Globale Märkte im 4. Quartal: Anleger bleiben verunsichert

Die weltweiten Aktienmärkte nahmen im dritten Quartal einen Anlauf Richtung Erholung, doch dies scheiterte.  

Jocelyn Jovène 11.10.2022
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Die Anzahl der Tiefs und Erholungen an den Aktienmärkten in diesem Jahr war ein Test für die Moral der Anleger, und das dritte Quartal war nicht anders. Auch in den vergangenen drei Monaten gelang den weltweiten Aktienmärkte die Erholung nicht. 

Diese jüngste Phase des Rückgangs wurde von denselben Faktoren angetrieben, die wir bereits zu Beginn des Jahres erlebt haben und die Inflation bleibt auf hohem Niveau. 

 

Die Zentralbanken bemühen sich nun intensiv um eine Anhebung der Zinssätze und ebnen zunehmend den Weg für eine Rezession in der Weltwirtschaft. Diese wird aufgrund des Krieges in der Ukraine und der hohen Energiepreise zweifellos zuerst in Europa und dann in den Vereinigten Staaten eintreten.

Aufgrund des weltweiten Rückgangs der Aktienmärkte sind die Bewertungen der Aktien bisher um ein Vielfaches gesunken.

Das Vertrauen der Anleger schwankt

Zu Beginn des Jahres lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis des US-Aktienmarktes laut Factset bei 21,5x der für die nächsten 12 Monate geschätzten Gewinne und in Europa bei 16,2x.

Ende September fielen diese Multiplikatoren auf 15,3x bzw. 10,9x und damit unter ihren historischen Durchschnitt seit 2004. Der Rückgang war in Europa stärker als in den USA.

Dies bedeutet, dass die Anleger die Zukunft der Unternehmensgewinne und der Wirtschaft im Allgemeinen recht pessimistisch einschätzen. Hargreaves Lansdown beobachtet das Vertrauen der Anleger im Vereinigten Königreich seit 1995, und im September erreichte es seinen bisher niedrigsten Stand.

Laut Emma Wall, Leiterin der Abteilung Investment Analysis and Research bei Hargreaves Lansdown ist die Krise bei den Lebenshaltungskosten in Verbindung mit Unsicherheit an Aktienmärkten und bezüglich der Inflation die wichtigsten Faktoren. Und die Anleger tun sich oft schwer damit, konträre Positionen einzugehen, obwohl "Perioden mit unterdurchschnittlicher Performance oft zu den besten Gelegenheiten gehören, sich in Märkte einzukaufen".

Gewinnschätzungen bleiben solide

Bislang haben sich die Gewinnschätzungen, die ein weiterer entscheidender Faktor für das Niveau der Märkte sind, jedoch recht gut gehalten.

Viele Unternehmen meldeten zumindest in der ersten Jahreshälfte gute Auftragsbestände. Einige waren in der Lage, Preiserhöhungen durchzusetzen oder Produktivitätssteigerungen zu realisieren, um dem Gegenwind in der Lieferkette und der Inflation zu begegnen.

Doch im Sommer zeigten sich Risse, und es häuften sich Gewinnwarnungen, wie etwa die von FedEx.

Es ist daher zu erwarten, dass die Gewinnschätzungen der Unternehmen allmählich zurückgehen werden, was in den kommenden Monaten zu einer "Gewinnrezession" führen und eine neue Phase des Rückgangs an den Aktienmärkten einleiten könnte.

Die weltweiten Aktienmärkte dürften also volatil bleiben - zumindest solange die Zentralbanken die Zinsen weiter anheben. Die kommenden Monate werden dürften somit unruhig bleiben.

Man kann einen Sprung nach oben an den Märkten nicht ausschließen, aber der jüngste Rückgang zeigt, dass die Anleger bei risikoreichen Anlagen immer noch sehr vorsichtig sind. Und das dürfte auch noch eine Weile so bleiben.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Jocelyn Jovène

Jocelyn Jovène  ist Redakteur für Morningstar in Frankreich