Die Anlegerstimmung blieb im Juli angesichts der anhaltenden Besorgnis über die hohe Inflation, explodierende Energiepreise, steigende Zinsen, Lieferengpässe, den Krieg in der Ukraine und eine mögliche Rezession gedrückt.
Langfristige in Europa domizilierte Fonds verloren in diesem Monat 25,1 Milliarden Euro - alle wichtigen Asset-Klassen verzeichneten dabei Nettoabflüsse. Aktien und Rohstoffe waren die am stärksten betroffenen Anlageklassen, während Alternatives und Fixed Income vergleichsweise stabil blieben.
Anleger zogen 11,6 Milliarden Euro aus Aktienfonds ab - der fünfte negative Monat in Folge. Globale Large-Cap-Wachstumsaktien waren die am stärksten betroffene Morningstar-Kategorie. Anders als im Vormonat verzeichneten sowohl aktive als auch passive Strategien in dieser Kategorie negative Zahlen. Vor Juli hatten passive Aktienvehikel regelmäßig Anlegergelder angezogen.
Passive Fixed Income-Strategien im Plus
Rentenfonds erlebten mit Rücknahmen in Höhe von 2,3 Milliarden Euro den sechsten negativen Monat in Folge; alle Abflüsse waren auf aktive Strategien zurückzuführen. Passive festverzinsliche Wertpapiere hingegen waren die einzige Hauptkategoriegruppe, die im Juli positive Nettozuflüsse verzeichnete. US-Staatsanleihen sowie Staats- und Unternehmensanleihen der EU verzeichneten innerhalb dieser Gruppe die stärksten Gewinne.
Angesichts der anhaltenden Risikoaversion im Juli und steigender Zinsen strömten die Gelder der Anleger in solche Strategien. Während USD-Staatsanleihen bereits im vergangenen Monat angesichts der geldpolitischen Straffung der Fed gesucht waren, belebte sich das Interesse an Europäischen Unternehmens- und Staatsanleihen erst im Juli.
Rohstoffe mit deutlichen Nettoabflüssen
Rohstofffonds hatten ein positives erstes Halbjahr, aber im Juli gab es massive Abflüsse in Höhe von 6,9 Milliarden Euro (im Juni gab es bereits Abflüsse in Höhe von 2,5 Milliarden Euro) oder 4,70% des Juni-Vermögens. Die Anleger mieden Rohstoffe, da sich die Energie-, Agrar- und Metallmärkte nach der monatelangen Hausse zuletzt beruhigt hatten. Versorgung und Logistik haben sich etwas verbessert. Hinzu kommt die Stärke der des US-Dollars, der die Notierungen unter Druck setzt.
Agrarpreise fielen im Juli um 7,4% und Metalle um 13,4% (angeführt von Verlusten bei Zinn, Eisenerz, Kupfer und Nickel). Sogar der Energiekomplex (mit Ausnahme von euroopäischem Erdgas) entspannte sich, wobei Rohöl laut Weltbank auf Monatssicht um 10% zurückging. Auch der Goldpreis gab nach. Das Edelmetall wird in der Regel als Absicherung gegen Inflation angesehen, und da die Zentralbanken mutigere Schritte unternahmen, um die steigenden Preise einzudämmen, gingen die Goldkäufe zurück. Der iShares Physical Gold ETC verzeichnete einen Nettoabfluss von 1,8 Milliarden Euro und liegt damit an der Spitze der Fonds mit Abflüssen.
Allokationsfonds verzeichneten nach positiven Nettozuflüssen ab April 2020 im Juli den zweiten Monat in Folge mit Rückgängen. Diese Strategien verloren 2,3 Milliarden Euro.
Alternative Fonds sind derweil um 1,3 Milliarden Euro im Minus. Gleichzeitig zogen Geldmarktfonds Neugelder in Höhe von 5,9 Milliarden Euro an.
Das Vermögen der in Europa domizilierten langfristigen Fonds stieg indes im Juli auf 11.303 Billionen Euro.
Nachhaltige Fonds im Plus
Investoren steckten weiterhin Geld – 6,3 Milliarden Euro – in „dunkelgrüne“ Fonds (Fonds, die in den Anwendungsbereich von Artikel 9 der Offenlegungsverordnung für nachhaltige Finanzen fallen). Sowohl aktive als auch passive Strategien konnten neue Mittel anziehen. Auf der anderen Seite verloren Fonds, die als Artikel 8 („hellgrüne“ Fonds) gelten, im Juli 3,3 Milliarden Euro – ein Trend, der im Februar begann. Der Abfluss war vollständig auf Abflüsse in aktive Strategien zurückzuführen.
Zuflucht in Geldmarktfonds
Mit 5,9 Milliarden Euro im Plus lagen indes Geldmarktfonds. In einem Umfeld steigender Zinsen dürften diese Vehikel, die in sehr kurzfristige Instrumente investieren, als Zufluchtsort angesehen werden. Sie sind weniger anfällig für eine restriktive Zentralbankpolitik und gelten auch als "Cash-Park", wo Gelder für bessere Zeiten an den internationalen Märkten bereitgehalten werden.
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