Anhaltend schwache Geschäfte in der Laborsparte und mit Halbleitermaterialien haben dem Darmstädter Merck-Konzern ein weiteres Quartal vermiest. Belastend hinzu kamen verstärkte negative Währungseffekte. Einzig das Pharmageschäft lief von Juli bis September erneut stark. Weil die Darmstädter jedoch weniger lukrative Produkte verkauften, brach das Betriebsergebnis stärker ein als der Umsatz. Das Management um Konzernchefin Belen Garijo wird zwar mit Blick auf das Jahr nun noch etwas zurückhaltender. An der Börse jedoch zog die Aktie am Morgen um mehr als vier Prozent an, denn am Markt wurde zuvor mit einem schlechteren Jahresviertel gerechnet.
Im dritten Quartal sank der Umsatz konzernweit im Vergleich zum Vorjahr um fast elf Prozent auf 5,17 Milliarden Euro, wie das Dax-Unternehmen am Donnerstag in Darmstadt mitteilte. Weil zugleich im Verkauf der Anteil profitabler Produkte sank, brach das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um ein Fünftel auf knapp 1,45 Milliarden Euro ein. Damit schnitt der Pharma- und Spezialchemiekonzern leicht unter der Umsatzerwartung der Analysten ab, verdiente aber mehr als gedacht. Unter dem Strich sank der Gewinn auf 740 Millionen Euro, ein Jahr zuvor waren es noch 926 Millionen gewesen.
Die Führung um Konzernchefin Belen Garijo erwartet das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) nun nur noch am unteren Ende der Bandbreite von 5,8 bis 6,4 Milliarden Euro. Dies sei so am Markt aber bereits erwartet worden, sagte ein Händler am Morgen. Der Umsatz soll leicht unterhalb des Mittelwerts der Spanne von 20,5 bis 21,9 Milliarden Euro herauskommen.
Die Spannen hatte Merck bereits im Sommer wegen der schwierigen Lage im Labor- und Halbleitergeschäft gekürzt. 2022 hatte der Konzern noch einen Umsatz in Höhe von gut 22,2 Milliarden Euro und ein bereinigtes Betriebsergebnis von 6,85 Milliarden Euro erreicht.
"Wir bleiben diszipliniert auf Kurs, um nicht nur unsere Ziele für das Geschäftsjahr 2023, sondern auch unsere mittelfristigen Ziele zu erreichen. Bereits 2024 erwarten wir die Rückkehr zu organischem Umsatzwachstum", bekräftigte Garijo laut Mitteilung.
Die Darmstädter hatten im Corona-Boom lange von einer starken Nachfrage von Impfstoffherstellern -und forschern profitiert, doch inzwischen schlägt das Pendel in die entgegengesetzte Richtung: Schon länger schwächelt der Bedarf insbesondere aus der Biotechindustrie. Viele Kunden bauen stattdessen ihre in der Pandemie aufgestockten Lager ab. Das sorgte auch im dritten Jahresviertel in der Laborsparte des Konzerns für rückläufige Erlöse, der Bereich musste dabei einen Einbruch im Betriebsergebnis verkraften.
Wie Merck weiter mitteilte, wird für die Geschäftseinheit Process Solutions, die sich auf das Geschäft rund um die pharmazeutische Entwicklung und Herstellung konzentriert, ab Mitte des vierten Quartals eine schrittweise Erholung der Auftragslage erwartet. Das sollte sich im Laufe des ersten Halbjahres 2024 positiv auf die Umsatzentwicklung auswirken, hiess es.
Seit einiger Zeit läuft bei den Südhessen auch das Geschäft in der überwiegend auf die Halbleiterindustrie ausgerichteten Elektroniksparte alles andere glänzend, denn die allgemeine Marktlage gilt als angespannt. Das Management prophezeite bereits zur Vorlage der Halbjahreszahlen im Sommer, dass sich die ursprünglich noch für dieses Jahr erhoffte Erholung in der Sparte wohl bis 2024 verzögern werde. Im vergangenen Quartal federten gute Geschäfte mit Flüssigkristallen und Farbpigmenten den Umsatzrückgang im Elektronikgeschäft ab, doch das bereinigte Betriebsergebnis des gesamten Geschäftsbereichs fiel deutlich.
Im Arzneigeschäft profitierte Merck insbesondere von einem guten Lauf mit Krebsarzneien wie Bavencio und Erbitux. Insgesamt verbuchte auch die Pharmasparte bei leicht gesunkenem Umsatz wegen negativer Wechselkurseffekte einen Ergebnisrückgang.
Wegen der schwierigen Situation hat das Unternehmen bereits Konsequenzen gezogen. So sollen bis Ende dieses Jahres in der Pharmasparte rund 200 Stellen wegfallen. Bis zu 550 weitere Stellen sollen bis Ende 2024 in Zentralfunktionen wie IT, Einkauf, Personal und Recht abgebaut werden. Darüber hinaus wurde zuletzt bekannt, dass in der Elektroniksparte eine Sparrunde notwendig wird, bei der Merck ebenfalls personelle Anpassungen nicht ausschliesst. Betriebsbedingte Kündigungen sind dem Konzern durch eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2025 hingegen nicht möglich.
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