Während der Leitindex Dax 0,71 Prozent auf 16.086,32 Punkte verlor, büßte der MDax der mittelgrossen Unternehmen 1,70 Prozent auf 26.719,78 Punkte ein. Hier belastete der Kursrutsch beim Spezialchemiekonzern Lanxess , der nach der gestrigen Gewinnwarnung von Sartorius für den nächsten Stimmungsdämpfer sorgte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,37 Prozent auf 4346,21 Punkte.
Dem Dax fehlen nach den jüngsten Rekorden die Impulse für weitere Kursgewinne. Die US-Börsen werden nach einem verlängerten Wochenende etwas schwächer erwartet, und auch von Asiens Börsen kam kein Rückenwind. Sorgen bereitet Marktteilnehmern die schleppende Erholung der chinesischen Wirtschaft. Vor allem die Anleger in Hongkong reagierten enttäuscht, obwohl die großen chinesischen Banken mit einer Senkung ihrer Kreditzinsen den Leitzinssenkungen der heimischen Notenbank gefolgt waren. Dies war bereits erwartet worden und "die Anleger hatten sich mehr erhofft", schrieb Analyst Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg.
Nach dem Dax-Höhenflug in der vergangenen Woche sei die Atempause zum Wochenauftakt notwendig und gesund gewesen, konstatierte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. "Jetzt muss sich aber zeigen, wohin die Reise für den Dax geht. Solange die 16 vorne steht, dürfte die Stimmung auf dem Parkett gut bleiben. Bislang denken nur wenige an Gewinnmitnahmen." Verhalten positiv äusserten sich auch die Autoren des Helaba-Tagesausblicks. Trotz des Rücksetzers zu Wochenbeginn sei das charttechnische Bild für den Dax weiter freundlich, heißt es dort.
Lanxess senkte nach einem schwächer als erwartet laufenden zweiten Quartal sein Jahresziel für das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda). Die Aktien sackten daraufhin am MDax-Ende um fast 17 Prozent auf den tiefsten Stand seit Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 ab. Auch die Papiere von Branchenkollegen wurden etwas in Mitleidenschaft gezogen: Die Indexnachbarn Wacker Chemie und Evonik verloren 4,7 und 4,1 Prozent, und im Dax ging es für Covestro und BASF um 7,0 beziehungsweise 3,2 Prozent nach unten.
Die Lanxess-Meldung reihe sich ein in die jüngsten Warnungen im Sektor etwa von Croda sowie Victrex und sei daher nicht mehr allzu überraschend, sagte ein Händler. Dennoch sei das zweite Quartal schon sehr enttäuschend. Die Stimmung im Sektor dürfte kurzfristig weiter sinken. Analysten zufolge bedeutet das gesenkte Ergebnisziel bei Lanxess nun einen Korrekturbedarf von rund 30 Prozent für den Marktkonsens.
Das Ende des Bieterstreits um die Software AG liess deren Aktien um 1,7 Prozent auf 31,70 Euro sinken. Das Portfoliounternehmen Rocket Software des Finanzinvestors Bain Capital will seine Anteile von rund zehn Prozent an dem Softwarekonzern an den Technologieinvestor Silver Lake veräußern. Man habe dazu eine Vereinbarung über den Verkauf und die Übertragung der Beteiligung an Silver Lakes Übernahmevehikel Mosel Bidco für 32 Euro je Aktie geschlossen, hiess es.
Im Nebenwerte-Index SDax verloren die schon zuletzt schwachen Aktien des Linux-Spezialisten Suse 2,4 Prozent. Bei den Nürnbergern tritt Finanzvorstand Andy Myers zum Monatsende zurück. Die Personalie komme angesichts der häufig verpassten Unternehmensziele nicht ganz überraschend, kommentierte Jefferies-Analyst Charles Brennan. Mit dem Abschied zuvor von Ex-Chefin Melissa Di Donato und nun Myers seien beide Protagonisten des Börsengangs im Jahr 2021 von Bord. Das mache den Weg frei für eine Überarbeitung der erfolglosen Unternehmensstrategie.
Zu den wenigen Gewinnern zählten derweil Aktien aus den defensiven Branchen Energie und Gesundheit, die üblicherweise in einem schwachen Marktumfeld gefragt sind: So besetzten Eon und RWE mit Kursaufschlägen von 1,1 und 1,2 Prozent die vorderen Dax-Plätze
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