Fed lässt Zinsen unverändert, Blicke richten sich auf EZB

Während die US-Notenbank Mittwochabend wie erwartet eine Pause bei den Zinserhöhungen ankündigte, richten sich die Blicke nun auf Frankfurt. Die Europäische Zentralbank dürfte mit ihren Zinsanhebungen fortfahren. 

Antje Schiffler 15.06.2023
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EZBNach zehn Zinsanhebungen in Folge hat die Federal Reserve bekannt gegeben, den Leitzins zwischen 5 und 5,25 % zu belassen. Allerdings signalisierte Fed-Chef Jerome Powell, dass die Währungshüter die straffere Geldpolitik fortsetzen würden. Es dürften noch zwei Zinsanhebungen folgen in diesem Jahr.

Powell zögert zwar, zu sagen, ob die Behörde ihren Kampf gegen die Inflation gewinnt, aber wir sind optimistisch, sagt Preston Caldwell, U.S. Volkswirt bei Morningstar. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Zinssätze in den Jahren 2024 und 2025 deutlich niedriger ausfallen werden als von der Fed prognostiziert.“

Die US-Notenbank hatte ihren Zinsanhebungszyklus im Kampf gegen die Inflation im März 2022 begonnen und seitdem die Federal Funds Rate um 5 Prozentpunkte angezogen.
Der US- Verbraucherpreisindex für Mai zeigte einen Anstieg von 4,1 % gegenüber dem Vorjahr. Damit ist die Inflation seit ihrem Höchststand von 8,9 % Mitte 2022 bereits drastisch zurückgegangen. Powell deutete an, dass die aktuellen Zinssätze in einem Bereich liegen, der ausreichend restriktiv sein könnte, um die Inflation zu zügeln, so Caldwell.

fed fund

EZB: Erwartungen liegen bei 0,25 Prozentpunkten

Um 14.15h gibt Christine Lagarde die Entscheidung des EZB-Rats bekannt. Erwartet wird eine weitere Zinsanhebung um 0,25 Prozentpunkte. „Grundsätzlich erwarten wir, dass die EZB im Juli den Höhepunkt ihrer Straffung erreicht und der EZB-Rat noch keinen Konsens darüber erzielt hat, was nach der Sommerpause geschehen soll“, so Gilles Moëc, AXA Group Chief Economist. Er erwartet zudem, dass die EZB ihre Prognose für das BIP für 2023 und 2024 nach unten korrigiert. Auch die Inflationsprognose für 2025 könnte aber niedriger ausfallen als noch im März.

Das Fixed Income Team von PGIM kommentiert die Auswirkungen der EZB-Geldpolitik auf festverzinsliche Wertpapiere: „Aus Sicht der Märkte gibt es zwei Entwicklungen, die hochverzinsliche Vermögenswerte im Euroraum bedrohen: eine weitere Straffung der Geldpolitik und eine Abschwächung der Wirtschaft im Euroraum“, kommentieren Guillermo Felices, Global Investment Strategist und Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income.

„Weniger im Fokus stehen jedoch der anhaltende Liquiditätsabzug der EZB aus dem Markt, zu dem auch die bald auslaufenden zielgerichteten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte (GLRGs) gehören, sowie die Risiken, dass die EZB ihre Pläne zur Reduzierung der Bilanzsumme (quantitative Straffung) vorzieht. Dies würde zu strengeren Liquiditätsbedingungen als erwartet führen, was einen Aufwärtsdruck auf die Zinssätze und Verkaufsdruck auf hochverzinsliche Vermögenswerte ausüben würde.“

Eine wirtschaftliche Abschwächung in Europa bedeutet, dass hochverzinsliche Vermögenswerte immer noch anfällig für die verzögerten Auswirkungen der Straffung seien.
Doch die EZB könnte dem Höchststand der Zinssätze in diesem Zyklus näher sein, als der Markt annimmt.

„Wir sind daher der Ansicht, dass hochverzinsliche Vermögenswerte im Euroraum für eine Verschärfung der monetären Bedingungen anfällig sind. Wenn die EZB nicht vorsichtig ist und die Geldpolitik so aggressiv strafft, wie es der Markt erwartet, werden hochverzinsliche Vermögenswerte mit der schwierigen Kombination aus strengeren finanziellen Bedingungen und einer schwächelnden Wirtschaft zu kämpfen haben“, so Felices und Neiss.

 

 

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.