7 Erkenntnisse von der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway

Am Samstag trat Warren Buffet auf der ersten Hauptversammlung von Berkshire Hathaway seit 2019 auf die Bühne. Er sprach darüber, was auf dem Einkaufszettel des 711-Milliarden-USD-Konglomerats stand und was er über Kryptowährungen und Inflation denkt. 

Lewis Jackson 02.05.2022
Facebook Twitter LinkedIn

Flankiert von seinem langjährigen Geschäftspartner Charlie Munger beantwortete Buffet in einer mehr als fünfstündigen Sitzung auf der Versammlung in Omaha Fragen von Aktionären und Journalisten.  

Wir haben sieben wichtige Erkenntnise zusammengefasst für jene Investoren, die nicht zum „Woodstock des Kapitalismus“ reisen konnten.


1. Buffett gibt viel für Chevron und Activision aus

Der Berg an Bargeldbeständen von Berkshire Hathaway ( BRYN ) schrumpfte im ersten Quartal. Buffett und seine Partner hatten erst vor wenigen Monaten einen Mangel an Schnäppchen auf dem Aktienmarkt beklagt - nun gaben sie eben dort gewaltige Summen aus.

Berkshire baute seinen Anteil an dem Öl- und Gasgiganten Chevron ( CVX )im Verlauf des Quartals von 4,5 Milliarden US-Dollar auf nun 25,9 Milliarden US-Dollar aus. Das Unternehmen ist jetzt eine der vier größten Beteiligungen von Berkshire. 

Buffett steckte auch Milliarden in eine Arbitrage-Wette auf Microsofts geplante Übernahme des US-Videospielgiganten Activision Blizzard ( ATVI ). Die Aktien von Activision werden unter Microsofts Angebot von 95 USD pro Aktie gehandelt. Hintergrund sind aufkommende Zweifel an der behördlichen Genehmigung.

Berkshire hatte die Aktie aufgestockt in der Hoffnung, dass der Deal zustande kommt, und ist nun mit einem Anteil von 9,5 % der größte Anteilseigner des Unternehmens. Morningstar-Analysten gehen davon aus, dass der Deal genehmigt wird.

Beide Unternehmen, Chevron und Activision, handeln in Spannen, die Morningstar für fair bewertet hält.

Zudem gab Berkshire im März 11,6 Milliarden US-Dollar für den Kauf des Versicherers Alleghany Corp. aus und investierte weitere Milliarden in Aktien von Occidental Petroleum und Hewlett Packard.

Buffett sagte, dass während der Verkaufswelle Anfang des Jahres „ein paar Aktien für uns sehr interessant wurden und wir auch viel Geld ausgegeben haben“.

 

2. Von Rente (noch) keine Spur

Vor den Aktionären scherzte der 91-jährige Buffett zwar über sein und Mungers Alter, gab aber keine Hinweise darauf, dass er vorhabe, in den Ruhestand zu gehen.

„Wenn Sie Eigentümer eines Unternehmens sind und zwei Leute – 98 und 91 – das Unternehmen leiten, haben Sie das Recht, sie tatsächlich persönlich zu sehen“, sagte er.

Der vorgesehene Nachfolger Greg Abel, der die Nicht-Versicherungsgeschäfte von Berkshire leitet, trat für einen Teil der Veranstaltung neben Buffett und Munger auf die Bühne.

Buffett räumte ein, dass sein Nachfolger wahrscheinlich weniger Spielraum haben werde, Geschäfte abzuschließen, da der Vorstand eher „einige weitere Beschränkungen auferlegen oder zu einigen Angelegenheiten mehr Konsultationen führen wird als bei mir“.

Das Orakel ist für seine Entscheidungsfreude bekannt und soll Alleghany beim Abendessen mit dem Vorstandsvorsitzenden ein Angebot gemacht haben.

 

3. Kümmern Sie sich nicht ums Markt-Timing 

Buffett gab zu, dass er in der Vergangenheit schon „zu wirklich dummer Zeit“ investiert habe.

