Inflationsrate im Mai deutlich auf 6,1 Prozent gesunken

Aufatmen für Verbraucherinnen und Verbraucher: Die Teuerung in Deutschland hat sich im Mai deutlich abgeschwächt, die Inflationsrate erreichte mit 6,1 Prozent den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr. 

awp international 31.05.2023
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InflationVolkswirte werteten die vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes vom Mittwoch als gutes Signal, warnten allerdings davor, zu früh Entwarnung zu geben.

"Wer jetzt wegen des Rückgangs der Inflation schon die Rückkehr zur Preisstabilität erwartet, könnte sich zu früh freuen", kommentierte Friedrich Heinemann vom ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Die durch steigende Lohnkosten getriebene Inflation bei vielen Dienstleistungen komme jetzt erst richtig in Gang. "In den Sommermonaten werden Verbraucherinnen und Verbraucher dies bei den Preisen für Tourismus-Dienstleistungen stark spüren", prognostizierte Heinemann.

Immerhin: Im Mai verlor der allgemeine Preisauftrieb auf Verbraucherebene auf hohem Niveau im dritten Monat in Folge an Tempo. Sowohl die Preise für Nahrungsmittel als auch für Energie stiegen den Berechnungen des Bundesamtes zufolge weitaus weniger stark als noch im April des laufenden Jahres.

"Die Richtung stimmt, aber der Weg zum Ziel ist noch weit", ordnete KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib ein. "Die empfindlichen Kaufkraftverluste der Verbraucher waren der massgebliche Grund dafür, dass Deutschland im Winter in die Rezession gerutscht ist. Der deutliche Rückgang der deutschen Inflationsrate bringt nun immerhin etwas Erleichterung."

Im März des laufenden Jahres hatte die Inflationsrate mit 7,4 Prozent erstmals seit August 2022 wieder die 8-Prozent-Marke unterschritten. Für April hatten die Wiesbadener Statistiker eine Teuerungsrate von 7,2 Prozent errechnet. Niedriger als im Mai war die jährliche Inflationsrate in Deutschland zuletzt im März 2022 mit damals 5,9 Prozent. Von April auf Mai des laufenden Jahres sanken die Verbraucherpreise nach Berechnungen des Bundesamtes um 0,1 Prozent.

Seit Monaten belastet die hohe Teuerung Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie zehrt an ihrer Kaufkraft, die Menschen können sich für einen Euro weniger leisten. In Umfragen sagen viele Menschen, dass sie mit ihrem Geld kaum noch über die Runden kommen.

Auch im Mai waren Nahrungsmittel und Energie hierzulande teils deutlich teurer als ein Jahr zuvor. Nahrungsmittel verteuerten sich den vorläufigen Berechnungen der Statistiker zufolge binnen Jahresfrist um 14,9 Prozent. Im April hatten die Nahrungsmittelpreise hierzulande allerdings noch um 17,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats gelegen, im März waren es sogar 22,3 Prozent.

Das Münchner Ifo-Institut schloss auf Basis seiner jüngsten Umfrage zu den Preisplänen der Unternehmen, dass die Preiserhöhungen in Deutschland in den kommenden Monaten "voraussichtlich langsam abflauen" werden. Im Handel und in der Industrie zeichneten sich teilweise sogar deutliche Preissenkungen ab. "Bis das bis zum Verbraucher durchschlägt, wird aber noch einige Zeit vergehen", relativierte Ifo-Forscher Timo Wollmershäuser. Die Inflationsrate für die Verbraucher werde daher "nur ganz langsam sinken".

Im Mai schwächte sich der Preisauftrieb bei Energie deutlich ab: Die Energiepreise in Deutschland lagen um 2,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im April waren es noch 6,8 Prozent. Die Bundesregierung bemüht sich in diesem Bereich um Entlastung: Die rückwirkend zum 1. Januar geltenden Preisbremsen sollen Erdgas, Strom und Fernwärme erschwinglicher machen.

Auch die Einführung des Deutschlandtickets zum 1. Mai zeigt Wirkung, wie Inflationsmeldungen aus den Bundesländern belegen: So mussten viele Menschen für das Pendeln zur Arbeit und andere Fahrten mit Bus oder Bahn weniger Geld ausgeben.

Mit höheren Zinsen versucht zudem die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation zu dämpfen. Höhere Zinsen verteuern Kredite, was die Nachfrage bremsen kann. Die Notenbank strebt mittelfristig für den Euroraum stabile Preise bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an.

Nach sieben Zinsanhebungen in Folge beträgt der Leitzins im Währungsraum der 20 Länder mittlerweile 3,75 Prozent. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte nach der jüngsten Erhöhung Anfang Mai klargestellt, dass die EZB damit noch nicht am Ende ist: "Wir wissen, dass wir noch Boden gutzumachen haben." Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sagte jüngst, aus seiner Sicht seien "noch mehrere Zinsschritte erforderlich", um die Inflation nachhaltig in den Griff zu bekommen.

Commerzbank -Chefvolkswirt Jörg Krämer rechnet zwar in den kommenden Monaten mit weiter sinkenden Inflationsraten in Deutschland, dennoch sei "Entwarnung nicht angebracht": "Die rasch steigenden Arbeitskosten sprechen gegen eine nachhaltige Beruhigung der Teuerung." Unter anderem steigende Löhne können dazu führen, dass Unternehmen Preise anheben, was die Inflation wieder anheizen könnte.

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