So soll die Daimler-Truck-Tochter Mitsubishi Fuso Truck and Bus mit der Toyota-Tochter Hino in einer Holdinggesellschaft fusionieren, wie die Schwaben und die Japaner am Dienstag überraschend mitteilten. Die Gesellschaft soll an der Börse in Tokio notiert werden, ein erheblicher Anteil soll auch an externe Investoren gehen, während Daimler Truck und Toyota gleich hohe Anteile halten wollen. Finanzielle Details nannte der Dax-Konzern noch nicht, es handelt sich bisher um eine Absichtserklärung.
Die Daimler-Truck-Aktie gewann am Vormittag 1,7 Prozent. Seit dem November bewegt sich das Papier weitgehend in einer geringen Bandbreite um die Marke von 30 Euro. Der Kurs hat sich damit von den Tiefs rund um den Ausbruch des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bei nahezu 20 Euro im Februar des vergangenen Jahres spürbar erholt - hat aber das Rekordhoch aus dem Januar 2022 von fast 36 Euro noch nicht wieder im Visier.
Das gemeinsame Vorhaben in Asien soll den Umbau der Nutzfahrzeuggeschäfte unterstützen und die gemeinsame Nutzung von Technologien forcieren. Hino soll Zugang zur Technik für schwere Nutzfahrzeuge von Daimler Truck bekommen. Mit Unterstützung starker Aktionäre sollen die Firmen voraussichtlich auch Zugang zu frischem Geld erhalten und ihre Fähigkeiten bündeln. Von Toyota hiess es, die Firmen würden auch bei der Entwicklung von Wasserstoffantrieben und weiteren Zukunftstechnologien zusammenarbeiten.
Daimler Truck geht davon aus, dass das Geschäft im eigenen Konzern nicht mehr voll in der Bilanz konsolidiert wird. Im ersten Quartal 2024 sollen die Verträge unterzeichnet werden, mit einem Abschluss rechnet das Management dann bis Ende kommenden Jahres. "Das geplante neue Unternehmen wird ein wesentlicher Akteur in Südostasien und ein wichtiger Partner in der Daimler Truck Familie sein", sagte Daimler-Truck-Chef Martin Daum. Die Ankündigung sei ein entscheidender Schritt, die Zukunft wirtschaftlich zu gestalten, fügte er hinzu.
"Diese Zusammenarbeit zwischen unseren vier Unternehmen ist eine Partnerschaft zur Gestaltung der Zukunft der Nutzfahrzeuge in Japan und der Zukunft der Mobilitätsgesellschaft", sagte Toyota-Vorstandschef Koji Sato laut Mitteilung, der zudem auf das Ziel einer CO2-Neutralität verwies.
Daimler Truck bekam in Asien zuletzt weiter grosse Konkurrenz zu spüren. Im vergangenen Jahr sackte der bereinigte operative Gewinn in der Sparte um 60 Prozent ab, obwohl Absatz und Umsatz zulegten. 2022 setze Daimler Truck in der Asiensparte 156 000 Fahrzeuge ab, während es in Nordamerika 187 000 waren und bei der in Europa und Lateinamerika starken Lkw-Marke Mercedes-Benz 166 000 Fahrzeuge. Auch für dieses Jahr ist den Planungen zufolge nicht mit einer starken Verbesserung bei der Profitabilität zu rechnen. Das Lkw-Geschäft in Nordamerika und Europa ist für die Schwaben weitaus lukrativer.
Auch Hino hat Probleme. Die Japaner mussten vergangenes Jahr die Lieferung kleiner Lastwagen aussetzen, weil Mitarbeiter die Messung von Emissionswerten manipuliert hatten. Der damalige Toyota-Chef Akio Toyoda rügte die Lkw-Tochter öffentlich scharf, der weltgrösste Automobilkonzern schmiss Hino gar aus einem Joint Venture von japanischen Konzernen zur Entwicklung von Zukunftstechnologien (CJPT) heraus.
Die Risiken aus dem Fehlverhalten Hinos bei Motorenzertifizierungen sollen in Form von Rückstellungen im Beteiligungsverhältnis der Konzerne berücksichtigt werden, wie es von Daimler Truck hiess. Zudem sollen bestimmte Freistellungsmechanismen zugunsten der Fuso-Aktionäre vereinbart werden. Ausserdem müssen auch die Kartellbehörden dem Vorhaben noch zustimmen.
Die geplante Fusion in Japan könnte auch Auswirkungen auf den deutschen Daimler-Truck-Rivalen Traton aus dem Volkswagen-Konzern haben. Die Münchener betreiben zusammen mit Hino seit 2020 ein Gemeinschaftsunternehmen für die Entwicklung von Elektroantrieben, ausserdem arbeiten sie im Einkauf zusammen. Hino und Toyota machten keine Angaben dazu, wie es mit dieser Kooperation nun weitergehen soll.
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