Zurzeit gibt es Probleme mit unserem Portfolio Manager-Tool. Wir arbeiten an einer schnellen Lösung. Danke für Ihre Geduld.

Deutsche Bundesbank warnt Banken vor Risiken der Zinswende

Die negativen Auswirkungen der rasant gestiegenen Zinsen könnten Deutschlands Banken nach Einschätzung der Bundesbank noch zu schaffen machen.

awp international 23.11.2023
Facebook Twitter LinkedIn

Frankfurter Skyline

Insgesamt wäre es verfrüht, Entwarnung zu geben, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch am Donnerstag in Frankfurt. Denn die Effekte der gestiegenen Zinsen seien noch nicht vollständig eingetreten.

"Zum einen sind erhöhte Konjunkturrisiken an den Finanzmärkten bisher kaum eingepreist", führte Buch aus, die zum 1. Januar 2024 zur Europäischen Zentralbank (EZB) wechseln und dort oberste Bankenaufseherin werden wird. "Angesichts hoher makroökonomischer Unsicherheit besteht ein erhöhtes Risiko von Korrekturen der Marktpreise und entsprechenden Verlusten."

Höhere Sparzinsen schmälern Ertrag der Banken

Zum anderen dürften die Zinsaufwendungen der Banken steigen und somit das zuletzt deutlich gestiegene Zinsergebnis wieder zurückgehen. Viele Geldhäuser profitieren davon, dass die EZB seit Juli 2022 zehn Mal in Folge die Leitzinsen im Euroraum angehoben hat, weil sie zum Beispiel an höheren Kreditzinsen verdienen und selbst wieder Zinsen bekommen, wenn sie Geld bei der EZB parken.

Allerdings zeigen Simulationen der Bundesbank: Hätten die Banken höhere Zinsen ähnlich schnell wie in der Vergangenheit an Sparerinnen und Sparer weitergegeben, wäre der Zinsüberschuss in diesem Jahr um 29 Milliarden Euro und damit um ein Drittel niedriger ausgefallen.

Stockende Kreditnachfrage

"Gleichzeitig wird es schwieriger, steigende Zinskosten über höher verzinste Neukredite auszugleichen", erläuterte Buch. Viele Banken haben langlaufende Kredite mit verhältnismässig niedriger Verzinsung in ihren Büchern, die Nachfrage nach neuen Finanzierungen war in den vergangenen Monaten schwach.

Auf dem Immobilienmarkt hat die Zinswende zu fallenden Preisen geführt. "Kurzfristig sehen wir insbesondere Risiken aus dem Gewerbeimmobiliensektor", sagte Buch. "Risiken aus der Finanzierung von Wohnimmobilien sind noch begrenzt, sollten aber im Fokus von Instituten und Aufsicht bleiben."

Zudem dürfte der Umbau der Wirtschaft zu mehr Klimaneutralität nach Einschätzung der Bundesbank die Gefahr erhöhen, dass Kredite nicht mehr bedient werden. Der anstehende Strukturwandel bedeute auch "mehr Insolvenzen und steigende Kreditrisiken", führte Buch aus.

Bisher habe das deutsche Finanzsystem den Zinsanstieg gut verkraftet. Die Banken sollten nach Dafürhalten der Bundesbank ihre zuletzt gestiegenen Gewinne aber dazu nutzen, ihre Widerstandsfähigkeit für Stressphasen zu stärken.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

awp international  versorgt Morningstar mit einer laufend aktualisierten Berichterstattung über das globale Wirtschaftsgeschehen und die Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten.