Hortense Bioy: Bei Investments meint Greenwashing, unbegründete und irreführende Behauptungen zu den Nachhaltigkeitseigenschaften und -vorzügen von Investmentprodukten zu machen.
Greenwashing gibt es in vielen verschiedenen Schattierungen und mit unterschiedlichen Absichten und ich denke, es lohnt sich, die verschiedenen Formen zu unterscheiden.
Zum einen gibt es das beabsichtigte Greenwashing, wenn Asset Manager in der Werbung und im Verkauf das übertreiben, was ihre Produkte tatsächlich leisten. Diese Art des Greenwashing ist offenkundig problematisch und höhlt langfristig Vertrauen und Glaubwürdigkeit aus.
Zum anderen gibt es eine Form von Greenwashing, die auf unterschiedlichen Erwartungen von Investoren und Asset Managern beruht. Hier hat der Asset Manager also nicht wirklich die Absicht, die grünen Eigenschaften eines Produkts zu übertreiben, aber die Investorin oder der Investor erwarten mehr. Weil es keine allgemein gültige Definition von „grün“ gibt, haben Investoren eine bestimmte Vorstellung, wie grün aussehen sollte – übersehen dabei aber manchmal, dass das Produkt nicht für sie geeignet oder nicht in ihrem Interesse ist.
Beiden Arten des Greenwashing kann man größtenteils durch die Offenlegung der Fakten und die Aus- und Weiterbildung der Investoren begegnen. Asset Manager müssen klar und eindeutig kommunizieren, was an ihren Produkten grün und nachhaltig ist, und die ESG-Eigenschaften ihrer Produkte veröffentlichen. Unternehmen müssen dasselbe tun und ihre Geschäftstätigkeiten transparent machen.
Problematisch ist Greenwashing auf Seite der Investoren, weil diese enttäuscht sind oder sich betrogen fühlen. Das passiert, wenn sich Investoren - mit ihrer eigenen Vorstellung von grün vor Augen - ihre Portfolios anschauen und dabei Positionen entdecken, die sie dort nicht erwartet hatten zu sehen, etwa Unternehmen für fossile Brennstoffe.
Greenwashing ist nicht zuletzt ein Problem für den Planeten und die Gesellschaft, wenn das Geld nicht in die Maßnahmen fließt, die notwendig sind, um Umweltprobleme wie den Klimawandel und gesellschaftliche Probleme wie die zunehmende Ungleichheit zu lösen.
Der Schlüssel, um Greenwashing zu erkennen und zu meiden, ist Due Diligence. Im ersten Schritt muss die Investorin oder der Investor hinter den Namen oder die Etikettierung des Fonds schauen und verstehen, was genau das Anliegen des Fonds ist: Worauf zielt der Fonds ab? Ist es ein Fonds, der in Unternehmen mit einem niedrigen ESG-Risiko investiert? Ist es sein Ziel, in solche Unternehmen zu investieren, die Lösungen für die größten Herausforderungen der Menschheit und des Planeten anbieten? Behauptet der Fonds, eine Art von Impact zu haben?
Im zweiten Schritt müssen Investoren das prüfen, was der Fonds behauptet. Sie müssen sozusagen unter die Motorhaube schauen, sich die einzelnen Positionen und deren ESG-Eigenschaften ansehen. Viele Klimafonds investieren tatsächlich nicht nur in grüne Unternehmen. Sie halten möglichweise auch so genannte „Transformations“-Unternehmen. Solche Firmen haben nicht notwendigerweise schon heute gute grüne Eigenschaften und sind im Bereich fossiler Brennstoffe tätig, aber diese Unternehmen haben den Vorsatz und den Plan, ihr ökologisches Profil zu verbessern. Ein Investor muss sich mit dieser Art von Unternehmen wohlfühlen.
Morningstar und andere Organisationen stellen ESG-Kennzahlen und -Ratings zur Verfügung, mit deren Hilfe Investoren die Nachhaltigkeitsprofile von Investmentlösungen prüfen können. Entscheidend ist, die richtigen Daten zu finden. Oftmals müssen Investoren mehrere Kennzahlen kombinieren, um ein vollständiges Bild zu erhalten und zu gewährleisten, dass das Investment zu ihren nachhaltigen oder grünen Vorlieben und ihren finanziellen Zielen passt.
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