Rüstungswerte zählen seit Russlands Überfall auf die Ukraine am vergangenen Donnerstag zu den Outperformern -- durch die Erwartung, dass neue Bedrohungsszenarien die Verteidigungsausgaben in der gesamten Region befeuern würden. Das hat sich am Wochenende bewahrheitet: Olaf Scholz's Rüstungspaket von 100 Milliarden Euro entspricht etwa dem doppelten deutschen Militärhaushalt im Vorjahr. Anderswo in Europe und in Grossbritannien hab es auch deutliche, aber nicht bezifferte Aufrüstungsversprechen.
Diese Nachricht hat den bestehenden Rückenwind für die Branche massiv angekurbelt. Sensorhersteller Hensoldt (HAG, +48%) war am frühen Nachmittag an erster Stelle; andere Rüstungswerte wie Rheinmetall (RHM, +24%), Leonardo (LDO, +17%), Thales (HO, +13%) und Chemring (CHG, +14%) stachen ebenso hervor.
``Wir sind der Ansicht, dass die jüngste Entwicklung den Hintergrund für Europas Rüstungssektor deutlich verbessert, und sehen Rheinmetall kurz- und mittelfristig als größten Nutznießer,'' schrieben Berenberg-Analysten Ross Law und George McWhirther in einem Bericht am Montag. ``Airbus, BAE Systems, MTU Aero Engines und Dassault Aviation sollten durch deren Beteiligung an Rüstungsprojekten ebenfalls profitieren.''
Berenberg sieht potentiellen Aufwind für mehrere Großprojekte in EU-Staaten, wie Airbus (AIR, -3%) und Dassault Aviation's (AM, +8%) Eurodrone und FCAS-Kampfflugzeug. Als beachtenswert heben die Analysten auch Kommentare von Olaf Scholz hervor, die wieder die Anschaffung von Lockheed Martin's (LMT, +2% Vorbörse) F-35 als Ersatz für alternde Tornados der Bundeswehr in Erwägung ziehen. Die Vorgängerregierung hatte das Modell noch zugunsten von Boeing's (BA, -0.4% Vorbörse) F/A-18 aus der Auswahl eliminiert.
Laut Jefferies-Analystin Chloe Lemarie ist Marktpräsenz in Deutschland ausschlaggebend für die Rally der Rüstungswerte, da die größten und bisher konkretesten Zusagen aus Berlin kamen. Hensoldt und Rheinmetall sind dadurch laut Lemarie als Hauptprofiteure positioniert, dennoch werden Werte mit weniger 'Deutschland-Exposure' wie BAE Systems (BA., +13%) und Thales ebenso Nutzen ziehen. Dafür sorgen steigende Militäretats quer durch Europa, sowie die Waffenlieferungen derer Heimatnationen an die Ukraine.
Zwiespalt für den Zivilflug
Aerospace-Unternehmen die einen großen Anteil ihrer Umsätze im Zivilmarkt erzielen hinken dabei deutlich hinter den Aktien der Waffenhersteller her. Für Unsicherheit sorgen hier die gegenseitigen Flugverbote, die Europas Airlines dazu zwingen, Ziele wie Tokio und Peking teuer über Zentralasien anzufliegen. Auch das EU-Lieferembargo gegen russische Airlines wühlt den Markt auf-- laut Aeroflot's Website kommen 63% seiner Flotte von Airbus.
Berenbergs Analysten ``sehen Aufwärtsdruck für Verteidigungsausgaben in der NATO durch die bedrohliche Situation, besonders in Mitgliedstaaten, die das 2%-Ziel der Allianz bisher nicht erreichten. Es ist durchaus Möglich, dass andere Staaten Deutschlands Beispiel folgen.''
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