Hand aufs Herz: Kannten Sie vor zwei Wochen schon die Silicon Valley Bank (SVB)? Womöglich nicht, aber nun reihen sich die drei Buchstaben ein in die Chroniken von Bankenkrisen.
Auch wenn es an den Kapitalmärkten drunter und drüber geht und Bankentitel überall unter Druck stehen - ein neuer Lehman-Moment dürfte dies nicht werden. ""Wir sind der Meinung, dass Anleger den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank mit Sitz in den USA nicht als Indikator für die Gesundheit der Bilanzen von europäischen Banken ansehen sollten, betont unser Bankenanalyst Johann Scholtz.
"Ich glaube, die Anleger tragen noch immer einige der psychologischen Narben von 2008, vom Zusammenbruch von Lehman. Ich denke, das ist jetzt etwas anders. Was wir hier sehen, ist, dass das zugrunde liegende Problem nicht die Qualität der Vermögenswerte ist. Denn die haben eine solide Qualität", so Scholtz in diesem Video (englischsprachig), und fährt fort: "Ich glaube, die Sorge ist, dass sich das Problem über die SVB hinaus ausbreitet."
Denn Banken sind nach wie vor stark vom Vertrauen ihrer Geldgeber abhängig. Und wenn dieses Vertrauen schwindet, entsteht das, was man als systemisches Risiko und systemische Ansteckung bezeichnet. "Ich denke jedoch, dass die einzige reale Auswirkung für die europäischen Banken möglicherweise darin besteht, dass sie für ihre Finanzierung mehr bezahlen müssen. Ihre Finanzierungskosten könnten sich also durchaus erhöhen."
Deutsche Fonds: Nur geringe Beteiligungen
Als an der Nasdaq notiertes Unternehmen ist die SVB mit dem Ticker SIVB in den USA viel größer als in Europa und speziell Deutschland. Der Fonds mit dem größten Holding hierzulande ist der Allianz Adiverba, der Stand 31. Januar rund 1,95% SVB-Titel in seinem Portfolio hatte. Hier ist eine Übersicht über die zehn in Deutschland domizilierten Fonds mit dem höchsten Anteil. Gelistet sind nur Fonds, für die per Ende 2022 oder aktueller Daten zur Verfügung standen.
Quelle: Morningstar Direct
Ähnlich dürfte es in anderen europäischen Ländern aussehen. Laut Morningstar Direct sind weltweit mehr als 3.000 Fonds mit mehr als 0,01% in SVB engagiert, berichtet mein Kollege James Gard. Hier hat er eine Übersicht fürs Vereinigte Königreich zusammengestellt. Größer ist da schon der Einfluss auf US-Fonds, den meine Kollegen hier zusammengefasst haben. Dort hielten einige aktive Fonds größere Anteile an der Bank, wenngleich kein Fonds mehr als 5% SVB-Titel im Portfolio hatte.
Doch müssen einige Fonds möglicherweise größere - wenn nicht sogar totale - Verluste bei der auf Technologieunternehmen ausgerichteten Bank verbuchen, nachdem diese am Freitag unter staatliche Kontrolle gestellt und der Handel mit ihren Aktien gestoppt wurde. Die SVB-Aktie war am 9. März um 60% gefallen.
Privatanleger scheinen es derweil entspannt zu nehmen, geht aus dem SERIX, der regelmäßig Stimmungsdaten für Privatanleger ermittelt, hervor. In der vergangenen Woche stieg der SERIX sowohl für den NASDAQ 100 als auch für den S&P 500 im Vergleich zur Vorwoche an – von 100 auf 101 bzw. von 97 auf 108, berichtet Spectrum Markets, die den Index herausbringen. Dies gilt auch für den DAX: Der SERIX-Durchschnitt für den deutschen Leitindex stieg bis zum 13. März von 93 auf 99 bis 101. "Dies deutet darauf hin, dass die Privatanleger bis hierher nicht besonders besorgt über die Auswirkungen des Ausfalls der SVB waren", so Michael Hall von Spectrum Markets.
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