Der Dax kletterte zuletzt um 0,29 Prozent auf 15 573,14 Punkte, nachdem er in der Frühe noch auf ein Tief seit Ende März gefallen war. Nach einer bisher schwach verlaufenen Woche und dem besonders kräftigen Kurssturz am Vortag herrscht weiterhin allgemein Vorsicht vor den später anstehenden wichtigen US-Arbeitsmarktdaten. Auf Wochensicht hat der deutsche Leitindex bislang mehr als dreieinhalb Prozent eingebüsst.
"Die Stimmung liegt am Boden", kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners. Der Dax hat vier verlustreiche Handelstage hinter sich und das Chartbild hatte sich mit dem Fall unter die 100-Tage-Linie für den mittel- bis längerfristigen Trend tags zuvor deutlich eingetrübt. Dabei werde aus technischer Sicht der Abwärtsdruck durch das dünne Handelsvolumen im Sommer noch verstärkt, hiess es aus dem Markt.
Für Börsenbeobachter Andreas Lipkow ist es dagegen noch zu früh, um nach dem in der vergangenen Woche noch starken Lauf über einen grundsätzlichen Stimmungsumschwung am Markt zu spekulieren. "Der heutige Handelstag wird darüber Auskunft geben, ob die Investoren das niedrigere Kursniveau im Dax 40 für Aufstockungen nutzen oder die Reissleine ziehen werden."
Auch der MDax der mittelgrossen Unternehmen konnte sich vom jüngsten Kursrutsch etwas stabilisieren und rückte zuletzt um 0,42 Prozent auf 26 820,97 Punkte vor. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 trat mit 0,05 Prozent nahezu auf der Stelle bei 4225,17 Zählern.
Die Börsianer warten im Handelsverlauf auf die offiziellen Zahlen zur Beschäftigungslage in den Vereinigten Staaten. Am Vortag hatten überraschend starke Arbeitsmarktdaten aus dem Privatsektor in den USA die Marktteilnehmer kalt erwischt und die Zinsangst abermals befeuert. Inzwischen befürchten viele Beobachter, dass auch die neuen Daten in dieselbe Richtung gehen. Ein starker Arbeitsmarkt würde länger und höher steigende Zinsen noch wahrscheinlicher machen - was wiederum als potenzielles Gift für Aktieninvestments und Unternehmensgewinne gilt.
Für die US-Notenbank Fed ist die seit Monaten solide Beschäftigungslage und die anziehenden Löhne in den USA jedoch ein Problem, da sie die von ihr bekämpfte hohe Inflation weiter anheizen. Die Währungshüter haben bereits signalisiert, dass sie nach der Pause im Juni die Zinsen in diesem Jahr noch weiter anheben wollen. Entsprechende Signale sendet auch die Europäische Zentralbank (EZB).
Banken würden von steigenden Zinsen dagegen profitieren. Entsprechend fanden sich im Dax die Papiere von Deutsche Bank und Commerzbank mit Aufschlägen von jeweils rund zwei Prozent unter den grössten Gewinnern wieder. Auch Chemiewerte zeigten sich überdurchschnittlich stark, mit BASF an der Index-Spitze und plus 3,4 Prozent, Covestro verteuerten sich um eineinhalb Prozent.
Am Dax-Ende belasteten erneut Gewinnmitnahmen die Papiere des Baustoffkonzerns Heidelberg Materials mit mehr als zwei Prozent. Analysten hatten sich tags zuvor besorgt über die Schwäche der Bauwirtschaft gezeigt. Im Sog der schwachen Zahlen des Elektronikkonzerns Samsung ging es für Halbleiterwerte abwärts. Infineon fielen zeitweise auf ein Tief seit Anfang Juni, erholten sich zuletzt aber mit plus 0,3 Prozent. In den hinteren Reihen erwischte es Elmos Semiconductor dagegen deutlich mit fast vier Prozent Abschlag.
Aktien des Industriekonzerns Thyssenkrupp notierten knapp drei Prozent höher. Der Konzern hatte am Morgen seine Wasserstoff-Tochter Nucera erfolgreich an die Börse gebracht. Der Kurs des Dortmunder Unternehmens notierte zuletzt mit 21,80 um 9 Prozent über dem Ausgabepreis von 20 Euro.
Daneben bewegten noch Analystenstimmen. Papiere von SMA Solar verloren nach einem gestrichenen positiven Votum durch Exane BNP Paribas am MDax-Ende mehr als 4 Prozent. Analyst Sebastian Growe rät zu einer Verschnaufpause. Nach zwei Zielerhöhungen für das Gesamtjahr dürfte sich die Nachfrage im zweiten Quartal abgekühlt haben, so der Experte. Anteile am Telekommunikationskonzern United Internet rutschten nach einer Abstufung durch die HSBC auf ein weiteres Tief seit 2011, sie dämmten danach ihre Verluste auf 2,4 Prozent ein.
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