Sunniva Kolostyak: Willkommen bei Morningstar. Es wird allgemein angenommen, dass aktive Manager in Schwellenländern erfolgreicher sind als passive, da die Möglichkeiten vielfältiger sind und weniger Analysten-Coverage verfügbar ist. Aber ist das wirklich so? Im Studio sitzt heute Monika Calay, Leiterin des Analystenteams zu passiven Strategien hier in London.
Monika, was sagen uns die Daten dazu? Wie hoch ist die Erfolgsquote aktiver Fondsmanager wirklich?
Monika Calay: Gute Frage! Wenn wir uns die Daten ansehen, stellen wir fest, dass nur etwa 20% der aktiven Manager in der Kategorie Schwellenländer-Aktien ihre passiven Mitbewerber übertreffen. Das zeigt, dass die Suche nach einem kompetenten Manager in dieser Anlageklasse nicht so einfach ist, wie es scheint. Und um diese Schwierigkeit noch deutlicher hervorzuheben: Wenn wir uns die Zahl der aktiven Fonds ansehen, die in den letzten 10 Jahren geschlossen oder fusioniert wurden, ist diese ebenfalls hoch-- etwa 40%.
Daher ist es ein weit verbreitetes Missverständnis, dass die Ineffizienzen in Schwellenmärkten es einfacher machen, gute aktive Manager zu identifizieren. Anleger, die hier investieren möchten, müssen genau hinsehen.
Kolostyak: Wie sieht also die passive Landschaft aus? Welche Vorteile und Herausforderungen siehst Du hier?
Calay: Beginnen wir mit der Marktkapitalisierung. Nehmen wir als Beispiele die FTSE Emerging- oder MSCI Emerging Markets-Indizes, zwei weithin bekannte Flaggschiffe dieses Segments. Obwohl wir den Strategien insgesamt positiv gegenüber stehen, haben wir Bedenken hinsichtlich der Indizes: Allen voran ist es die Länderkonzentration. Beispielsweise machen China, Taiwan und Indien etwa 60% des gesamten Portfoliogewichts in diesen Indizes aus. Nun könnte man sagen, dass aktive Manager auch große Allokationen in einzelnen Ländern haben. Aber zumindest theoretisch liegt das daran, dass sie hoffentlich Grundlagenforschung betreiben, die diese Gewichtungen untermauert. Wir sind auch besorgt über politische Risiken. Ein Beispiel hierfür war März letzten Jahres, als Russland praktisch aus diesen Indizes gestrichen wurde und Vermögensverwalter diese Positionen daher auf Null abschreiben mussten.
Es gibt also offensichtliche Bedenken, dennoch sehen wir auch einige Aspekte dieser Strategien, die wir attraktiv finden, zum Beispiel die breite Diversifizierung. Sie sind repräsentativ für das Chancenspektrum. Und auch die geringeren Kosten sehen wir als Plus. Um ein Beispiel dafür zu geben, wie das für diese spezielle Kategorie aussieht: Passive verlangen in der Regel zwischen 18 Basispunkte und 55 Basispunkte, aber die durchschnittliche Managementgebühr für diese Kategorie beträgt 1,3 %.
Kolostyak: Eine andere Sache, über die ich sprechen möchte, ist ESG. Du hast bereits das Länderrisiko und das Regimerisiko erwähnt. Es gibt viele Anleger, insbesondere jüngere Menschen, die ihre persönlichen Ansichten und Überzeugungen mit ihren Investitionen in Einklang bringen möchten. Wir sehen immer mehr Zuflüsse in nachhaltige Fonds. Welche Möglichkeiten bieten sich den Anlegern in diesen Bereichen?
Calay: Tolle Frage! ESG erfordert oft einen Balanceakt zwischen der Einhaltung von ESG-Grundsätzen und der Wahrung der Diversifizierung. Wir bewerten in unserem Ratingsystem Fonds, die ESG-Indizes abbilden und nicht von der Marktkapitalisierung abweichen, auf die gleiche Weise wie wir nach Marktkapitalisierung gewichtete Benchmarks bewerten-- denn sie unterscheiden sich im Wesentlichen nicht sehr stark. Ich spreche hier von ESG-geprüften Methoden wie der MSCI ESG Screened-Methodik. Um Dir etwas mehr Kontext zu dieser Methodik zu geben: Sie wendet einen "Light Screen" an und schließt Unternehmen aus, die in den sogenannten Lastersektoren angesiedelt sind, zum Beispiel Atomwaffen, zivile Schusswaffen, Tabak und Öl.
Wenn ein Investor jedoch höhere ESG-Ansprüche hat, reicht dieser Ansatz möglicherweise nicht aus. Eventuell sucht der Investor nach etwas mit einer stärkeren ESG-Ausrichtung. Hier kommen dann Methoden wie MSCI ESG Leaders oder die SRI-Suite zum Zug. Die einzige Einschränkung bei diesen Strategien besteht darin, dass sie einen sehr erheblichen Teil des Marktes ausschließen. Daher wird das Portfolio, wie ich bereits erwähnt habe, von der Marktkapitalisierung abweichen.
So könnten diese Portfolios dann in der Praxis aussehen: China beispielsweise ist deutlich untergewichtet, tendenziell bei 20%, was einer Untergewichtung von 10% gegenüber dem MSCI Emerging Markets Index entspricht. Wenn Anleger in dieser Kategorie einsteigen möchten, müssen sie also wirklich eine fundierte Entscheidung darüber treffen, mit welcher Abweichung von der Marktkapitalisierung sie zufrieden sind, und wie sehr sie ihre Portfolioauswahl an ihren Werten ausrichten möchten.
Kolostyak: Monika, vielen Dank. Ich bin Sunniva Kolostyak von Morningstar.
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