Während Rivalen wie Volkswagen und Mercedes-Benz nach dem dritten Quartal Abstriche an ihren Gewinnplänen machen mussten, kommt BMW bis dato besser mit dem Umfeld zurecht als von Experten gedacht. Das Management um Chef Oliver Zipse bestätigte am Freitag die Jahresziele, auch wenn Währungseffekte und höhere Vorleistungskosten bremsten. Die in diesem Jahr ohnehin vergleichsweise gut gelaufene Aktie zog nach Handelsstart an.
Das im Dax notierte Stammpapier gewann am Freitag in einem freundlichen Börsenumfeld fast drei Prozent. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sprach von einem starken Quartal mit einem starken Barmittelzufluss (Free Cashflow). Die operative Marge sei etwas besser ausgefallen als erwartet, schrieb Experte Philippe Houchois vom Investmenthaus Jefferies.
In diesem Jahr hat der BMW-Kurs trotz der Schwäche in den vergangenen Wochen bisher gut zwölf Prozent an Wert gewonnen und liegt damit im europäischen Hersteller- und Zulieferer-Branchenindex Stoxx 600 Europe Automobiles & Parts in der Spitzengruppe. Zum Vergleich: Volkswagen-Vorzüge verzeichnen ein Minus von gut zehn Prozent seit Jahresbeginn, die Scheine von BMW-Erzrivale Mercedes-Benz verloren gut fünf Prozent.
Die Autobranche steht laut Experten von schwierigeren Zeiten. In den vergangenen Jahren profitierten die Hersteller davon, dass die Verkaufspreise von Neu- und Gebrauchtwagen deutlich anzogen wegen stockender Produktion bei gleichzeitig hoher Nachfrage. Angesichts schlechterer Aussichten für die Weltwirtschaft, hoher Inflation und hoher Zinsen droht sich die Nachfrage von Unternehmen und Privatkunden jedoch einzutrüben. In einigen Marktsegmenten - etwa dem günstigeren Segment bei Elektroautos in China - ist daher bereits eine offene Rabattschlacht ausgebrochen.
BMW kann sich dem nach eigenen Angaben noch weitgehend entziehen. Vor allem, weil das Unternehmen mit seinen Modellen weniger stark im Massenmarkt vertreten ist. Allerdings sprechen auch die Münchener von einem hohen Konkurrenzdruck in China.
Der Konzern fuhr im dritten Quartal mehr Umsatz und Gewinn im Tagesgeschäft ein als erwartet. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern legte im Jahresvergleich trotz des höheren Anteils noch nicht so lukrativer Elektroautos um 18,2 Prozent auf 4,35 Milliarden Euro zu, wie das Dax-Unternehmen in München mitteilte. Experten hatten mit etwas weniger operativem Gewinn gerechnet.
Die viel beachtete operative Marge im Kerngeschäft mit dem Autobau stieg um fast einen Prozentpunkt auf 9,8 Prozent. Abschreibungen auf den Kaufpreis der im vergangenen Jahr übernommenen Anteile am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen BMW Brilliance Automotive (BBA) fielen etwas geringer aus als ein Jahr zuvor, zudem entlasteten Währungseffekte die Umsatzkosten etwas. Die gestiegene Marge unterstreiche aber vor allem die gute operative Leistung der Sparte, hiess es von BMW.
"Wir steuern unser Kerngeschäft auf einem langfristigen und profitablen Wachstumskurs", sagte Finanzchef Walter Mertl. "Dafür investieren wir umfassend in unsere Zukunft: Wir digitalisieren und elektrifizieren unsere Produkte und entwickeln das gesamte Unternehmen in eine neue Dimension."
Den Umsatz steigerten die Bayern auch dank gestiegener Auslieferungen trotz des Gegenwinds vom stärkeren Euro um 3,4 Prozent auf 38,5 Milliarden Euro. BMW hatte im dritten Quartal 621 699 Autos an die Kunden ausgeliefert, ein Plus von knapp 6 Prozent. Im vierten Quartal sollen die neuen Modelle vom 5er und vom X2 nochmals Schwung geben. Insgesamt rechnet BMW dieses Jahr mit einem Auslieferungsplus von 5 bis 10 Prozent.
Der Anteil der Vollelektromodelle stieg im dritten Quartal deutlich von 8,9 Prozent ein Jahr zuvor auf 15,1 Prozent. Einen Anteil von 15 Prozent hat sich BMW auch für das Gesamtjahr vorgenommen. Vor allem die Batteriemodelle i4 und iX liefern hier Wachstum.
Dabei sind die Elektroautos in aller Regel noch nicht so rentabel wie gleichartige Verbrenner. Mit der 2025 an den Start gehenden neuen Modellreihe "Neue Klasse" will BMW dann Margen auf Verbrennerniveau erzielen. Dafür steckt BMW viel Geld in die Entwicklung der Modelle und in die Technik. Die in die Gewinnrechnung einfliessenden Forschungs- und Entwicklungskosten stiegen im dritten Quartal um fast drei Prozent auf 1,8 Milliarden Euro.
Unter dem Strich belasteten höhere Steuern und negative Effekte bei Zinssicherungsgeschäften. Das Finanzergebnis drehte von einem positiven in einen negativen Wert. Der Konzernüberschuss ging damit um 7,7 Prozent auf 2,93 Milliarden Euro zurück.
Die Jahresprognose bestätigte das Management um Chef Oliver Zipse. Die Rivalen Volkswagen und Mercedes-Benz hatten bei ihren Gewinnaussichten wegen der schwachen Branchensituation und Lieferkettenproblemen zuletzt etwas zurückrudern müssen.
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