Wesentlich in den Keller: CS-Aktie rauscht nach unten

Spät, aber doch noch: Am Dienstagmorgen veröffentlicht Credit Suisse ihren Geschäftsbericht, später als gedacht und mitten in den ohnehin unruhigen Zeiten für Bankenaktien. Das Unternehmen räumt "wesentliche Mängel" in den Kontrollen ihrer Reports ein. 

Antje Schiffler 14.03.2023
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CSDie Aktionäre goutieren dies nicht – der ohnehin angeschlagene Titel rauscht im Morgenhandel abermals um bis zu 4,5% in den Keller. Das folgt den ohnehin schwachen Vortagen im Zuge der SVB-Krise (der CS-Titel hat in den vergangenen 5 Tagen rund 20% nachgegeben).

CS

Die Credit Suisse (CSGN) hat in den internen Kontrollen zu ihren Finanzabschlüssen erhebliche Schwächen. Dies gelte sowohl per Ende Dezember 2021 wie auch per Ende Dezember 2022 für den Jahresabschluss 2022, berichtet die Nachrichtenagentur awp. Das Management habe festgestellt, dass die interne Kontrolle über das Finanz-Reporting nicht wirksam seien, wie die CS in ihrem Geschäftsbericht 2022 schreibt.

"Für die Credit Suisse hätte es keinen schlechteren Zeitpunkt geben können. Wie wir beim SVB-Debakel wieder einmal gesehen haben, sind Vertrauen und Zuversicht im Bankgeschäft alles", kommentiert Morningstar-Analyst Johann Scholtz. Die Credit Suisse stand bereits unter Druck, als Einleger und andere Geldgeber das Vertrauen verloren, was im vierten Quartal 2002 zu erheblichen Kundenabzügen führte, und die Finanzierungskosten stiegen durch die ausufernden CDS-Spreads. Diese Ankündigung nun wird kaum dazu beitragen, das Vertrauen wiederherzustellen, so Scholtz.

Allerdings schenken die meisten Analysten den Cash Flow Statements von Banken wenig Beachtung. Cash ist der Rohstoff für eine Bank, was bedeutet, dass die Cashflow-Rechnungen nicht immer die tatsächlichen operativen Cashflows einer Bank widerspiegeln. Die nun aufgedeckten falschen Angaben beschränken sich zudem auf frühere Perioden. "Dies bestätigt einmal mehr, dass das Risikomanagement und die internen Kontrollen der Credit Suisse in der Vergangenheit mangelhaft waren", so Scholtz. 

Die Schweizer Großbank musste ihren Jahresbericht letzte Woche verschieben, weil die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC in letzter Minute Fragen zu einigen früheren Cashflow-Rechnungen stellte, die die Bank in ihrem Jahresbericht 2021 für 2019 und 2020 revidiert hatte.

Trotz der festgestellten Schwächen bekräftigt die Gruppe aber die Finanzergebnisse für das Geschäftsjahr 2022, wie sie am 9. Februar 2023 bereits veröffentlicht wurden, sowie die zuvor veröffentlichten Finanzergebnisse für die Geschäftsjahre 2021 und 2020, so die awp.

PricewaterhouseCoopers, Wirtschaftsprüfer der Bank, gab im Jahr 2022 eine negative Stellungnahme zur Wirksamkeit der internen Kontrollen für die Finanzberichterstattung ab. PWC stellte fest, dass das Kontrollsystem der Bank für die Erstellung der konsolidierten Finanzausweise Mängel aufwies - einschließlich unwirksamer Kontrollen der Klassifizierung und Darstellung nicht zahlungswirksamer Posten in den konsolidierten Kapitalflussrechnungen, berichtet das Wall Street Journal.

Das CS-Management arbeite daran, die festgestellten Schwächen zu beseitigen. Das beinhalte eine Stärkung des Risiko- und Kontrollrahmens. Die Anpassungen benötigten signifikante Ressourcen, schreibt die CS weiter. Es sei zudem nicht sicher, ob die ergriffenen Maßnahmen die Schwächen tatsächlich beseitigen würden.

Die Geschäftsleitung verzichtet angesichts der desolaten Ergebnisse des vergangenen Jahres auf eine variable Vergütung, wie zuvor angekündigt, heißt es weiter. 

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.