Selbst in Bärenmärkten gibt es Aktien, die es schaffen, nicht in den Abwärtsstrudel zu geraten. Das Problem: Werden diese endlich entdeckt, ist es fast immer zu spät ist. Ist der Gewinner erst einmal identifiziert, stürzen sich die Anleger darauf, treiben die Bewertungen in die Höhe und erhöhen das Risiko der Investments. Aber nicht in allen Fällen.
In diesem Jahr verlor der Morningstar Europe Index NR 9,8% (in Euro, Stand: 25. November). Trotz des Rückgangs erzielte im gleichen Zeitraum eine Gruppe europäischer Aktien erstaunliche Renditen, insbesondere aus dem Energiesektor. Aber nicht ausschließlich.
Investoren, die die Weisheit (oder das Glück) hatten, frühzeitig auf diese Unternehmen zu setzen, können jetzt den Aufschwung genießen. Viele der Gewinner der Baisse haben möglicherweise ihren Treibstoff aufgebraucht und sind über den Wert gestiegen, den die Analysten von Morningstar als Fairen Wert oder Fail Value bezeichnen.
Nehmen Sie zum Beispiel BAE Systems (BA), ein britisches Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungsunternehmen, dessen Aktie an der Londoner Börse notiert und seit Jahresbeginn um 47% (in Euro) gestiegen ist. Laut Morningstar Stock Research hat BAE Systems jetzt ein Kurs/Fair Value-Verhältnis von 1,15, was einer Überbewertung von 15% entspricht. Gleiches gilt für das dänische Biotechnologieunternehmen Genmab (GMAB): Die Aktie legte in diesem Jahr bisher um 20% zu und ist nach Ansicht der Morningstar-Analysten nun um 27% überbewertet.
Um jene Gewinneraktien des Bärenmarktes zu finden, die noch über Momentum verfügen, haben wir die von Morningstar Research analysierten europäischen Aktien untersucht, um diejenigen zu finden, die seit Jahresbeginn um mindestens 10% gestiegen sind. Anschließend haben wir diejenigen mit einem Morningstar Stock Rating von vier oder fünf Sternen ausgewählt.
Die Gruppe besteht aus 25 Unternehmen. In der nachstehenden Tabelle finden Sie die zwölf am stärksten unterbewerteten Aktien dieser Gruppe (Stand: 25. November).
Wenn Sie Investmentmöglichkeiten mit einer größeren Sicherheitsspanne finden möchten, können Sie nach Unternehmen suchen, denen Morningstar einen breiten Economic Moat zuweist. Das bedeutet, unsere Analysten sind überzeugt, dass diese Unternehmen einen dauerhaften, strategischen Wettbewerbsvorteil gegenüber ihren Konkurrenten haben. In der oben stehenden Tabelle zählen wir zwei:
Bayer AG (BAYN)
Bewertung der Aktie: ★★★★★
Economic Moat: Weit
Fairer Wert: 76 EUR
Unsicherheits-Rating: Mittel
"Bayer legte im dritten Quartal ein starkes Ergebnis vor, das unsere Erwartungen übertraf. Wir erwarten aber keine wesentlichen Änderungen unserer Fair Value-Schätzung. Starke Preise im Bereich Crop Science trugen teilweise zur Outperformance bei. Für 2023 rechnen wir mit einem stärkeren Wettbewerb, der einen Teil der jüngsten Gewinne von Bayer wieder zunichte machen dürfte. Das Crop Science-Geschäft bleibt jedoch langfristig gut positioniert – mit innovativen neuen Produkten, wie etwa kurzwüchsigem Mais, die dazu beitragen, den breiten Economic Moat des Unternehmens zu stärken", bekräftigt Damien Conover, Director of Healthcare Equity Research bei Morningstar.
"Wir halten Bayer nach wie vor für unterbewertet, weil sich der Markt der Innovationen des Unternehmens nicht in vollem Umfang bewusst ist und sich Sorgen wegen des Drucks macht, den die Glyphosat-Prozesse der Vergangenheit erzeugten. Zusätzlich zu den Innovationen im Bereich Crop Science brachte Bayer vor kurzem Medikamente (Nubeqa gegen Krebs und Kerendia gegen Nierenerkrankungen) auf den Markt, die allmählich einen bedeutenden Beitrag zum Umsatz leisten (insgesamt fast 200 Millionen Euro im Quartal)", schreibt Conover.
Imperial Brands PLC (IMB)
Bewertung der Aktie: ★★★★
Economic Moat: Weit
Fairer Wert: 2.900 GBX
Unsicherheits-Rating: Mittel
"Imperial profitiert weiterhin von der Schwäche des britischen Pfunds, was sich in diesem Jahr positiv auf die Marktbewertung der Aktie ausgewirkt hat, aber wir glauben, dass es noch Aufwärtspotenzial gibt", sagt Philip Gorham, Director of Equity Research bei Morningstar. "Unser Investment Case für Imperial basiert auf einer sehr niedrigen Bewertung, einer attraktiven Dividendenrendite von 7% und der Überzeugung, dass der Markt die Dauer unterschätzt, in der das Kerngeschäft von Imperial mit Zigaretten weiterhin Barmittel und überschüssige Kapitalrenditen generieren kann."
Der Vorstandsvorsitzende Stefan Bomhard stellte 2021 einen strategischen Fünfjahresplan vor, der die Investitionen von Imperial geografisch und jene auf aufstrebende Kategorien konzentrieren wird, die in Zukunft wahrscheinlich zu den größten Gewinnquellen zählen werden. "Der Plan spiegelt im Wesentlichen die Marktpositionierung von Imperial wider - in den meisten Märkten ist das Unternehmen eher Fast Follower als Leader. Dies macht Imperial zu einer anderen Anlagemöglichkeit als die anderen großen Tabakkonzerne, insbesondere Philip Morris International, das in Wachstum investiert und sich von dem allmählichen Niedergang der Zigarettenindustrie absetzt. Imperial hingegen dürfte in Zukunft das Unternehmen sein, das am stärksten von Zigaretten abhängig ist, und obwohl es mit einem Abschlag gegenüber seiner Vergleichsgruppe gehandelt werden dürfte, sollte Imperial ein hochprofitables und Cash-generierendes Unternehmen bleiben", so Gorham.
In der oben erwähnten größeren Gruppe von 25 Aktien finden sich vier weitere Unternehmen, die sich 2022 bisher gut entwickelt haben, weiterhin unterbewertet sind und über einen etablierten Wettbewerbsvorteil in Form eines breiten Economic Moat verfügen (Zahlen in Euro, Stand: 25. November). Dies sind:
London Stock Exchange Group (LSEG)
Aktien-Rating: ★★★★
Bisherige Rendite 2022: 15,7%
Kurs/Fairer Wert: 0,83
British American Tobacco (BATS)
Aktien-Rating: ★★★★
Bisherige Rendite 2022: 25,6%
Kurs/Fairer Wert: 0,86
AstraZeneca (AZN)
Aktien-Rating: ★★★★
Bisherige Rendite 2022: 25,6%
Kurs/Fairer Wert: 0,88
Novartis (NOVN)
Aktien-Rating: ★★★★
Bisherige Rendite 2022: 11,4%
Kurs/Fairer Wert: 0,97
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