Unglückliches Timing – Investoren machen 2021 enttäuschende Erfahrungen mit Cathie Woods ARK Innovation ETF

Nach einer wahren Flut von Zuflüssen traten US-Investoren in diesem Jahr angesichts der schwachen Wertentwicklung des Fonds die Flucht an. Deutsche Anleger können froh sein, dass sie bisher nur begrenzt Zugang zu dieser Strategie hatten.

Katherine Lynch 01.12.2021
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Obwohl der ARK Innovation ETF von Star-Tech-Investorin Cathie Wood für deutsche Anleger nicht direkt zugänglich ist, fanden viele einen Weg, in den ETF zu investieren, indem sie über Plattformen wie eToro ein Wertpapierdepot in anderen Ländern eröffneten.

Zudem können Investoren aus Deutschland und der Schweiz über einen White-Label-Fonds von Nikko Asset Management auf die Anlagelösung zugreifen. Der Nikko AM ARK Disruptive Innovation Fund B EUR Acc (ISIN: LU1861558747, WKN: A2PG6K) und seine B USD-Klasse (ISIN: LU1861558580, WKN: A2PG6J) haben eine Mindestanlagesumme von 1.000 US-Dollar und eine Kostenquote von rund 1,6 Prozent. Bei Comdirect ist die USD-Variante im Rahmen eines Angebots sogar ab 250 Euro verfügbar. Das Vermögen in den USD-, EUR- und GBP-Klassen der Nikko-Angebote beläuft sich aktuell jedoch auf eher bescheidene 755 Millionen Euro. Zumindest für den Moment haben deutsche Anleger Grund, dankbar zu sein, dass die Strategie nicht zugänglicher war und nicht stärker genutzt wurde.

Der US-amerikanische Fonds ARK Innovation ETF (ARKK) legte 2020 in US-Dollar um 152,5% zu und war damit der beste Fonds in der Morningstar-Kategorie Mid-Cap Growth US. Auf Grund dieser atemberaubenden Rendite strömten die Investoren in Scharen in den börsengehandelten Indexfonds, so dass der ARKK einmal sogar eine Milliarde US-Dollar in einer Woche einsammelte.

Jetzt aber könnten die Anleger das Gefühl haben, dass ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Während der Morningstar US Market Index in diesem Jahr bis zum 31. Oktober 2021 um 22% anstieg, verlor der ARK Innovation 2,6%. Der durchschnittliche US Mid-Cap Growth Fund konnte in diesem Zeitraum um 17% zulegen. Mittlerweile ist der ARK Innovation in seiner Kategorie der Fonds mit der schlechtesten Wertentwicklung im Jahr 2021. (Alle Renditen in USD.)

Erträge in USD

 

Für den durchschnittlichen Anleger war der ARKK vermutlich eine Enttäuschung. Nur relativ wenige Investoren profitierten in vollem Umfang von seinem rasanten Anstieg im Jahr 2020. Gerade einmal USD 3,2 Milliarden war der Fonds Anfang 2020 groß, am Jahresende hatte sich diese Summe auf USD 34,4 Milliarden und damit auf das mehr als Zehnfache erhöht.

Die meisten Zuflüsse verzeichnete der Fonds Ende 2020 und Anfang 2021, also genau zu dem Zeitpunkt, als die Performance ihren Höhepunkt erreichte. In den Monaten Dezember, Januar und Februar investierten Anleger mehr als USD 2 Milliarden pro Monat und das Fondsvermögen erreichte Ende Februar einen Höchststand von USD 51,35 Milliarden.

Doch dann wendete sich das Blatt für den ARKK. Im Februar stürzte der Fonds ab, als steigende Anleiherenditen einen Ausverkauf bei Technologieaktien auslösten, und im Mai fiel er noch einmal stark, als die Kurse von Technologieunternehmen zurückgingen.

Technologie- und Kommunikationsdienstleister machen mehr als die Hälfte des Portfolios aus, so dass die Ausverkäufe das konzentrierte Portfolio des ARKK besonders hart trafen. Seit seinem Höchststand im Februar fiel der Fonds in USD um 34% und hat sich bisher noch nicht wieder vollständig erholt.

 

 

Die Zuflüsse in den ETF kühlten sich ab, blieben aber bis April positiv, dann verzeichnete der Fonds zum ersten Mal seit Oktober 2019 einen monatlichen Nettoabfluss. Im dritten Quartal wurden die Mittelabflüsse stärker. Falls diese Verkäufer den Fonds zu Beginn des Jahres gekauft haben, war ihre Rendite erbärmlich.

Eine vorhersehbare Wende der Ereignisse

Die letzten 10 Monate des ARKK sind keine ungewöhnliche Geschichte. Wenn ein Fonds ein hervorragendes Jahr hinter sich hat, kann die Angst der Investoren, etwas zu verpassen, zu schnellen Zuflüssen führen. Schafft es der Fonds dann nicht, die Geschichte zu wiederholen, verlieren die Anleger das Interesse. Investoren, denen die Geduld fehlt, leiden oft am meisten, weil sie zu hohen Kursen kaufen und nach einem Kursrückgang verkaufen.

Die Morningstar-Analysten Ben Johnson und Bobby Blue schrieben im März 2021 über die Schwierigkeiten, die ARKK bevorstehen: "Nach einer Periode astronomischer Renditen und einer Flut von Zuflüssen spielen Bedenken hinsichtlich der Kapazität eine immer bedrohlichere Rolle."

Kapazität ist ein Thema bei Strategien wie dem ARKK, der sich einen Namen machte, indem er in hochfliegende kleine Unternehmen investierte, als diese noch klein waren. Als die Fondspositionen jedoch wuchsen, ließ die Fähigkeit von Cathie Wood nach, aus den Wetten auf kleine Unternehmen Kapital zu schlagen. Um voll investiert bleiben zu können, musste der Fonds Aktien mit größerer Marktkapitalisierung kaufen. Im Februar hielt der ARKK mindestens 10% an 10 der 55 Unternehmen in seinem Portfolio.

Die meisten Fondspositionen haben im bisherigen Jahresverlauf Geld verloren. Zum 31. Oktober lagen 24 der 38 börsennotierten Unternehmen im Minus. (Der Fonds hält 44 börsennotierte Aktien, sechs davon wurden aber erst vor kurzem an der Börse gelistet und haben daher keine Renditen für den bisherigen Jahresverlauf). Teladoc Health belastete die Renditen und verlor 25%. Zoom, dessen Aktie im Jahr 2020 um 395% gestiegen war, fiel um 19% und spiegelte damit die Entwicklung des gesamten Fonds wider. Die schwache Performance von Zillow (- 20%) und Exact Sciences (- 28%) schadete dem Fonds ebenfalls.

Tesla entwickelt sich weiter stark und stützt den Fonds, aber jede plötzliche Richtungsänderung der Aktie wird die Rendite des ARK Innovation schwer belasten. Tesla macht 11,19% des Fondsvermögens aus und ist im bisherigen Jahresverlauf eine der wenigen Positionen mit positiven Renditen.

 

 

Die Geschichte des ARKK ist nicht einzigartig. Von den 18 in den USA domizilierten Fonds, die im Jahr 2020 um mehr als 100% gestiegen sind, rangiert die Hälfte in diesem Jahr in der unteren Hälfte ihrer Kategorie. Wie Jeff Ptak von Morningstar im Januar schrieb: "Was ist von Fonds zu erwarten, die in einem Jahr um 100% oder mehr zulegen? Ärger, meistens."

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Katherine Lynch  ist Datenjournalistin bei Morningstar