Diese deutschen Aktien sind zurzeit unterbewertet

Zahlreiche deutsche Aktien notieren zurzeit im unterbewerteten Bereich. Hier ein Blick auf die aktuellen Morningstar-Ratings. 

Antje Schiffler 21.08.2024
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deutsche böerse

Morningstar-Analysten beobachten rund 1.740 Aktien. Diese werden mit Sternen bewertet - je nachdem, ob der Analyst die Aktie für über- oder unterbewertet hält. Die Titel, die als unterbewertet gelten, erhalten ein Sterne-Rating von 4 und 5. Überbewertete Aktien erhalten 1 oder 2 Sterne. Wir blicken heute auf die 49 deutschen Unternehmen in der Abdeckung.

Die Aktienmärkte erlebten einen turbulenten Monat. Der Morningstar Germany Index GR stürzte in der ersten Augustwoche über 6% ab, konnte die Verluste aber seitdem wieder mehr als wett machen. 

Nach den Kursturbulenzen rangieren noch 26 Titel im unterbewerteten Bereich - genausoviele wie bei unserer letzten Analyse. 

 

Die Methodik: Unsere Analysten bewerten Aktien anhand der Kennzahl Kurs/Fair Value. Ein Kurs-/Fair Value-Verhältnis von 1 bedeutet, dass das Unternehmen fair bewertet ist, während ein Wert um 2 bedeutet, dass er doppelt so hoch bewertet ist wie der faire Wert, und die Aktie somit überbewertet ist.

Dies heißt also, dass wir davon ausgehen, dass Anleger über einen mehrjährigen Anlagehorizont hinweg eine Rendite erzielen würden, die unterhalb einer angemessenen risikobereinigten Rendite liegt. Das Sterne-Rating für Aktien wird bei Marktschluss börsentäglich neu berechnet. Das Kurs-/ Fair Value-Verhältnis einer Aktie wird also fortlaufend aktualisiert. 

 

Diese Aktien rutschten in den unterbewerteten Bereich 

Vier Titel sind dabei neu in den unterbewerteten Bereich gerutscht: Commerzbank AG, Delivery Hero SE, Puma SE und Siemens AG. Die Schätzungen des fairen Wertes für die 26 Titel blieben indes unverändert. Hier die aktuellen Einschätzungen unserer Analysten.

 

Commerzbank-Ergebnisse: Russland-Rückstellungen trüben vertriebsorientierte Turnaround-Story 

Niklas Kammer, CFA, Equity Analyst, 8 August 2024

Die Commerzbank meldete ein ordentliches zweites Quartal mit einer Eigenkapitalrendite von 7,1%. Eine unveränderte Prognose und eine operative Performance, die den Ausblick des Managements für 2024 stützt, waren positiv, aber eine Rückstellung für ein russlandbezogenes Gerichtsverfahren in Höhe von €95 Millionen zusätzlich zu den laufenden Rückstellungen, die die Commerzbank für Devisenkredite in der mBank bucht, hinterließ einen sauren Beigeschmack.

Die Ankündigung einer ersten Tranche von Aktienrückkäufen in Höhe von €600 Millionen steht im Einklang mit der Equity Story der Commerzbank, die auf eine Verbesserung der Performance und damit auf höhere Ausschüttungen an die Aktionäre abzielt. Die Ungewissheit über weitere Geldbußen im Zusammenhang mit dem Russland-Fall, die die Ausschüttungen in diesem Jahr dämpfen könnten, wie das Management betont, ist jedoch eine unwillkommene Ablenkung. Wir halten an unserer Fair Value-Schätzung von €15,80 je Aktie und unserer Bewertung „no moat“ fest. Der Nettozinsertrag ging von €2.126 Mio. auf €2.048 Mio. zurück, da die Bank die erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank verkraftet hat und gleichzeitig die höheren Zinsen an die Einleger weitergeben musste.

Die Nettoeinnahmen aus dem Provisionsgeschäft waren mit €879 Mio. (+4,5%) anständig und entsprechen dem Wachstumsziel von 4% für das Gesamtjahr. Die operativen Aufwendungen zeigen erwartungsgemäß einen leichten Aufwärtstrend, da die Bank in ihr mBank-Segment investiert und inflationsbedingte Gehaltserhöhungen durch Sparmaßnahmen ausgleicht. 

 

Puma Ergebnisse: Unterbewertete Aktien nach negativer Reaktion auf ein weitgehend ausgeglichenes Quartal

David Swartz, Senior Equity Analyst, 7 August 2024

Die Aktien von Puma fielen am 7. August um 11%, als die Anleger auf die Schwäche im Schuhgeschäft und in Europa sowie auf eine kleine Änderung der Prognose reagierten. Konkret senkte das Unternehmen die Mitte seiner EBIT-Prognose für 2024 um etwa 2% auf €645 Mio., da die Nachfrage nach Sportbekleidung allgemein schwach bleibt. Unsere Schätzungen stimmen jedoch mit den Ergebnissen und dem Ausblick überein. Wir ändern unsere Fair Value-Schätzung von €47,50 nicht und halten die Aktie auch nach dem Rückgang für unterbewertet. Auch wenn wir Puma als ein Unternehmen einstufen, das keine Gewinne macht, glauben wir, dass das Unternehmen Stärken hat, darunter sein Engagement im Fußball und in anderen großen Sportarten sowie sein weltweiter Vertrieb.

 

Siemens-Ergebnisse: Teilsegmente Elektrifizierung und Software stützen solides Quartal

Matthew Donen, CFA, Senior Equity Analyst, 8 Aug 2024 

Wir halten an unserer Fair Value-Schätzung von €180 fest, nachdem Wide Moat Siemens ein starkes drittes Quartal mit einem soliden organischen Umsatzwachstum im Einklang mit dem Konsens des Unternehmens und einem Anstieg des operativen Gewinns um 11%, der über den Erwartungen lag, verzeichnete. Die robuste Performance wurde durch die Teilsegmente Elektrifizierung und Software gestützt und glich die anhaltende Schwäche im Bereich Automatisierung aus. Während die Prognose für das Gesamtjahr beibehalten wurde, geht das Management nun davon aus, dass das untere Ende des organischen Umsatzwachstums von 4%-8% aufgrund der Schwäche im Segment der digitalen Industrien erreicht wird, was mit unseren Prognosen übereinstimmt. Aktien sind geringfügig unterbewertet.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.