Die Stempelsteuer auf Aktiengeschäfte werde gesenkt, teilte das chinesische Finanzministerium in der Nacht zum Montag mit. Weiterhin kündigten die Börsenaufseher des Landes an, Aktienverkäufe von Großaktionären ebenso zu beschränken wie die Refinanzierungsmöglichkeiten unter anderem für unprofitable Unternehmen. Und bei Börsengängen will Peking auch auf die Bremse zu treten - hier wurden allerdings keine konkreten Vorhaben genannt. Bei Investoren kam das Maßnahmenpaket gut an.
Die chinesische Konjunktur hat aktuell große Mühe, nach der Corona-Pandemie wieder zu alter Wachstumsstärke zurückzufinden. Außerdem ringt die Volksrepublik mit einer schweren Krise des Immobiliensektors, die die gesamte Wirtschaft noch zusätzlich in Mitleidenschaft zu ziehen droht. Erst am Freitag hatte die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, die chinesische Regierung wolle sich mit gelockerten Kreditbedingungen gegen die Immobilienkrise stemmen.
Analysten zufolge dürften die erhobenen Massnahmen an der Börse das Vertrauen in die politische Kraft stärken. Allerdings stelle sich auch die Frage, wie lange die Erholung anhalten könne, solange keine konkreten Schritte zur Wiederbelebung der Realwirtschaft unternommen würden.
Am Montag stieg der CSI 300 unter dem Eindruck der in der Nacht verkündeten Maßnahmen zeitweise um mehr als 5 Prozent. Der Index bildet die Aktienkurse der größten Unternehmen an den Börsen in Shanghai und Shenzen ab. Zuletzt notierte er noch gut zwei Prozent im Plus. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong stieg um 1,7 Prozent. Der Yuan legte leicht zu, Staatsanleihen hingegen fielen.
Die beschlossene Steuersenkung bezieht sich auf die sogenannte Stempelsteuer ("stamp duty"), welche in China auf gehandelte Aktien erhoben wird. Ihre Höhe lag seit 2008 bei 0,1 Prozent des Handelswerts und wurde nun auf 0,05 Prozent halbiert. Die Reduktion kommt zunächst einmal Brokern zugute, aber auch bestimmten Hedgefonds, die auf einen schnellen Umschlag von Positionen setzen. Medienberichte in den vergangenen Wochen hatten bereits angedeutet, dass die Behörden diese Steuer senken könnten.
Die von der chinesischen Wertpapieraufsicht angekündigte Beschränkung für Aktienverkäufe von Hauptaktionären gilt unter bestimmten Bedingungen: Falls das Unternehmen in den vergangenen Jahren wenig Dividenden oder gar keine ausgeschüttet hat oder der Aktienwert unter das Niveau des Börsengangs oder unter den Buchwert gefallen ist.
Auch bei der Refinanzierung von Unternehmen greifen diese Schwellenwerte oder falls ein Unternehmen anhaltend Verluste schreibt. Immobilienkonzerne sind angesichts der Krise von dieser Refinanzierungsregel allerdings ausgenommen. Dies sorgte bei den meisten Branchenwerten an der Börse für Erleichterung.
Die Aktien des notleidenden Immobilienkonzerns Evergrande fielen hingegen bei Wiederaufnahme ihres Handels in Hongkong um 87 Prozent. Das Unternehmen musste seine geplante Gläubigerversammlung wenige Stunden vor deren Beginn auf Ende September verschieben. Den Gläubigern solle die Möglichkeit geben werden, die Bedingungen der geplanten Umschuldung zu prüfen, zu verstehen und zu bewerten, hiess es in einer Mitteilung.
Anleger hatten allerdings offenbar auf den Abschluss der langwierigen Umstrukturierung gehofft. Zuvor war der Handel mit Evergrande-Papieren 17 Monate lang ausgesetzt, nachdem der Konzern vor knapp zwei Jahren mit Zahlungsausfällen ein Beben am chinesischen Immobilienmarkt ausgelöst hatte
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