Aktiv oder passiv: Was Sie wählen sollten

Die Wahl des richtigen Fondstyps hat großen Einfluss auf Ihre langfristige Rendite. Das zeigt unser aktuelles Aktiv-/Passiv-Barometer

Monika Calay 22.03.2022
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Woher wissen Sie bei der Auswahl von Fonds, ob Sie sich für eine aktiv verwaltete Lösung oder einen passiven Indexfonds entscheiden sollen? Sollen Sie einem Star-Manager vertrauen oder sich für die attraktiv niedrigen Gebühren eines Tracker-Fonds entscheiden? Keine leichte Aufgabe.

Nehmen wir an, Sie haben Ihre Wahl getroffen. Sie haben sich für einen aktiv verwalteten Fonds für europäische Aktien entschieden. Wie stehen die Chancen, dass der Fonds besser abschneidet als seine passiven Konkurrenten? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Fonds langfristig überlebt, ohne mit einem anderen Fonds fusioniert zu werden? Die Analysten von Morningstar verbringen viel Zeit damit, über genau das nachzudenken.

Das Aktiv-/Passiv-Barometer misst die Performance aktiver Fonds im Vergleich zu den jeweiligen passiven Lösungen. Um herauszufinden, wie viele Fonds tatsächlich erfolgreich sind, untersucht Morningstar in seinen Kategorien Europa, Asien und Afrika knapp 30.000 Einzelfonds mit einem Vermögen von insgesamt rund 10 Billionen Euro, was etwa 75% des gesamten Fondsmarktes entspricht. "Erfolgreich" heißt hier, dass der Fonds seine Konkurrenten aus demselben Untersuchungszeitraum überlebt und im selben Zeitraum eine höhere Rendite als der durchschnittliche passive Fonds erzielt.

 

Passive Fonds liegen vorn

Und was sagt das Barometer? Insgesamt sind die langfristigen Erfolgsquoten aktiver Fonds niedrig. In den letzten zehn Jahren lagen sie in zwei Dritteln der untersuchten Kategorien bei unter 23%. In nur drei von 42 Aktienkategorien überlebte die Mehrheit der aktiven Fonds und übertraf den Durchschnitt ihrer passiven Konkurrenten.

Und das gilt nicht nur für Aktienfonds. Auch die Erfolgsquoten aktiver Fonds in den Kategorien Anleihen, Allokation und Immobilien waren niedrig. In den letzten zehn Jahren gelang es in den von uns untersuchten 21 Kategorien weniger als einem Fünftel von ihnen, sowohl zu überleben als auch den Durchschnitt der passiven Vergleichsgruppe zu übertreffen.

 

 

Die Grafik macht deutlich, dass die Erfolgsquoten der Fonds im Laufe der Zeit abnehmen. Laut den Morningstar-Analysten Monika Dutt und Dimitar Boyadzhiev zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit, einen aktiven Fonds zu finden, der sowohl überlebt als auch gewinnt, mit längeren Anlagezeiträumen sinkt.

 

Überleben hilft dem Erfolg

Dennoch schneiden aktive Fonds in einigen Kategorien besser ab als in anderen. Fonds für Global Equity Income, Hongkong und Taiwan Large-Cap sowie UK Equity Income und UK Mid-Cap Equity haben sich durchweg besser entwickelt als der Durchschnitt der passiven Vergleichsfonds. Mehr als die Hälfte der aktiven Fonds, die den Anlegern vor zehn Jahren in diesen Kategorien zur Verfügung standen, überlebten und übertrafen ihren durchschnittlichen passiven Konkurrenten im darauffolgenden Jahrzehnt.

Large-Cap-Aktien aus dem Vereinigten Königreich wiesen über die letzten zehn Jahre eine Erfolgsquote von 42% und über die letzten 20 Jahre von 25% auf. Das Hauptproblem in dieser Kategorie ist das Überleben der Fonds. Die Überlebensraten für aktive Fonds nehmen im Laufe der Zeit deutlich ab: Etwa 93% der aktiven Fonds überlebten im letzten Einjahreszeitraum, aber nur 36% im letzten 20-Jahreszeitraum.

Betrachtet man die Überlebensrate über die letzten zehn Jahre, so lag der Prozentsatz aktiver Manager, die sowohl überlebten als auch eine bessere Performance erzielten, bei Global Large-Cap Blend 4,5%, bei Europe Large-Cap Blend 14,6%.

Dutt und Boyadzhiev erklären, dass der Vergleich der Sterblichkeitsraten zwischen aktiven und passiven Fonds zeigt, dass letztere langfristig bessere Überlebenschancen hatten.

"Die Überlebensraten sind positiv mit den Erfolgsaussichten korreliert. Der Hauptgrund für das Scheitern aktiver Fonds ist ihre mangelnde Überlebensfähigkeit, die oft auf eine schwache Performance zurückzuführen ist", so die Autoren.

 

Fokus auf Gebühren

Was können Anleger daraus lernen? Erstens sich auf die Gebühren zu konzentrieren, sagen unsere Analysten. Im Vergleich zu aktiven Fonds sind passive Fonds in der Regel deutlich billiger, weshalb sie langfristig schwer zu schlagen sind. Zweitens haben aktive Manager in einigen Kategorien größere Erfolgschancen als in anderen.

 

Methodik

Das Aktiv-/Passiv-Barometer bewertet aktive Fonds im Vergleich zu einer Gruppe passiver Fonds und nicht zu einem kostenfreien Index. Es bewertet aktive Fonds anhand der Kategorie zu Beginn des Berichtszeitraums, um besser simulieren zu können, welche Fonds ein Investor zu diesem Zeitpunkt gewählt hätte. Außerdem untersucht das Barometer, wie sich eine durchschnittliche, in verschiedene Arten aktiver Fonds investierte Währungseinheit im Vergleich zu einer durchschnittlichen Währungseinheit in passiven Fonds entwickelt hat.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Monika Calay  ist Analystin für passive Strategien bei Morningstar Europa