Der zunächst schwach gestartete Dax baute seine Erholungsgewinne bis zum Nachmittag weiter auf 0,88 Prozent bei 14 898,28 Punkten aus. Die von der Politik und den Währungshütern beabsichtigte Beruhigung der Finanzmärkte durch die Not-Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse setzte sich damit mit etwas Verzögerung durch. Rückenwind kam auch von der ebenfalls erstarkten Wall Street.
Zunächst war der deutsche Leitindex angesichts der Übernahme der Schweizer Grossbank durch die heimische Konkurrentin UBS mit Abschlägen von in der Spitze mehr als zwei Prozent auf ein weiteres Tief seit Januar gefallen. Auch die 100-Tage-Linie für den mittel- bis längerfristigen Trend hatte der deutsche Leitindex dabei gerissen.
Auch der MDax der mittelgrossen Unternehmenswerte machte seine Verluste zuletzt wett, erstand 0,28 Prozent höher bei 26 522,22 Zählern. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone rückte um 1,22 Prozent auf 4114,77 Punkte vor.
Analyst Clemens Bundschuh von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) erklärte, das Bankenbeben sei noch nicht vorbei, es bleibe aber beherrschbar. Die Notenbanken nähmen die Bankenkrise ernst, wie die jüngsten Massnahmen zur Liquiditätsversorgung des Finanzsystems zeigten.
Mit milliardenschwerer Unterstützung der Schweiz und der dortigen Notenbank wurde am Wochenende die Übernahme der Schweizer Grossbank durch die heimische Konkurrentin UBS beschlossen. Zudem erhöhten sechs grosse Notenbanken, darunter die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Schlagzahl zur Versorgung des Finanzsystems mit Dollar-Liquidität.
Die Bankenaufseher der Europäischen Union bekräftigten unterdessen zu Wochenbeginn die Stabilität und Widerstandsfähigkeit der Banken in Europa - das half dem Markt im Verlauf auf die Sprünge. Die Experten der DZ Bank rechnen jedoch damit, dass angesichts der Unsicherheit über die Lage kleinerer Regionalbanken in den USA die Nervosität aber weiter hoch bleiben dürfte.
Nun wird mit besonderer Spannung die Leitzinsentscheidung der US-Notenbank an diesem Mittwoch erwartet. Fed-Chef Jerome Powell hatte kürzlich noch im Kampf gegen die hohe Inflation eine grössere Straffung signalisiert, doch inzwischen geht der Markt von einem eher kleinen Schritt aus. "Die Fed könnte durch die jüngsten Ereignisse gezwungen sein, bald schon wieder die Geldschleusen weit zu öffnen, um die Banken des Landes zu retten", schrieb Konstantin Oldenburger von CMC Markets.
Bank-Aktien konnten zu Wochenbeginn im Handelsverlauf europaweit den grössten Teil ihrer Tagesverluste zwar abschütteln; dennoch belasteten hie und da noch Sorgen um ein mögliches Engagement der Institute in bestimmten milliardenschweren Anleihen der Credit Suisse, bei denen ein Totalausfall absehbar ist. Der Aktienkurs der Schweizer fiel dagegen weiter ins Bodenlose.
Aktien der Deutschen Bank notierten zuletzt noch ein halbes Prozent tiefer. Ein Sprecher erklärte, das grösste deutsche Geldinstitut sei in diesen eigenkapitalähnlichen sogenannten AT1-Bonds "nahezu null" engagiert. Die Commerzbank ist es eigenen Angaben zufolge gar nicht, hier betrug das Minus zuletzt noch rund 0,8 Prozent. Die anfangs ebenfalls noch in Mitleidenschaft gezogenen Anteile am Versicherer Allianz legten zuletzt um etwa 0,5 Prozent zu.
Rheinmetall im DAX
Gefragt waren dagegen an ihrem ersten Tag im Dax die Papiere des Rüstungskonzerns Rheinmetall, die an der Index-Spitze um 5,4 Prozent zulegten. Beim Branchenkollegen Hensoldt wogen die Anleger eine gestrichene Kaufempfehlung der US-Bank JPMorgan gegen den MDax-Aufstieg ab, mit einem Aufschlag von knapp einem halben Prozent schlugen sich die Papiere immerhin besser als der Gesamtmarkt. Analyst David Perry begründete sein gekürztes Votum mit der mittlerweile anspruchsvollen Bewertung.
In den hinteren Börsenreihen belastete die Ankündigung einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung seines Umbaus die Papiere des Batteriekonzerns Varta schwer - im Index der kleineren Unternehmenswerte SDax lagen sie mit minus elf Prozent abgeschlagen auf dem letzten Platz. Varta hofft mit der Ausgabe von rund vier Millionen Aktien auf einen Erlös von 50 Millionen Euro.
Der Übernahme der Credit Suisse setzte auch den Euro kurzzeitig unter Druck, zuletzt wurde die Gemeinschaftswährung wieder höher bei 1,0722 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag noch deutlich tiefer auf 1,0623 Dollar festgesetzt.
Am Rentenmarkt sackte die Umlaufrendite von 2,26 Prozent am Freitag auf 2,02 Prozent. Der Rentenindex Rex schnellte um 1,34 Prozent auf 127,37 Punkte hoch. Der Bund-Future legte um 0,04 Prozent auf 138,04 Punkte zu.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.