Covestro nimmt Gespräche über mögliche Übernahme durch Adnoc auf

Der Dax-Konzern nimmt Gespräche mit dem Ölkonzern aus Abu Dhabi auf. Die Covestro-Aktie zieht an. 

awp international 11.09.2023
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CovestroDer Chemiekonzern Covestro will nach wochenlangen Spekulationen über ein Interesse von Abu Dhabi National Oil (Adnoc) nun mit dem Ölkonzern reden. Der Covestro-Vorstand beschloss im Hinblick auf das von Adnoc bekundete Interesse ergebnisoffene Gespräche aufzunehmen, wie der Dax-Konzern noch am Freitagabend mitgeteilt hatte. Damit können beide Unternehmen nun über Details einer möglichen Akquisition diskutieren. Zuletzt war in Medien die Rede davon, dass die Araber informell 60 Euro je Aktie in Aussicht gestellt hätten, womit Covestro mit 11,6 Milliarden Euro bewertet würde.

Wie hoch ein Angebot ausfallen müsste, um auf Zustimmung von Covestro zu treffen, bleibt aber erst einmal offen. "Ob, in welcher Form und gegebenenfalls zu welchen Konditionen eine Vereinbarung zwischen den Gesprächspartnern zustande kommt, ist offen", betonten die Leverkusener.

Die Covestro-Aktien stiegen am Montagvormittag mit 53,56 Euro auf ein Hoch seit Februar 2022. Zuletzt führten sie den Dax mit einem Plus von noch 3,69 Prozent auf 53,40 Euro an. Damit bauten sie ihre Freitagsgewinne von knapp acht Prozent aus. Bereits am Freitagnachmittag hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass Covestro sich noch in der alten Woche offen für Gespräche zeigen dürfte. Der Aktienkurs war daraufhin hochgeschnellt.

Spekulationen über ein Interesse von Adnoc gibt es schon seit Mitte Juni, damals hatten die Aktien noch um etwa 40 Euro gekostet. Das Management um Covestro-Chef Markus Steilemann hatte seither aber jeglichen konkreten Kommentar zu dem Thema umschifft und immer wieder gesagt, Spekulationen würden nicht kommentiert. Beide Seiten haben dem Vernehmen nach bisher auch nicht direkt miteinander gesprochen, sondern lediglich informell über Investmentbanken und Anwälte kommuniziert.

Aktie dreht erst nach Adnoc-Gerüchten ins Plus 


Grund für den Kursverfall bis zum Aufkommen der Adnoc-Gerüchte waren erst die weltweiten Lieferengpässe und Produktionsprobleme in der Corona-Pandemie und zuletzt die träge Weltwirtschaft. Der Kunststoffkonzern bekam eine Schwäche der Bauwirtschaft sowie die Zurückhaltung vieler Verbraucher beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Möbeln zu spüren. Schwächeln diese Bereiche, lahmt auch die Nachfrage nach den Hart- und Weichschaum-Vorprodukten des Unternehmens, die zu Dämmmaterial, Polstern und ähnlichem verarbeitet werden. Und auch harte Kunststoffe, Polycarbonate, etwa für Laptop- und Smartphone-Gehäuse, sind dann weniger gefragt.

Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hat Covestro schon über ein Jahr als Übernahmeziel auf dem Zettel. Denn die Bewertung des Konzerns habe unter der Summe gelegen, die es bräuchte, alle Produktionsanlagen nachzubauen. Zudem überzeuge das Unternehmen mit seiner ausgereiften Technologie und Kostenführerschaft in der Produktion.

Neben seiner Bewertung des Unternehmens berücksichtigt Mayer auch eine mögliche Übernahme mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent zu einem Preis von 70 Euro je Anteilsschein. Nach der Ankündigung vom Freitag könnte diese Wahrscheinlichkeit steigen, schrieb der Experte in einer am Montag vorliegenden Studie.

Auch für Analyst Sebastian Satz von der britischen Investmentbank Barclays sind die kolportierten 60 Euro je Aktie eher niedrig. Der Betrag könne aber ausreichen, um Übernahmegespräche zu beginnen, da die Aktie des Kunststoffkonzerns in der jüngsten Vergangenheit selten über diesem Niveau gehandelt worden sei, hatte der Experte Mitte August erklärt.

Christian Faitz vom Investmenthauses Kepler Cheuvreux sieht ebenfalls Spielraum über 60 Euro. Ein strategischer Investor könnte bis zu 70 Euro je Papier auf den Tisch legen, glaubt er. Covestro würde "hervorragend" zu Adnoc passen als Marktführer bei Polyurethanen und Polycarbonaten mit modernen Produktionsanlagen und einer mehr als interessanten Kundenliste, die die gesamte Automobil-Wertschöpfungskette ebenso umfasst wie zahlreiche Hersteller von Haushalts- und Unterhaltungselektronik und viele mehr.

Adnoc baut seit einiger Zeit sein Engagement rund um das Chemiegeschäft aus. Der Konzern fördert fast das gesamte Öl für die Vereinigten Arabischen Emirate. Er hat Investitionspläne in Höhe von 150 Milliarden US-Dollar (140,2 Mrd Eur), um sein Geschäft in den Bereichen Erdgas, Chemikalien und saubere Energie weltweit zu erweitern.

Denn die Ölproduzenten am Persischen Golf wollen ihr bisher auf den Verkauf von Rohöl, Benzin und Diesel konzentriertes Geschäft auf eine breitere Basis stellen. Ausserdem versucht Adnoc so, seine Position in der Konkurrenz mit dem Ölkonzern Saudi Aramco zu verbessern.

Im vergangenen Jahr hatte Adnoc bereits Anteile am österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV erworben.

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