Nachhaltige Fonds verzeichneten weltweit im 4. Quartal 2022 Zuflüsse von netto USD 37 Milliarden neuer Kundengleder, mehr als die USD 24 Milliarden im 3. Quartal. Das entspricht einer organischen Wachstumsrate von 1,6 Prozent im Vergleich zu 1 Prozent in den vorangegangenen drei Monaten.
Im Gegensatz dazu musste die globale Fondsbranche im 4. Quartal insgesamt Abflüsse in Höhe von USD 200 Milliarden hinnehmen, nachdem sie im 3. Quartal bereits Abflüsse in Höhe von USD 198 Milliarden verzeichnet hatte. Makroökonomischer Gegenwind, darunter anhaltender Inflationsdruck, steigende Zinssätze und Rezessionsängste erschütterten weiterhin den globalen Fondsmarkt.
Die Analyse der Kapitalströme in einzelnen Regionen und Ländern ergibt jedoch ein gemischtes Bild. Der Wiederanstieg der Nettomittelzuflüsse in nachhaltige Fonds im letzten Quartal fand nur in drei Regionen statt: Europa, Australien und Kanada. Der Rest der Welt, einschließlich der USA, verzeichnete Abflüsse.
Insgesamt stieg das globale Vermögen nachhaltiger Fonds im 4. Quartal an und erreichte Ende Dezember fast USD 2,5 Billionen, gegenüber USD 2,24 Billionen drei Monate zuvor. Der Anstieg der Aktiva um 11,6 Prozent beendete drei Quartale mit Rückgängen. Im Vergleich dazu wuchs der globale Fondsmarkt um 6 Prozent.
Europa
Im 4. Quartal 2022 stiegen die Mittelzuflüsse in das europäische nachhaltige Fondsuniversum auf fast USD 40 Milliarden an, nachdem sie zuvor drei Quartale in Folge zurückgegangen waren. Das entspricht einer organischen Wachstumsrate von 2,2 Prozent. Im Vergleich dazu verloren konventionelle europäische Fonds weiter an Vermögen.
Die Steigkeit der Zuflüsse in europäische Nachhaltigkeitsfonds spiegelt den Appetit der Anleger in Europa auf Anlageprodukte wider, die sich auf ESG-Themen spezialisieren, trotz der Befürchtung von Greenwashing und des sich verändernden regulatorischen Umfelds. Die Fondsgesellschaften passten ihre Strategien weiter an, um der wachsenden Nachfrage der Anleger gerecht zu werden.
Höhere Zuflüsse, neue Fonds und Kurssteigerungen ließen das Vermögen nachhaltiger Fonds aus Europa Ende Dezember wieder über die Marke von USD 2 Billionen steigen, genauer gesagt auf USD 2,1 Billionen. Dieser Anstieg um 12,7 Prozent steht im Kontrast zu einem Wachstum von fast Null für das gesamte europäische Fondsuniversum.
Infolgedessen stieg der Marktanteil nachhaltiger Fonds im europäischen Fondsuniversum von 18 Prozent auf 20 Prozent. Wir gehen davon aus, dass der Anteil wegen steigender Nachfrage weiter wachsen wird, was die Fondsgesellschaften veranlassen wird, neue nachhaltige Produkte zu lancieren und bestehende Produkte in ESG-Produkte umzuwandeln.
Die im August 2022 in Kraft getretene Änderung von MiFID II verpflichtet Finanzberater, die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden zu berücksichtigen, und hat das Potenzial, die Akzeptanz nachhaltiger Anlagen bei Kleinanlegern zu beschleunigen. Erhöhte Transparenzanforderungen für Manager und Unternehmen werden wahrscheinlich ebenfalls dazu beitragen, die Nachfrage zu stützen (siehe Artikel SFDR: Vermögen von Artikel 9-Fonds nach Welle von Herabstufungen fast halbiert).
USA
US-Nachhaltigkeitsfonds verloren im 4.Quartal fast USD 6,2 Milliarden. Nachdem nachhaltige Fonds im 1. Quartal 2022 Nettozuflüsse von USD 10,4 Milliarden hatten, verloren sie im 2. Quartal USD 1,6 Milliarden und gewannen im 3. Quartal bescheidene USD 0,46 Milliarden neuer Gelder hinzu.
Obwohl der Gesamtsaldo der Zuflüsse 2022 positiv ist, erreichten die Zuflüsse in nachhaltige US-Fonds vor zwei Jahren, im 1. Quartal 2021, ihren Höchststand und sind seither stetig zurückgegangen.
Ein Großteil der Entwicklung ist auf das Marktumfeld zurückzuführen: 2022 verzeichneten US-Fonds Nettoabflüsse in Höhe von über USD 370 Milliarden. Das war das erste Kalenderjahr mit Abflüsse seit Morningstar 1993 mit der Erfassung der Daten begann. Aufgrund der anhaltenden Inflation, der steigenden Zinssätze, der Gefahr einer Rezession und der schlechten Marktrenditen haben sich Anleger im Allgemeinen von aktiven Fonds und von Anleihefonds getrennt.
Ein weiterer Grund für den aktuellen Trend bei nachhaltigen Fonds aus den USA ist die bemerkenswerte Performance des Energiesektors (+66 Prozent beim S&P 500 Energieindex). Fonds, einschließlich ESG-Fonds, die diesen Sektor untergewichten, waren daher benachteiligt.
Darüber hinaus ist die Debatte über nachhaltige Investments in den USA von einer Anti-ESG-Stimmung durchdrungen. Prominente Politiker haben sich gegen ESG-Investments ausgesprochen, und einige haben Maßnahmen ergriffen, um das Engagement staatlicher Fonds bei nachhaltigen Managern zu begrenzen.
Trotz der Abflüsse stieg das Vermögen nachhaltiger US-Fonds im 4. Quartal um 5 Prozent auf USD 286 Milliarden, was auf den Anstieg des Marktes zurückzuführen ist.
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