Morningstar hat heute seine Fair-Value-Schätzung für Neftlix (NFC) auf 280 US-Dollar gesenkt, nachdem der Streaming-Gigant den ersten Netto-Rückgang überhaupt bei den Abonnentenzahlen verbuchen musste.
Die Aktien stürzten am 19. April im nachbörslichen Handel um 25 % auf 348 USD ab. Die Schließung des Russland-Geschäfts trug zu dem Rückgang der Nutzer bei. Aber auch der Neugewinn an Nutzern von 0,5 Mio. blieb deutlich hinter dem Zeil von 2,5 Mio. zurück, heißt es im Bericht für das erste Quartal 2022.
Das Unternehmen rechnet nun damit, im zweiten Quartal 2022 zwei Millionen weitere Abonnenten zu verlieren. Das Margenziel von 20 % für das Gesamtjahr behält es aber bei. Basierend auf Prognosen eines deutlich geringeren Abonnentenwachstums in diesem Jahr, begleitet von einer langsameren Margenausweitung, behalten wir das Moat-Rating bei "Narrow". Die Fair Value-Schätzung senkt Morningstar-Analyst Neil Macker jedoch von 305 US-Dollar auf 280 US-Dollar.
Netflix: Was ist da schief gelaufen?
Der Umsatz von Netflix in Höhe von 7,8 Milliarden US-Dollar wurde durch Wechselkurse beeinträchtigt, wobei der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer (average revenue per user, ARPU) in drei großen internationalen Regionen einen Schlag erlitt.
Die Einnahmen in den Vereinigten Staaten und Kanada (UCAN) stiegen im Jahresvergleich um 6 %. Das Unternehmen profitierte von einer Preiserhöhung im Jahr 2021. Die ARPU stiegen gegenüber dem Vorjahr um 5 % auf USD 14,91. Wir gehen davon aus, dass die durchschnittlichen Erlöse im zweiten Quartal noch schneller steigen werden, da das Unternehmen im März ein neues Preisregime eingeführt hat.
Allerdings: Netflix hat nur eine Einnahmequelle, und zwar die Streaming-Abonnements. Und damit beschränken sich die Stellschrauben für Umsätze nun einmal auf zwei Faktoren: Abonnentenzahlen und Preis.
Da die Marktdurchdringung in den USA bereits sehr hoch ist, der Wettbewerb in dem Markt zumimmt und das Kundenbewustsein wächst, wird es immer schwieriger werden, zusätzliche Abos abzuschließen. Infolgedessen sind Preiserhöhungen möglicherweise der einzige wirkliche Hebel, den Netflix hat, um die Umsätze zu steigern.
Wir gehen aber davon aus, dass weitere Preissteigerungen zu einem Abonnenten-Exodus führen werden, weil viele Haushalte in den USA bereits unter den steigenden Lebenshaltungskosten ächzen. Den Streaming-Dienst loszuwerden könnte da ein einfaches Mittel sein, Geld einzusparen.
Kein Allheilmittel
Obwohl sich der zunehmende Wettbewerb stark auf die schwachen Quartalsergebnisse von Netflix durchgeschlagen hat, machte das Management auch andere Faktoren für den Absturz verantwortlich: den Mangel an vernetzten Fernsehern und das Teilen von Passwörtern.
Um Letzterem entgegenzuwirken, soll eine “Sharing Fee” eingeführt werden, so die vorläufigen Pläne des Unternehmens. Doch diese Strategie dürfte kein Allheilmittel sein. Netflix kann vielleicht ein paar Dollar mehr aus dem ein oder anderen Haushalt herauspressen. Aber wir glauben, dass andere die neue Sharing-Gebühr eher als weitere Belastung wahrnehmen werden und Stornierungen die Folge sein werden.
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