„Ich glaube nicht, dass wir jemals eine Entscheidung getroffen haben, bei der einer von uns entweder gesagt oder gedacht hat, dass wir basierend auf dem, was der Markt tun wird, kaufen oder verkaufen sollten“, sagte er. „Oder auch basierend auf dem, was die Wirtschaft angeht. Wir wissen es nicht.“

Buffett gab zu, dass er den März 2020 „völlig verpasst“ habe. Er habe oft ungerechtfertigt Anerkennung für das Timing seiner Investitionsentscheidungen erhalten.

 

4. Investieren in China

Auf die Frage nach den Gefahren von Investitionen in autoritäre Regime verteidigte Munger seine Argumente für sein Engagement in China, räumte jedoch ein, dass die politischen Risiken nach wie vor erheblich sind.

„Der Grund, warum ich in China investiert habe, ist, dass ich viel bessere Unternehmen zu viel niedrigeren Preisen bekommen kann. Ich war bereit, ein bisschen politisches Risiko einzugehen, um in besseren Unternehmen zu niedrigeren Preisen einzusteigen.“

Munger bezeichnete die jüngsten Äußerungen von Präsident Xi Jinping, die neue staatliche Anreize und eine weichere Haltung gegenüber dem Privatsektor signalisierten, als "hoffnungsvolle Zeichen".

„Andere Menschen können zum gegenteiligen Schluss kommen, und alle machen sich heute mehr Sorgen um China als vor 50 Jahren.“

 

5. Märkte sind ein „Casino“

Buffett nahm die Wall Street aufs Korn, weil sie eine kasinoähnliche Kultur gefördert habe, als während der Pandemie Millionen neuer Anleger auf die Märkte strömten.

„Manchmal ist der Aktienmarkt ziemlich investitionsorientiert, und manchmal ist er fast ausschließlich ein Casino, ein Spielsalon“, sagte er.

Er bezog sich auf die wachsende Popularität des Optionshandels bei Privatanlegern und sagte, dass große US-Unternehmen zu „Pokerchips“ geworden seien.

„Wall Street macht auf die eine oder andere Weise Geld, indem sie die Krümel auffängt, die vom Tisch des Kapitalismus fallen“, so Buffet.

Consigliere Munger kritisierte den Online-Broker Robinhood wegen seiner Rolle im aktuellen Phänomen der Plattformen für Einzelinvestoren. "Gott ist gerecht“ sagte er in Bezug auf den Kurssturz des Unternehmens - die Aktien sind in diesem Jahr um 47 % gefallen.

 

6. Berkshire wird so schnell kein Bitcoin kaufen

Buffett interessiert sich nicht für Bitcoin. Er kontrastierte die digitale Währung mit Vermögenswerten wie Ackerland und Wohnungen, die kontinuierlich Einkommen erzielen,  und sagte, er würde alle Bitcoin der Welt nicht für 25 US-Dollar nehmen.

„Ob es im nächsten Jahr nach oben oder nach unten geht, oder in fünf oder zehn Jahren, weiß ich nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nichts produziert“, sagte Buffett. „Es hat etwas Magisches und die Leute haben schon viele Dinge mit Magie verbunden.“

 

7. Inflation ist schlecht, nicht so Jerome Powell

Das Orakel von Omaha bot auch seine Sicht auf die Auswirkungen der Inflation, ihre Ursachen und wahrscheinlichen Verlauf.

Inflation schadet Aktienanlegern, sagte Buffett und fügt hinzu: „Die Inflation betrügt auch den Anleihenanleger. Sie betrügt denjenigen, der sein Geld unter der Matratze aufbewahrt. Sie betrügt fast jeden."

Buffett sagte, die massiven Stimuli der US-Notenbank hätten zu steigenden Preisen beigetragen, und verteidigte den Fed-Vorsitzenden Jerome Powell für seine schnelle Reaktion auf die Pandemie.

„In meinem Buch ist Jay Powell ein Held. Es ist sehr einfach. Er hat getan, was er tun musste“, sagte Buffett.

Er warnte davor, denen zu vertrauen, die behaupten, den zukünftigen Gang der Inflation zu kennen, und sagte: „Die Frage ist, wie viel … und die Antwort ist, niemand weiß es.“

 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Activision Blizzard Inc  
Berkshire Hathaway Inc Class A677.519,53 USD1,01Rating
Chevron Corp142,79 USD-0,90Rating

Über den Autor

Lewis Jackson  Lewis Jackson ist Datenjournalist bei Morningstar Australien.