Artikel 9 erfüllen. Nicht weniger als 50% der neuen Fonds im untersuchten Universum wurden nach Artikel 8 oder Artikel 9 aufgelegt. Im letzten Quartal waren es nur 42%.
Beispiele für Fonds, die im dritten Quartal nach Artikel 8 aufgelegt wurden, sind unter anderem der JPM US Sustainable Equity, der einen „Best-in-Class“-Ansatz verfolgt und mindestens zwei Drittel seiner Vermögenswerte in nachhaltige US-amerikanische Unternehmen investiert oder in solche, deren nachhaltige Eigenschaften sich verbessern, sowie der LUX IM ESG UBS Global Climate Change, der in Unternehmen investiert, die zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen oder davon profitieren. Zur gleichen Zeit wandelte Xtrackers, die ETF-Tochter der DWS, neun europäische Sektor-ETFs in ESG-konforme ETFs nach Artikel 8 um.
Ein Beispiel für einen neuen Fonds nach Artikel 9 ist der Janus Henderson Horizon US Sustainable Equity, der in US-amerikanische Unternehmen investiert, deren Produkte und Dienstleistungen zu positiven ökologischen oder sozialen Änderungen beitragen und deshalb Auswirkungen auf die Entwicklung einer nachhaltigen globalen Wirtschaft haben. Der neu aufgelegte Federated Hermes Climate Change High Yield Credit investiert in Schuldverschreibungen von Unternehmen, von denen der Fonds glaubt, dass sie den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Welt meistern. Diese Unternehmen weisen entweder starke oder besser werdende ESG-Eigenschaften auf.
Fußnote
**Zum dem Zeitpunkt, als dieser Artikel entstand, hatte Morningstar Daten auf SFDR-Niveau 1 von fast 87,6% der in der EU zum Vertrieb zugelassenen Fonds erfasst. Alle Daten dieses Artikels basieren auf den Fondsdaten von Morningstar Direct, ohne Geldmarkt-, Dach- und Feeder-Fonds.
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